Mexiko El Tri

Der nationale Fußball ist in Mexiko Lebensinhalt. Das Team ist mit 12 Teilnahmen Dauergast bei den WM-Endrunden, und auch 2006 zeigt es sich in bester Form. Beim Confed-Cup 2005 konnte die Mannschaft sogar Brasilien mit 1:0 besiegen.

  


Schon die Mayas sollen Fußball gespielt haben, allerdings mit einem Ball aus Stein, und die Sieger sind anschließend den Göttern geopfert worden. Für die heutigen Mexikaner sind die Spieler selbst die Götter. Fußball ist der Wirtschaftsfaktor des Landes. Die Stars kassieren Gagen, die jenen europäischer Ligen kaum nachstehen, deshalb bleiben die besten Spieler am liebsten im Land. Eine Zeit ohne Fußball gibt es in Mexiko nicht. Selbst in der Pause zwischen den zwei Meisterschaftsrunden pro Jahr wird gespielt, um sich international gut aufzustellen.

7,4 Millionen Mexikaner sind aktive Fußballspieler, das entspricht etwa sieben Prozent der Bevölkerung. 1927 wurde der Fußballverband des Landes gegründet, 1929 trat er der FIFA bei.


Das Land

Mexiko ist mit zwei Millionen Quadratkilometern mehr als fünfmal so groß wie Deutschland, hat aber nur etwa ein Viertel mehr Einwohner (ca. 104 Millionen Deutschland 82 Millionen). In der mit 20 Millionen Einwohnern größten mittelamerikanischen Stadt Mexiko-City könnte man ein Viertel der deutschen Bevölkerung unterbringen.

Reiche Clubs

Nur ein einziger der 18 Erstligavereine ist noch ein klassischer Verein im Sinne des Wortes, die anderen Teams gehören Privatunternehmen: Baufirmen, Brauereien oder Zementfabriken. In Mexiko ist Fußball das Top-Geschäft der Medienmacher: Drei Erstligateams gehören allein dem marktbeherrschenden Giganten Televista, der vier TV-Sender sowie zahlreiche Radiostationen, Zeitungen und Zeitschriften besitzt.  Für die Übertragungsrechte werden einem gegnerischen Verein schon mal zweistellige Millionensummen für die Übertragungsrechte gezahlt und das in Dollars, nicht in Pesos!

Geld wird aber auch in die Förderung des Nachwuchses gesteckt: Die Spieler der U-17 Auswahl sind Weltmeister.

Die Top-Stars der Liga können netto bis zu zwei Millionen Dollar pro Jahr verdienen. Kein Wunder, dass europäische Spielevermittler überwiegend Absagen bekommen. Einzig Spanien ist für mexikanische Spieler noch attraktiv da ist das Wetter nicht so kalt wie in Zentraleuropa.


  

WM-Teilnahmen

Traditionell in Weiß-Grün sind die Mexikaner ein Dauergast bei den WM-Endrunden. Das Land hat sich schon zum 13. Mal qualifiziert, konnte jedoch noch keinen WM-Titel gewinnen. Die größten Erfolge gab es 1970 und 1986 im eigenen Land, als die Mannschaft jeweils das Viertelfinale erreichte.

In der Qualifikation für die WM-Teilnahme 2006 stellten die Mexikaner einen Rekord auf: Die Mannschaft erzielte in 18 Spielen 67 Treffer.

Großes Ziel ist es, in dieser WM ins Halbfinale zu kommen.

 

 

Der Trainer

Ricardo La Volpe ist für viele Mexikaner der beste Nationaltrainer, den das Land je hatte. Der 54jährige Argentinier übernahm 2003 das Amt und hat die Mannschaft in die Weltspitze zurückgeführt. Der gewiefte Taktiker blieb inzwischen mit Mexiko in 20 Spielen in Folge ungeschlagen. Er ist ein glühender Verfechter des Offensivfußballs und geht auch neben dem Platz leidenschaftlich mit seiner Mannschaft mit. Die deutsche Boulevardpresse nannte ihn wegen seiner Kettenraucherer El Fluppe.

Ricardo La Volpe war schon 1978 als dritter Torhüter Argentiniens aktiver WM-Teilnehmer.

 

Oswaldo Sanchez der tragische Star

Schon vor Beginn der WM machte der Torhüter Oswaldo Sanchez traurige Schlagzeilen, weil sein Vater in Mexiko starb, während er selbst in Deutschland bereits trainierte. Er flog zurück, kümmerte sich am Eröffnungstag in Mexiko um die Beerdigung, um hinterher gleich wieder nach Deutschland zu fliegen. Beim ersten Spiel Mexikos gegen Iran in Nürnberg stand er im Tor, musste allerdings einen Gegentreffer verschmerzen. Mexiko gewann 3:1.

Der 32jährige Sanchez spielt beim populären Club Chivas aus Guadalajara. Der geschmeidige Routinier ist auf der Linie bärenstark und verblüfft durch seine schnellen Reflexe. Er ist ein unaufdringlicher Star, der auch als routinierter Organisator der Abwehr gilt.

Der Kaiser von Michoacán



Trotz seiner Leidenschaft für offensiven Fußball hat Trainer La Volpe die Defensive nicht außer Acht gelassen im Gegenteil: Mit Kapitän Pavel Pardo, Jared Borgetti und Rafael Márquez ist die Abwehr heraasragend besetzt. Die beiden letzteren gehören zu den wenigen Mexikanern, die in Europa spielen. Seit 2003 trägt Márquez das Trikot des FC Barcelona. In Anlehnung an Franz Beckenbauer wird er inzwischen Kaiser von Michoacán genannt.


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Roland Rosenbauer, 11. 6. 2006

Fotos: www.femexfut.org.mx, die offizielle Seite des mexikanischen Fußballverbandes.

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