Spanien: Der Dauerfavorit aus Südeuropa

Spanien gehört zu den ganz großen Fußballnationen und hat mit Real Madrid und dem FC Barcelona zwei der besten Mannschaften der Welt aufzubieten. Doch wenn es bei internationalen Turnieren um die Wurst geht, bleibt das Nationalteam immer hinter den Erwartungen zurück. Der Mannschaft wird ein regelrechter WM-Komplex nachgesagt. Bei jeder Weltmeisterschaft seit 1950 war bisher immer spätestens im Viertelfinale Schluss.



Dabei gilt das spanische Team traditionell als extrem spielstark und kreativ im Spielaufbau. Bei jedem großen Turnier werden die Spanier deshalb als Mitfavoriten gehandelt. 1950 gelang es ihnen bei der WM immerhin Vierter zu werden. Den bislang wichtigsten Titel holten die Kicker aus Südeuropa allerdings 1964, als sie sich im Finale der Europameisterschaft gegen die Sowjetunion durchsetzten. 



Um das Team für 2006 richtig zu motivieren, hat der spanische Fußballverband vor Wettkampfbeginn eine Prämie ausgeschrieben, die sich sehen lassen kann. 570.00 Euro bekommt jeder Spieler, sollte der Titel diesmal an  La Seleccion, die Auswahl aus Spanien, gehen. Eine höhere Summe wurde noch von keinem anderen Land geboten. Ob es den Spaniern 42 Jahre nach dem EM-Triumph gelingt auch den goldenen FIFA-Pokal zu holen?


Keine Frage Spanien hat grandiose Einzelspieler. Allen voran müssen die Gegner Superstar Raúl fürchten, der in jeder Hinsicht ein Kicker der Superlative ist. 92 Mal hat er sein Land als Nationalspieler unterstützt und dabei 42 Tore geschossen. Außerdem konnte der 28jährige Stürmer, der als 17jähriger in Spaniens Elite-Liga seine einzigartige Karriere begann, je drei Mal mit Real Madrid bei der Landesmeisterschaft sowie bei der Champions-League triumphieren.

Auch könnte es für den Gegner brenzlig werden, wenn David Villa und Fernando Torres vor dem Tor auftauchen. Villa gilt als absoluter Star bei seinem Verein FC Valencia. Bei Heimspielen rufen die Fans unaufhörlich seinen Namen und skandieren "Villa Maravilla" (Villa, das Wunder)". Fernando Torres, der als Supertalent gilt, ist das Aushängeschild von Atlético Madrid.



Sollten die drei Superstürmer mal keine Ideen mehr haben, gibt es immer noch virtuose Ballkünstler wie Luis Garcìa oder Londons jungen Spielmacher Casc Fabregas. Und wenn ein Weltklassetorwart wie Iker Casillas von Real Madrid im Tor steht, kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen. Oder etwa doch?

Ein neuer Wind weht im spanischen Nationalteam jedenfalls seit Trainer Luis Aragonès 2004 das Zepter übernahm. Er senkte das Durchschnittsalter der Spieler zunächst einmal auf 24 Jahre und konzentrierte das Training darauf, dass die Kicker das Spiel durch Ballbesitz dominieren. Unter seiner Führung sind die Spanier seit 18 Spielen ungeschlagen. Dennoch taten sie sich in der Qualifikation hart und wurden nach Serbien-Montenegro nur mit Ach und Krach Gruppenzweiter. Dafür mussten der Favorit aus Gruppe 7 sogar in die Relegation gehen.



In der Vorrundengruppe H dürfte für die Spanier bei der WM 2006 eigentlich nichts schief gehen. Zumindest auf dem Papier betrachtet. Zwischen Tunesien, Saudi-Arabien und der Ukraine sind sie mit Abstand die Favoriten. Doch das müssen sie in der Praxis erst noch beweisen.

Text: Nicola Schell/ Fotos. ADIDAS

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