Phillipp Lahm: Auf dem Rasen ein ganz Großer
Bei der WM gelang dem Linksverteidiger ein Paukenschlag: Im Eröffnungsspiel schoss er, trotz Gipsarm, das erste Tor in der 6. Minute und eroberte die Herzen der Fans. Und es wäre dem sympathischen Münchner zu gönnen, dass er an diese Form wieder anknüpfen kann und auch bei der EM "eiskalt zuschlägt".
An guten Tagen tritt der 1,70 Meter kleine Phillip Lahm blitzschnell und völlig unverkrampft an. an guten Tagen zieht er auf den Außenbahnen an seinen Gegnern vorbei und hält die gegnerischen Außen in Schach. An guten Tagen serviert er maßgerechte Flanken vors Tor. Aber in der letzten Saison hatte er nicht zu viele gute Tage und musste einige Male von der Bayern Bank aus dem Spielgeschehen tatenlos zusehen.
Nach seinem Traumstart im ersten Spiel der WM 2006 klopften angeblich große Vereine aus England, Spanien und Italien an die Tür. Fußball-Ikone Diego Maradonna sagte dem gebürtigen Münchner eine ganz große Karriere voraus. Doch seither kämpft Lahm vor allem um einen Stammplatz in seinem Team.
Immer einen kühlen Kopf
Selbst Ex-Teammanager Klinsmann war voll des Lobes. Kaum ein Spieler der Nationalelf sei, wie Lahm in der Lage das "Spiel zu lesen". Seine Spezialität ist es außerdem innerhalb kürzester Zeit die Schwächen des Gegners zu erkennen und Konsequenzen daraus zu ziehen. Taktisches Geschick, eine überdurchschnittliche Technik, Kreativität und die Gabe, aus dem Bauch heraus das Richtige zu tun, besitzt er außerdem. Und selbst wenn es auf dem Rasen heiß her geht, behält Phillip Lahm einen kühlen Kopf. Seinen Spitznamen "Paolo" gab ihm übrigens auch Jürgen Klinsmann. In Anlehnung an den italienischen Nationalspieler Paolo Maldini, Lahms Vorbild.
Waschechter Bayer
Seine Bodenständigkeit bezieht Lahm aus dem Umfeld seiner Freunde und der Familie, die im besonders am Herzen liegt. Am 11. November 1983 geboren und aufgewachsen im Münchener Stadtteil Gern hat Lahm, der noch eine zwei Jahre ältere Schwester hat, schon als kleiner Junge im Sportverein seines Viertels gekickt. Dort sind bis heute auch seine Eltern engagiert. Seinen fußballerischen Schliff holte sich der gelernte Bankkaufmann bei FC Bayern, wo er 2001 und 2002 mit der A-Jugend Deutscher Meister wurde.
Steile Karriere
Bei den Erwachsenen spielte sich der unbekümmerte Youngster innerhalb von nur zwölf Monaten vom Regionalliga- zum Nationalkicker hoch. Das Debüt in der Bundesliga folgte im August 2003 beim VFB Stuttgart, der ihn für zwei Jahre vom FC Bayern ausgeliehen hatte. Auf sein erstes Tor bei den Profis musste Phillipp allerdings noch ein ganzes Jahr warten. Nach seinem ersten Länderspiel gegen Kroatien im Februar 2004 rückte der Bayer schnell ins Nationalteam. Erster internationaler Karrierehöhepunkt: Die EM 2004, bei der Deutschland aber schon in der Vorrunde scheiterte.
Ein schwarzes Jahr
Für Philipp Lahm folgte das erste schwarze Jahr seiner jungen Karriere. Ein Ermüdungsbruch im Januar 2005 warf ihn für vier Monate aus der Bahn. Gerade genesen zog er sich im Mai 2005 auch noch ein Kreuzbandriss zu. Doch ein echter Profi lässt sich davon nicht unterkriegen. Im August 2005 lief der selbstbewusste und zielstrebige Außenverteidiger wieder im roten Trikot der Bayern auf und feierte erstmals große Erfolge bei seinem Heimatverein: Deutscher Meister und Deutscher Pokalsieger in der Saison 2005/2006.
Lahm bei der EM
Beim FC Bayern steht Philipp Lahm, der ein großer Fan von Basketball-Legende Michael Jordan ist, noch bis 2012 unter Vertrag. Und natürlich ist er glücklich, dass die Bayern dieses Jahr die Meisterschale und den DFB-Pokal holten. Er hätte nur gern noch besser gespielt. Es wäre ihm zu wünschen, dass er an die tollen Leistungen der WM anknüpfen kann, bei der er alle Spiele komplett absolvierte und ins WM-All-Star-Team gewählt wurde. Vielleicht hilft es ihm, wenn er mit seinen Teamkollegen Billard, Playstation oder Tischtennis spielt - vielleicht ist er dann wieder richtig frei im Kopf und kann seine spielerischen Qualitäten so richtig zur Geltung bringen.
Übrigens: Im Gegensatz zu Lukas Podolski denkt Philipp Lahm noch nicht an eine eigene Familie. Dafür hat er aber zwei langohrige Mitbewohner: Milky-Way und Brownie. Während der EM kümmert sich sicher seine Mutter um die beiden Hasen!
23.5.2008 Text: Nicola Schell - ab- / Fotos: FC Bayern München /DFB
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