Frankreich: "Allez les bleus"!

Lauft ihr Blauen das ist der Anfeuerungsruf für die traditionell in blauen Trikots, weißen Hosen und roten Strümpfen spielenden Franzosen. Und weil blau-weiß-rot auch die Farben der Nationalflagge sind und diese Tricolore genannt wird, übersetzt dreifarbig, nennt man das Team auch Equipe Tricolore die dreifarbige Mannschaft. Les Bleus zählen in diesem Jahr nicht zu den Favoriten. Warum das so ist, erklären wir hier:



Wiedergutmachung

Der Weltmeister von 1998 erlebte bei der WM 2002 in Japan und Südkorea ein Debakel. Die Mannschaft galt wieder als Favorit auf den Titel und schied dann mit 0:3 Toren und nur einem Punkt schon nach den Gruppenspielen aus. Auch bei der EM 2004 in Griechenland lief es nicht viel besser. Mit einem 0:1 im Viertelfinale gegen den späteren Europameister Griechenland fuhren die Franzosen geknickt nach Hause. Viele der Weltmeister von 1998 kündigten daraufhin ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft an. So auch der Mittelfeldstar Zinedine Zidane, der bei Real Madrid spielt.

Neuer Trainer neues Glück?

Nach dem peinlichen Auftritt bei der EM 2004 wurde ein neuer Trainer geholt: Raymond Domenech. Der 54-jährige hatte elf Jahre lang die französische U-21 Mannschaft betreut. Und obwohl die Mannschaft in der Qualifikation kein Spiel verlor, wurde die Kritik an ihm in Frankreich schon vor der Endrunde immer lauter. Schließlich konnte die Grand Nation nicht einmal gegen so genannte Fußballzwerge wie die Schweiz, Irland oder Israel überzeugen. Zahlreiche Unentschieden, einfallsloses, planloses Spiel, viel zu wenig Druck zum Tor oder überhaupt Tore zu viele Einzelaktionen statt taktischer Finesse, so lauteten die Vorwürfe.

Als die Qualifikation schon fast zu scheitern drohte, kamen Stars wie Zidane, Lilian Thuram oder Claude Makelele in die Mannschaft zurück um das Schlimmste abzuwenden. Dennoch fragt man sich in Frankreich: Kann diese Mannschaft es noch einmal packen?

Viele Stars aber kein Team

Eigentlich klingen die Namen der Spieler wie ein Traum aber vielleicht ist es eben ein ausgeträumter Traum. Von der Weltmeisterschaft 1998 sind noch fünf Spieler im Aufgebot: Abwehrspieler Lilian Thuram von Juventus Turin, im Mittelfeld Patrick Vieira, ebenfalls Juventus Turin, Zinedine Zidane, der bei Real Madrid spielt, sowie die beiden Stürmer Thierry Henry, vom FC Arsenal und David Trézéguet von Juventus Turin. Auch viele andere Spieler stehen bei erstklassigen Vereinen unter Vertrag: Abwehrspieler Willy Sagnol beim FC Bayern München, William Gallas und Claude Makalele beim FC Chelsea oder Louis Saha bei Manchester United. Torhüter Grégory Coupe, Abwehspieler Eric Abidal, Mittelfeldmann Florent Malouda und Stürmer Sylvain Wiltord kommen alle vom französischen Serienmeister Olympique Lyon.

Henry im Sturm

Aber trotz all dieser bekannter und großer Spielernamen ist es dem Trainer bisher nicht gelungen, aus den hervorragenden Einzelkönnern ein Team zu formen. Das ist sicher eines der größten Probleme der Bleus. Denn wenn sie auch namentlich mit den besten Spielern besetzt sind sie werden kaum torgefährlich und es fehlt dem Team die nötige Spritzigkeit. Das Angriffsspiel ist sehr stark auf den 28-jährigen Thierry Henry zugeschnitten. Der schnelle Stürmer benötigt aber auch das entsprechende Anspiel. Und gegnerische Mannschaften können sich auf diese Spielweise gut einstellen.

Der ballgewandte Stratege im Mittelfeld

Der 34-jährige Zinedine Zidane war bei der WM 1998 der Spieler des Turniers und das Herz der Mannschaft. Drei Mal wurde Zidane Weltfußballer des Jahres: 1998, 2000 und 2003. Mit Juventus Turin wurde Zidane zwei Mal italienischer Meister und stand mit den Italienern im Champions League-Endspiel. Dann, 2001, wechselte Zidane für unglaubliche 71,6 Millionen Euro zu Real Madrid die höchste Ablösesumme, die je für einen Transfer bezahlt wurde!

Eigentlich hatte der Supertechniker algerischer Abstammung, der zwei ziemlich erfolglose Spielzeiten bei Real Madrid und zahlreiche Verletzungen hinter sich hat, seine Karriere schon beendet. Aber als es in der Qualifikation schlecht aussah, kam der Mittelfeldspieler und Kapitän des Teams noch einmal zurück. Nun bleibt die Frage, ob er auch bei dieser WM dem Spiel der Franzosen den Stempel und seine Klasse aufdrücken kann.

Befreit aufspielen

Kaum jemand zählt 2006 die Franzosen zum Kreis der Favoriten. Und vielleicht ist das ja gerade gut für das Team. Ohne die hohen Erwartungen, die bei den letzten Meisterschaften in sie gesetzt wurden, könnte die Mannschaft befreit aufspielen und noch einmal beweisen, was in ihr steckt. So gilt auch dieses Mal: Allez les bleus!

-ab-16.06.2006 Text / Fotos: adidas / Mannschaftsfoto, Trainer: www.fff.fr, die Seite des franzsösischen Fußballverbandes.

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