Südkorea: Die roten Tiger greifen an

Mit 13 Nachwuchskickern und zehn erfahrenen Spielern möchte das Team von Südkorea bei der Weltmeisterschaft für Furore sorgen. Die Tiger in den rot-blauen Trikots, die seit 2005 vom Niderländer Dick Advocaat trainiert werden, sind schon zum sechsten Mal in einer Endrunde mit von der Partie und damit die erfolgreichste asiatische Mannschaft beim wichtigsten Fußballturnier der Welt.



Für einen riesigen Fußball-Boom sorgten die Südkoreaner bei der WM 2002 im eigenen Land. Durch Siege über Italien und Spanien konnten sie sich nicht nur Respekt und einen sensationellen vierten Platz erspielen, am Ende hatten sie sich auch ihren neuen Spitznamen die roten Teufel redlich verdient. Weitere große Erfolge auf dem eigenen Kontinent: Zwei Mal Sieger bei der Asienmeisterschaft (1956, 1960) und drei Goldmedaillen bei den Asienspielen (1970, 1978,1986). 

Neben Baseball gehört Fußball in Korea zu den beliebtesten Sportarten vor allem als Zuschauersportart. Das dürfte sicherlich einer der Gründe dafür gewesen sein, warum Korea zusammen mit Japan als Gastgeberländer der ersten WM in Asien ausgewählt wurden. Gekickt wird in Korea schon seit 1882. Britische Soldaten brachten das Spiel von der Insel nach Asien. Obwohl Geschichtsbücher darauf hinweisen, dass schon 50 Jahre vor Christus ein fußballähnlicher Sport namens chuk-guk in Korea zu den Körperertüchtigungen gehörte.



Anfang des 20. Jahrhundertst war der Siegeszug des runden Leders in Korea dann nicht mehr aufzuhalten. 1904 nahm die königliche Fremdsprachenschule Fußball in den Lehrplan auf, womit das Spiel systematisch unterrichtet wurde.

Das erste öffentliche Fußballspiel bestritten die Mannschaften des Hwangson-YMCA und des Korea Sports Club 1921. Die Geburtsstunde des koreanischen Fußballs! Im Verlauf der 20er Jahre bekam die Sportart dann einen organisierteren und offizielleren Charakter. Es gab landesweite Wettkämpfe und 1928 wurde der koreanische Fußballbund gegründet.



In den kommenden Jahrzehnten entwickelte sich Fußball schnell zum Breitensport. Zumal es von jedermann ausgeübt werden konnte und keine spezielle Ausrüstung erforderlich war. Während der Besatzungszeit durch die Japaner war das Kicken in Korea für die Menschen auch eine Möglichkeit, Frust abzubauen und die Hoffnung auf Unabhängigkeit nicht zu verlieren. Ein Traum, der sich 1948 erfüllte.

Seit den 60er Jahren entwickelte sich Korea zu einer wahren Fußballmacht und gewann mehrere wichtige Turniere auf dem eigenen Kontinent. Mit der Einführung einer Profiliga 1983 der ersten ihrer Art in Asien wurde der Fußball noch einmal gestärkt. Seit 1986 sind die Südkoreaner ununterbrochen bei der WM-Endrunde vertreten. Auch die Qualifikation für 2006 gelang gegen Usbekistan, Saudi-Arabien und Kuweit mühelos. Am Ende mussten die Tiger nur den Saudis den Vorrang lassen. 



Was die Betreuung ihrer Nationalmannschaft betrifft, so holen sich die Koreaner seit vielen Jahren Unterstützung aus dem Ausland. Inzwischen gibt es so etwas wie eine niederländische Trainertradition. Mit Dick Advocaat hat schon der dritte holländische Coach in Folge auf der Bank der Teague Warriors (= Krieger aus Korea) Platz genommen. Der Niederländer hat es nicht leicht, weil er sich ständig an dem Erfolg von Guus Hiddink messen lassen muss, der während der WM 2002 zum Nationalhelden in Südkorea aufstieg.

Wie stark Südkoreas Chancen bei der WM stehen, ist schwer einzuschätzen. In der Vorrunde sind  Frankreich, der Weltmeister von 1998, sowie Togo und die Schweiz zu bezwingen. Trainer Advocaat setzt bei der Mannschaft auf eine ausgeglichene Mischung von Neulingen und erfahrenen Profis. Unbestrittener Star der Mannschaft ist Ji-Sung Park von Manchester United. Der 25jährige Mittelfeldspieler, der auch schon in Holland verpflichtet war, gehörte schon bei der WM 2002 zu den besten Nachwuchsspielern der Welt. Auch fünf seiner Teamkollegen stehen bei europäischen Klubs unter Vertrag.

Text: Nicola Schell / Fotos: Koreanischer Fußballverband

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