Fußball im Land der aufgehenden Sonne

Wenn wir Japan hören, dann ist unser Kopf erst mal voller Klischees: Manga, Sushi, Bonsai, Sumo, Karaoke Fußball passt jedenfalls nicht so recht in diese Reihe. Und dass, obwohl das runde Leder in Nippon ganz groß im Kommen ist. Vier Wochen lang richtet das Land der aufgehenden Sonne gemeinsam mit Korea die erste Kicker-WM auf asiatischem Boden aus.

Ehrgeizig, wie die Japaner nun mal sind, hätten sie die Meisterschaft am liebsten alleine veranstaltet. Doch ausgerechnet Erzrivale Korea ist ihnen bei der Bewerbung in die Quere gekommen. Beide Länder pflegen seit der Besetzung Südkoreas durch Japan im Zweiten Weltkrieg eine extreme Feindschaft zueinander. Umso enttäuschender für beide Seiten, dass sie den Zuschlag nur unter der Bedingung erhielten, den Wettbewerb gemeinsam auszutragen.

Endspiel in Yokohama

In Japan finden, ebenso wie in Korea, insgesamt 32 Partien statt. Je vier Gruppen tragen in beiden Ländern ihre Vorrundenspiele getrennt voneinander aus. Erst im Achtelfinale kommt es zum grenzüber-

greifenden Geschehen. Japan musste zwar das Eröffnungsspiel zwischen Frankreich und dem Senegal an Korea abtreten, besitzt aber selbst das Privileg, das Endspiel in Yokohama ausrichten zu dürfen.

Fußball ist der letzte Schrei

Die japanischen Zuschauer unter denen die Zahl der Frauen übrigens ganz beträchtlich ist - fiebern dem sportlichen Top-Ereignis schon seit Monaten entgegen. Und dass, obwohl Fußball in Nippon nicht zu den traditionellen Körperertüchtigungen gehört. Einen offiziellen Verband gibt es zwar schon seit 1921, professionelle Wettkämpfe werden aber erst seit 1993 ausgetragen. Seit dem Bestehen der so genannten J-League ist die Popularität des westlichen Ballsports nicht mehr zu stoppen. Zahlreiche Stars aus Europa und Südamerika sind inzwischen dort unter Vertrag.

Ein Trainer als Nationalheld

Doch auch mit dem spielerischen Niveau der Japaner ging es in den letzen Jahren kontinuierlich bergauf. Jetzt ist es den Fussballern aus dem Land der aufgehenden Sonne endlich auch gelungen, sich für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Trainer Takeshi Okada gilt seitdem in Japan als Volksheld, obwohl der ehemalige Profifußballer vom FC Furukawa in diesem Bereich gar keine große Erfahrung hat. Unter den Kickern selbst ist Mittelfeldspieler Hidetoshi Nakata der unangefochtene Star. Vor allem die Teenies betrachten den 21jährigen als Idol.

Harter Kampf für Nippon

Bleibt nur noch abzuwarten, wie sich die Japaner auf eigenem Boden schlagen. Schon die Vorrunde ist mit Gegnern aus Russland, Belgien und Tunesien ein harter Brocken. Als ganz große Plus gilt die Eingespieltheit der Athleten. Das liegt daran, dass die National-

mannschaft in Japan absolute Priorität vor den Vereinsteams hat. Gegen aggressive Gegner könnten die Sportler in den knallblauen Trikots allerdings schnell das Nachsehen haben. Trotz ihres recht offensiven Spiels sagt man der japanischen Mannschaft eine große Abwehrschwäche nach.

Nic - 29.05.2002 / Foto: adidas

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt