Tunesien - die Adler von Karthago

Nach französischen Vorbild wurde der tunesische Fußball seit den 90er Jahren professionalisiert. In Internatsschulen werden junge Talente systematisch zum Erfolg geführt. Die Mühen haben sich bereits gelohnt. Nach dem Debüt 1978 konnte Tunesien seit 1998 jetzt schon zum dritten Mal in Folge an einer WM teilnehmen.



2004 gewannen die Adler von Karthago außerdem den Afrika-Cup und nahmen ein Jahr später am Confederations Cup in Deutschland teil.

Roger Lemerre Trainer mit harter Hand

Ihr Trainer war damals wie heute der Franzose Roger Lemerre, der sein Team mit militärisch-hartem Drill führt. Als Lemerre seinen Dienst in Tunesien 2002 antrat, wurde er zunächst skeptisch begutachtet.

Das lag an dem peinlichen Ende seines Jobs als französischer Nationaltrainer: Bei der WM 2002 musste seine Mannschaft als Titelverteidiger das Turnier bereits nach der Vorrunde ohne einen einzigen Sieg verlassen.

Doch seine Erfolge bei den Adlern machten ihn für die Nordafrikaner glaubwürdig.

Glück in der Qualifikation Pech mit Star Santos

Kein leichtes Spiel hatten die Tunesier in der WM-Qualifikation, die sie erst mit zwei knappen Unentschieden gegen Marokko errangen. Zu ihrem Glück verhalf ihnen auch ein Eigentor der Marokkaner.

Ob die WM für das Team so glimpflich weitergeht ist fraglich. Besonders weil ihr Stürmer-Star Santos für die ersten beiden Spiele ausfallen wird. Ausgerechnet bei letzten Testspiel hatte er sich eine schwere Knieverletzung zugezogen.

Der eingebürgerte Brasilianer, der mit vollem Namen Francileudo Silva dos Santos heißt erzielte bei der Qualifikation sechs Tore und beim Afrika-Cup vier. Ein herber Schlag, dass die Tunesier nun auf ihn verzichten müssen.

Sichere Abwehr Dank Jaidi

Auch Verteidiger Radhi Jaidi gehört zu den Stars des Teams. Vom tunesischen Erstligisten Espérance wechselte er ablösefrei in die englische Premier League zu den Bolton Wanderers und machte dort eine gute Figur. Der 31jährige trug dazu bei, den Wanderers einen UEFA-Cup-Platz zu sichern.

Während viele seiner Kollegen in Frankreich unter Vertrag stehen, verdienen die Mittelfeldspieler Adel Chedli und Jawhar Mnari beim 1. FC Nürnberg ihr Geld.

In Gruppe H müssen die Tunesier ihr Können gegen Saudi-Arabien (14. Juni), Spanien (19. Juni) und die Ukraine (23. Juni) beweisen.

Text: LM 12.06.06, Fotos: Puma

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