"Lernanstoß": Mit Gebärden über Fußball fachsimpeln

Zum sechsten Mal in Folge hat die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur den Fußball-Bildungspreis "Lernanstoß" vergeben: einen Förderpreis für wegweisende pädagogische Projekte, die sich an Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre richten und Fußball erfolgreich als Mittel der Bildungsarbeit einsetzen.

Fachleute in der Jury

Unter allen Bewerbern suchte eine 11-köpfige Jury aus Fachleuten die Preisträger aus. In diesem Jahr waren neben Tessloff-Pressesprecherin Annett Hänel zum Beispiel die Ex-Fußballprofis Lutz Pfannenstiel und Tanja Walter-Ahrens mit von der Partie. Sie wählten aus, welches der eingereichten Projekte das Beste ist und das Preisgeld von 5.000 Euro, gestiftet vom Tessloff Verlag, erhält.

 

48 Projekte eingereicht

Wie jedes Jahr war die Entscheidung nicht einfach. 48 Projekte aus dem gesamten Bundesgebiet waren 2012 für den Wettbewerb eingereicht worden. Doch am Ende gingen die Schülerredakteure der Mühlezeitung von der Heimsonderschule Haslachmühle als eindeutige und verdiente Sieger hervor. Die Schüler, für die die Gala übrigens von Gebärdendolmetschern übersetzt wurde, konnten ihr Glück zunächst kaum fassen.

Gebärdensprache vereinfacht

An der Heimsonderschule Haslachmühle werden 200 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, die hör-sprech-behindert sind und eine weitere geistige Behinderung haben. Deshalb wird im Unterricht die Lautsprache mit Gebärden unterstützt und dafür auf eine Sammlung von etwa 1.000 körperlichen Gebärden zurückgegriffen. Trotzdem klappte die Verständigung unter den Schüler und zwischen Schülern und Lehrern in der Vergangenheit nicht immer ganz reibungslos. 

Und genau hier setzte die Idee der Mühlezeitungsredakteure an: Sie begannen, ganz eigene Gebärden zu entwickeln und mit Hilfe von Fotos, die mit Bewegungspfeilen versehen wurden, zu dokumentieren. Die Idee dahinter war nicht, die Gebärdensprache neu zu erfinden, sondern sie speziell für behinderte Kinder zu vereinfachen.

 

Sonderheft zur WM voller Erfolg

Als die WM 2010 vor der Tür stand, merkten die jungen Fußball-Fans, dass es noch ein weiteres Problem gab: Wie sollte man sich angemessen über seine Lieblingssportart unterhalten, wenn es keine passenden Gebärden dafür gab? Das Projekt: Wir können nicht sprechen - aber wir wollen mitreden Fußball ist für alle da, war geboren. Zur WM 2010 erschien ein Sonderheft der Mühlezeitung, das reißenden Absatz fand.

Foto: Stolz präsentiert ein Redakteur der Mühlezeitung das Sonderheft zur EM 2012. 

Rund 100 Gebären rund um das Thema Fußball kamen zusammen. Außerdem Infos über die Teilnehmerländer und um das Turnier sowie ein Fußball-Bildlexikon. Die Schüler waren mit solcher Begeisterung dabei, das auch zur EM 2012 eine eigene Ausgabe herausgebracht wurde. Und auch über die Bundesliga wird mittlerweile fleißig gefachsimpelt,  natürlich mit Hilfe von Gebärden!

 

Website geplant

 

Toll für die Schüler, dass das Projekt jetzt auch für die Zukunft gesichert ist. Denn an Ideen mangelt es den Machern der Mühlezeitung nicht. Geplant ist bereits eine eigene Internetseite, wo die Gebärden in Videoclips viel verständlicher dargestellt werden können. Wir hoffen, dass mit Hilfe des Preisgelds viele Ideen in die Tat umgesetzt werden können und gratulieren den Gewinnern herzlich!


Foto: Redakteure der Mühlezeitung bei der Verleihung des Fußballbildungspreises "Lernanstoß". Rechts im Bild: Tessloff-Pressesprecherin Annett Hänel.



Wer sich die Fußball-Gebärden anschauen möchte - hier findet ihr ein Poster mit den wichtigsten Fachausdrücken.  

Nic -  22.10.2012 / Fotos: N. Hummel, Deutsche Akademie für Fußball-Kultur

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