Polen die weißen Adler

Die besten Zeiten hat der polnische Fußball, so befürchten Anhänger, schon hinter sich. Zumindest herrscht in Fußball-Polen eher Nostalgie als Zuversicht für die WM. Doch der polnische Trainer Pawel Janas ist zuversichtlich.


Flaute in Polens Fußball

Das gilt für die Nationalmannschaft, wie auch für die Profiliga. Viele junge Talente gehen ins Ausland, umso mehr seit Polen 2004 der EU beigetreten ist. In den ausländischen Ligen verdienen sie viel mehr Geld. Der Fußball spiegelt die gesamte wirtschaftliche Situation Polens wider: Von den 38,5 Millionen Polen sind 18 Prozent arbeitslos. Und wer arbeitet, erhäkt vergleichsweise einen geringeren Lohn als in wesentlichen Ländern so auch die Fußballer.

Hinzu kommt, dass sich in Polen gerade in der Hauptstadt Warschau oder auch in Krakau eine sehr gewaltbereite Hooliganszene in den Stadien ausgebreitet hat. Eine Gefahr, die auch die FIFA und die Organisatoren der WM kennen. Deshalb wird es sehr strenge polizeiliche Vorgaben für die polnischen Fans geben.

Aber auch was den sportlichen Erfolg bei der Fußball-WM angeht, herrscht in Polen nur gedämpfter Optimismus. Zu schlecht waren die Ergebnisse in den letzten Jahren. 2002 hatte sich die Mannschaft zwar wieder für eine Endrunde qualifiziert doch musste sie nach Niederlagen gegen Gastgeber Südkorea und Portugal bald wieder abreisen.

Bilanz:

Sechs Mal erreichte die polnische Nationalmannschaft die Endrunde einer Fußball-WM. Zweimal wurde sie WM-Dritter: 1974 und 1982 - bisher die größten WM-Erfolge der Polen. 1974 kam auch der beste Torschütze der Endrunde aus Polen: Es war der schnelle Linksaußen und Rekordnationalspieler Grzegorz Lato (104 Länderspiele), der damals 7 Tore schoss. Außerdem holte das Team 1972 und 1976 bei den Olympischen Spielen in München jeweils die Goldmedaille.

Trainer Pawel Janas

Seit 2002 ist Pawel Janas Trainer der polnischen Mannschaft und seither gilt: nur die Mannschaft ist Star. So sorgte der Chefcoach, der selbst als Verteidiger 1982 WM-Dritter wurde, auch vor der Endrunde für Wirbel, weil er einige Lieblinge der polnischen Fußball-Nation zuhause ließ. Sein 23-Mann starker Kader machte sich im Trainingslager in der Schweiz fit für die Endrunde. Kurz vor der WM, bei einem letzten Gesundheitstest hatte die Mannschaft noch einen schweren Schlag zu verdauen: Bei Mittelfeldspieler Damian Gorawski von FK Moskau wurden Herzprobleme festegestellt. Der 27-jährige musste die WM absagen.

Die offensiven "weißen Adler"

Auf den Trikots tragen die Spieler das polnische Wappen, den weißen Adler, der ihnen auch ihren Namen gegeben hat. Und die weißen Adler setzen vor allem auf einen starke Offensive. Fast alle Spieler der polnischen Auswahl sind im Ausland im Einsatz. Aus der Bundesliga ist zum Beispiel Jacek Krzynowek, der schnelle Mittelfeldspieler und zweimalige polnische Fußballer des Jahres dabei. Er wechselt zur neuen Saison von Bayer Leverkusen zum Vfl Wolfsburg. Auch Ebi Smolarek, von Borussia Dortmund, steht im Aufgebot.

Auch der Star der Mannschaft ist Stürmer: der 29-jährige Maciej Zurawski, der normalerweise für Celtic Glasgow Tore schießt. Ebenfalls bei den Schotten ist Torhüter Artur Boruc unter Vertrag.

Als Schwachstelle im polnischen Team gilt die Verteidigung, die gerade auch in der Vorbereitung einige Mängel aufwies. Umso wichtiger ist die mentale Stärke und die spielerische Geschlossenheit die Pawel Janas mit der guten Qualifikationsrunde unter Beweis gestellt hat. So spielt die Mannschaft um Trainer Pawel Janas wohl eher eine Außenseiterrolle, doch unterschätzen sollte sie sicher keiner - vor allem nicht die deutschen Spieler, die in der Vorgruppe A in Dortmund auf die weißen Adler trifft.

-ab-30.05.2006 Text /  Foto: Puma /Presse

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