Miroslav Klose: Endlich wieder Saltos!

Miroslav "Miro" Klose ist ein Alleskönner im Sturm: schnell, zweikampfstark und ein begnadeter Kopfballer, der aber genau so gut mit beiden Füßen trifft und seinen Mitstürmern zielgenaue Pässe und Vorlagen liefert. Nach wichtigen Toren freut er sich oft mit einem spektakulären Salto. Ansonsten ist er aber kein Showman, sondern eher ein stiller Stratege. Neben Luca Toni bildete Klose in der Saison 2007/08 den Sturm des Meisters.

Ohne Starallüren

Seine ruhige, beherrschte Art auf und neben dem Rasen ist auch der Grund dafür, dass Klose häufig unterschätzt wird. Er hat nicht den Superstar-Rang eines Ballack, Kahn oder Podolski, obwohl er schon bei der WM vor vier Jahren mit fünf Treffern als zweitbester Torschütze nach Ronaldo glänzte und bei der WM 2006 mit sechs Toren Torschützenkönig wurde.

Dennoch taucht er weniger in der Werbung auf als andere und ist nicht der Interviewpartner der ersten Wahl bei den Sportjournalisten. Auch wenn ihm derzeit bei den Bayern Luca Toni den Rang abläuft, bei der EM will Klose wieder beweisen, wie gefährlich er vor dem Tor wirklich ist!




Kein Wunderkind



Man glaubt ihm diese Zielsetzung aufs Wort. Denn Miroslav Klose ist nur deshalb so weit gekommen, weil er immer davon überzeugt war, dass er es schaffen kann, dass er sich immer weiter verbessern wird. Er war nicht das Wunderkind, um das sich die Trainer gerissen haben. Er ist bei Talentsichtungen reihenweise durchgefallen. Und zu seinem ersten Profitraining kam der gelernte Zimmermann nur, weil er Trainer Otto Rehagel gebeten hatte, doch einmal mit den Berufsfußballern trainieren zu dürfen.

Wetten, dass...?


Zum Jubel-Salto gibt es ebenfalls eine schöne Geschichte, die Miroslav Kloses Ehrgeiz untermauert. Die akrobatische Einlage beherrscht der gebürtige Pole nämlich nur deshalb, weil er es einem Mannschaftskollegen aus der Jugend beweisen wollte. Wenn ich mal in der Bundesliga mein erstes Tor mache, so soll Miro gewettet haben, mache ich den Salto. Der Kollege lachte ihn aus. Doch Miroslav Klose kaufte sich eine Matte und begann den Salto zu üben. Im Oktober 2000 zahlte sich die Arbeit aus. Bei seinem neunten Bundesligaeinsatz erzielte er für den 1. FC Kaiserslautern gegen Bremen das 2:0 und seinen ersten Treffer.


Mit acht von Polen nach Deutschland

Auch abseits des Fußballplatzes musste Miroslav Klose kämpfen um anerkannt zu werden. Als er mit seinen Eltern (Vater: Fußballprofi, Mutter: Handballnationalspielerin) von Polen in die Pfalz zog war er acht Jahre alt und beherrschte mit "danke" und "ja" gerade mal zwei deutsche Worte. Statt, wie es seinem Alter entsprach, in die vierte Klasse zu gehen, wurde er wegen der schlechten Sprachkenntnisse in die zweite zurückgestuft. Doch Miro, der von seinen Freunden "Mirek" genannt wird, biss sich durch: Er lernte als erster in der Familie die neue Sprache und neue Freunde auf dem Fußballplatz.

Von der Bezirksliga in die Nationalelf



Sein erster richtiger Verein war der SG Blaubach-Diedelkopf , wo er bis zum Alter von 20 Jahren kickte. Ein Jahr später lief er beim FC Homburg in der Regionalliga auf, 1999 folgte dann der Wechsel zum 1. FC Kaiserslautern. Bei den "Betzen" kam Kloses Karriere dann richtig in Gang. Obwohl er bis zu diesem Zeitpunkt noch ein echter Nobody war, wurde der Stürmer 2001 von Rudi Völler in die Nationalmannschaft berufen. Zu diesem Zeitpunkt buhlte auch Polens Trainer vergeblich um Miro, der bis heute zwei Staatsbürgerschaften besitzt. 

Traumstart 2002

Richtig aufgefallen ist Miroslav Klose dann bei der WM 2002, wo er einen großen Beitrag dazu geleistet hat, Deutschland ins Finale zu schießen. Richtig durchgestartet ist Miro, der inzwischen verheiratet ist und Zwillinge hat, danach aber trotzdem noch nicht. Mit Kaiserslautern konnte er keinen Blumentopf gewinnen und bei der EM 2004 und beim Confed-Cup ein Jahr später kam er wegen Verletzungen gar nicht zum Einsatz. Steil bergauf ging es mit dem Wechsel zu Werder Bremen 2004. Hier entwickelte sich der jetzt 29-jährige innerhalb nur einer Saison vom Kopfballgenie zum Starstürmer und wurde Torschützenkönig.

Fairplay

Eine weitere große Auszeichnung gab es 2005 für Klose, der Fritz Walter und Lance Armstrong zu seinen großen Vorbildern zählt. Er wurde von den deutschen Sportjournalisten zum fairsten Spieler der Saison gewählt. In einem Bundesligaspiel war Klose von einem Spieler offensichtlich gefoult worden. Der Schiedsrichter hatte bereits einen Elfmeter gegeben. Doch Klose erhob Einspruch. Der Gegenspieler habe ihn nicht gefoult, sondern sei unglücklich in ihn hineingerutscht. Zu diesem Zeitpunkt der Partie stand es immerhin 0:0.

Klose in Topform - auch bei der EM?



Bei der WM 2006 zeigte sich Klose als Torschützenkönig von seiner besten Seite. Danach kamen viele Wechselgerüchte auf und schließlich kam er Ende Juni 2007 zum FC Bayern München. Bis zum Jahr 2011 läuft sein Vertrag mit den Bayern, mit denen er in diesem Jahr auch Deutscher Meister und Pokalsieger wurde. Allerdings erzielte Klose in der Rückrunde dieser Saison nur einen Treffer - aber vielleicht hat er sich seine Torgefahr auch für die EM aufgehoben - die deutsche Nationalmannschaft würde es ihm sicher danken!

Übrigens wäre ein EM-Titel auch ein schönes, vorzeitiges Geburtstagsgeschenk, das sich Klose selbst machen könnte, denn er feiert am 09. Juni seinen 30-sten! Na dann...

Nic /ab 23.05.2008 / Fotos: Porträt 1 und Spiel: DFB; Porträt 2: Werder Bremen;

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt