Trinidad und Tobago - kleines Land mit großer Leidenschaft

Der karibische Inselstaat ist nur gut fünf Quadratkilometer groß und damit das kleinste Land, das bei der WM vertreten ist. Es besteht aus zwei Inseln und ist dem südamerikanischen Staat Venezuela vorgelagert. Die 1,3 Millionen Menschen, die hier leben, haben pro Einwohner noch weniger Platz als wir in Deutschland. Während bei uns auf einen Quadratkilometer 231 Menschen kommen, wohnen dort sogar 254 auf der gleichen Fläche.


 Flagge von Trinidad und Tobago

135 Fußballvereine gibt es im Inselstaat, in dem nur jeder 46. Bewohner aktiver Fußballspieler ist (zum Vergleich: jeder 13. Deutsche kickt in einem der insgesamt über 26.000 Vereine).

Doch all diese Zahlen werden locker aufgewogen durch die Begeisterung der Sportler und ihrer Fans. Small Country, big passion kleines Land, große Leidenschaft, so lautet denn auch das Motto der Nationalmannschaft aus dem karibischen Inselstaat.








Die Mannschaft: Hinten von links: Kenwyne Jones, Marvin Andrews, Kelvin Jack, Avery John, Dennis Lawrence, Dwight Yorke. Vorne von links: Christopher Birchall, Carlos Edwards, Gray Cyd, John Stern, Aurtis Whitley.



 

Vom absoluten Außenseiter in die WM - Endrunde

Bisher gelang es den Soca Warriors, der Mannschaft aus Trinidad & Tobago noch nie, sich für eine Fußballweltmeisterschaft zu qualifizieren. Zehn vergebliche Anläufe hatten die Trinis, wie sie sich selbst nennen, bereits unternommen.

Im CONCACAF Gold Cup, an dem die Nationalmannschaften Nord- und Mittelamerikas sowie der Karibik teilnehmen, erreichten die Soca Warriors im Jahr 2000 den dritten Platz. Ihre bisher beste Leistung.

Auch die Qualifikation für die diesjährige WM war für die Trinis nicht einfach. Mit 20 Spielen brauchten sie den längsten Anlauf aller WM-Teilnehmer für die Qualifikation. (Zum Vergleich: Australien musste nur 9 Spiele absolvieren). Zunächst sah es so aus, als hätten sie mal wieder keine Chance.

Langer Anlauf zu den entscheidenden Toren

Die Qualifikationsspiele für die Sechser-Auswahl aus der CONCACAF-Gruppe begannen ungünstig: Aus den ersten drei Spielen holten Trinidad und Tobago nur einen einzigen Punkt. Doch dann kam der routinierte, bekannte, niederländische Trainer Leo Beenhakker und die Stimmung der Spieler besserte sich.

Trotzdem blieb es bis zuletzt spannend. Einem Sieg gegen Panama (2:0) folgten Niederlagen gegen Mexiko (0:2) und die USA (0:1). Während sich die Spieler aus Trinidad und Tobago gegen Guatemala mit 3:2 durchsetzten konnten, verloren sie gegen Costa Rica (0:2) erneut, sodass das letzte Spiel gegen die Favoriten aus Mexiko alles entschied. Völlig unerwartet gingen Trinidad und Tobago mit 2:1 aus der Partie. Das Besondere: Nach einem verschossenen Elfmeter und einem 0:1 Rückstand holten sie auf und wendeten das Blatt.

Nun kam es nur noch auf die Play-Offs gegen Bahrain an. 1989 war Trinidad und Tobago schon einmal bis hierher gekommen, scheiterte dann aber durch ein knappes 0:1 gegen die USA. Damit verpassten sie damals die Teilnahme an der WM 1990 in Italien.

Diesmal wollten sie es schaffen. Doch das erste Spiel gegen Bahrain endete mit einem Remis (1:1). Das Rückspiel am 16. November 2005 entschied die Mannschaft aus der Karibik mit 1:0 für sich und kann jetzt in die Endrunde der WM einziehen.

Karibische Begeisterung in Deutschland

Damit ist Trinidad und Tobago nach Kuba (1938), Haiti (1974) und Jamaika (1998) erst das vierte karibische Land, das jemals an einer Fußballweltmeisterschaft teilnahm.

Der Sieg gegen Bahrain löste Begeisterungsstürme im Inselstaat aus. Der Premierminister Patrick Manning erklärte den Tag kurzerhand zum Feiertag und die ganze Republik jubelte.

In Deutschland trifft die Mannschaft aus Trinidad und Tobago in der Gruppe B auf England, Schweden und Paraguay. Zu erkennen sind die Trinidadians am roten Trikot mit roten Stutzen. Werden die Außenseiter auch hier in letzter Minute alle in Erstaunen versetzen? Am 10. Juni um 18 Uhr gehts in Dortmund los gegen Schweden.

Die Spieler aus Trinidad und Tobago

Die meisten Spieler der 23-köpfigen Nationalmannschaft von Trinidad und Tobago stehen bei britischen Vereinen unter Vertrag. Nur der Wackelkandidat Evans Wise spielt in Deutschland beim SV Waldhof Mannheim (Oberliga). Wise käme allerdings nur zur WM, wenn der Stürmer Cornell Glenn (Los Angeles Galaxy) seine Achillessehnenverletzung nicht rechtzeitig überstanden hätte.

Die Stars



Kapitän der Mannschaft ist Dwight Yorke (33), der viele Jahre in der englischen Premier League spielte, u. a. bei Manchester United (1998-2002). Mit ManU gewann Yorke unter anderem dreimal in Folge die englische Meisterschaft (1998/99-2000/01). Derzeit stürmt er für den Sydney FC in Australien.

Eine grandiose Torbilanz hat sein Sturmkollege Stern John vorzuweisen: 64 Treffer in 91 Länderspielen. John spielt in der zweiten englischen Liga bei Derby Country.

Und dann ist da noch der 37-jährige Mittelfeldspieler Russell Lapaty, der zur Zeit als Assistenztrainer beim schottischen Erstligisten Falkirk arbeitet. Ohne seine Erfahrung und seinen Überblick wäre die Vorrunde wohl nicht so glimpflich verlaufen. 2001 schied er aus der Nationalmannschaft aus und feiert jetzt sein Comeback.

Text: LM 19.05.06 Foto: www.socawarriorstt.com

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