Japan: Fußball im Land der aufgehenden Sonne

Wenn wir "Japan" hören, dann ist unser Kopf erst mal voller Klischees: Manga, Sushi, Bonsai, Sumo, Karaoke Fußball passt jedenfalls nicht so recht in diese Reihe. Und dass, obwohl das runde Leder in Nippon ganz groß ist. Inzwischen gibt es dort nicht nur kultige Fußball-Comics, immer mehr Japaner widmen ihre kleinen Hausaltäre dem Gott der Ballspiele. Und viele Fans lieben nicht nur ihre eigene Mannschaft, auch die deutsche Elf genießt großes Ansehen.



Ihren ersten Gipfelpunkt erreichte die Fußballbegeisterung als das Land der aufgehenden Sonne 2002 gemeinsam mit Südkorea die erste Kicker-WM auf asiatischem Boden ausrichtete. Ehrgeizig, wie die Japaner nun mal sind, hätten sie die Meisterschaft damals am liebsten alleine veranstaltet. Doch ausgerechnet Erzrivale Korea ist ihnen bei der Bewerbung in die Quere gekommen. Beide Länder pflegen seit der Besetzung Südkoreas durch Japan im Zweiten Weltkrieg eine extreme Feindschaft zueinander. Umso enttäuschender für beide Seiten, dass sie den Zuschlag nur unter der Bedingung erhielten, den Wettbewerb gemeinsam auszutragen.

 

Fußball ist der letzte Schrei


 

Bei den japanischen Zuschauern unter denen die Zahl der Frauen übrigens ganz beträchtlich ist ist Kicken der letzte Schrei. Dabei gehört Fußball in Nippon nicht unbedingt zu den traditionellen Körperertüchtigungen. Richtig in sind dagegen Sumo-Ringen und Baseball.

Einen offiziellen Fußball-Verband gibt es zwar schon seit 1921, professionelle Wettkämpfe werden aber erst seit 1993 ausgetragen. Seit dem Bestehen der so genannten "J-League" ist die Popularität des westlichen Ballsports nicht mehr zu stoppen. Zahlreiche Stars aus Europa und Südamerika sind inzwischen dort unter Vertrag.

 

Zico: Unterstützung aus Brasilien


 

Doch auch mit dem spielerischen Niveau der Japaner ging es in den letzen Jahren kontinuierlich bergauf. 1998 ist es den Nippon-Kickern endlich auch gelungen, sich für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Der damalige Trainer Takeshi Okada stieg damals in Japan zum Volkshelden auf.

Inzwischen hat sich der amtierende Asienmeister Unterstützung aus Brasilien geholt. Auf der Trainerbank sitzt während der WM 2006 der ehemalige brasilianische Nationalspieler Zico. International machte er bei der WM 1978 zum ersten Mal von sich reden. Und obwohl er als einer der besten Mittelfeldspieler seiner Zeit galt, konnte Zico nie Weltmeister werden. 1990 ging er als Spieler zum ersten Mal nach Japan. Danach wurde er dort Trainer. Nach der WM 2002 übernahm Zico die Mannschaft.

Die Stars

Ein Topstar auf dem Platz ist wie bereits vor vier Jahren Mittelfeldspieler Hidetoshi Nakata. Vor allem die Teenies betrachten den 29jährigen von den Bolton Wanderers als Idol. Auch ein weiterer Mittelfeldspieler ist ein gefeierter Star: Shunsuke Nakamura in Schottland bei Celtic Glasgow für Furore sorgte. Der 27-jährige gilt als bester Spielmacher Japans, als hervorragender Linksfuß und gefährlich bei Freistößen. Nakamura und Nakata werden in Japan als "Naka-Naka-Connection" bezeichnet und das bedeutet so viel wie "sehr gute - Beziehung" auf deutsch oder übertragen: "Traumpaar".

Vor den beiden stürmt Naohiro Takahara. Der 27-jährige spielt beim Hamburger SV und freut sich auf die WM, denn er kann seinen Teamkollegen viele Tipps zu den Stadien und Spielorten in Deutschland geben.

Als erstes Team qualifiziert

Dass die Japaner zur Zeit ganz groß in Form sind, bewiesen sie nicht erst beim Freundschaftsspiel gegen Deutschland, sondern schon in der Qualifikation. Mit fünf Siegen und nur einer Niederlage sicherte sich die Nationalelf noch vor dem Konföderationen-Cup als erstes Team überhaupt die WM-Teilnahme. Damit sind die japanischen Kicker, die neben den koreanischen und saudischen zu den besten in Asien gehören, nun schon zum dritten Mal in Folge bei dem Fußball-Großereignis vertreten.

Starker Zusammenhalt auf dem Platz:

Bleibt nur noch abzuwarten, wie sich die Japaner nach ihrer Achtelfinalteilnahme 2002 bei der diesjährigen WM schlagen. Schon die Vorrunde ist mit Gegnern aus Brasilien, Kroatien und Australien ein harter Brocken. Als ganz große Plus gilt die Eingespieltheit der Athleten. Das liegt daran, dass die Nationalmannschaft in Japan absolute Priorität vor den Vereinsteams hat. Außerdem trumpfen die Spieler in den knallblauen Trikots erfahrungsgemäß durch ihre konditionelle Stärke und ein offensives Spiel auf.

Bitte unterstützt uns!

Die Unterstützung ihre Fans werden die Spieler aus Asien jedenfalls bestens gebrauchen können. Und so werden sie ihren Anhängern wie vor jedem Spiel zurufen: "Oen shito kudasai bitte unterstützt uns!" Sollte es diesmal mit dem Titel nicht klappen, haben die Japaner für die Zukunft schon Pläne geschmiedet. In zehn Jahren möchten sie unter den zehn Top-Teams der Welt stehen (aktuelle Weltranglistenposition: 18) und spätestens 2050 Weltmeister werden. Das erste Fußballinternat wurde als große Talentschmiede erst kürzlich eröffnet.

Nic 09.06.2006 Text / Fotos: http://www.jfa.or.jp, die offizielle Seite des japanischen Fußballverbandes.

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