Endspurt: Die beiden Halbfinalpartien

Mit dem Ausscheiden der beiden südamerikanischen Teams Argentinien und Brasilien ist die WM zu einer europäischen Angelegenheit geworden. Vier Mannschaften haben es geschafft und spielen nun im Halbfinale um die vordersten Plätze und natürlich um den Einzug ins Finale. Am 4. und am 5. Juli 2006 steht je ein Spiel auf dem Programm. Beginn ist jeweils um 21 Uhr:

Deutschland - Italien (4. 7. Dortmund) und

Portugal - Frankreich (5. 7. München)

Hier eine kleine Rück- und Vorschau:



Deutschland - Italien 


Während vor der WM nicht allzu viele auf Deutschland als Endspielteilnehmer tippten, galt Klinsmann's Truppe nach ihren tollen Leistungen schon vor dem Viertelfinale als einer der Favoriten auf den Titel. Spätestens nach dem Sieg gegen Argentinien stand der vierte Weltmeistertitel greifbar nahe vor dem Team.

Ein Spaziergang wird der Weg ins Finale aber nicht, denn Italien ist nicht zu unterschätzen. Immerhin hat das deutsche Team in einem Testspiel am 1. März noch 1:4 gegen die Azzuri verloren. Diese Schmach soll jetzt ausgeglichen werden. Es ist die fünfte Begegnung der Teams bei einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft. Von den vorherigen vier Aufeinandertreffen konnten die Deutschen kein einziges gewinnen. Paolo Rossi, der italienische Weltmeisterspieler von 1982, sieht keinen klaren Favoriten. Seiner Meinung nach stehen die Chancen 50:50.


Jürgen Klinsmann setzt auf seine Stammelf. Die großartige Leistung beim 4:2 gegen Argentinien nach dem Elfmeterschießen zeigt, dass diese sich nicht nervös machen lässt. Wenn die Mannschaft mit Jens Lehmann im Tor wieder so souverän agiert, hat sie auch Italien nicht zu fürchten. Bei den Deutschen sind alle fit, allerdings hat die Sperre von Torsten Frings, wegen angeblicher Tätlichkeiten, die deutschen Fans geschockt.

Die Mannschaft geht das Problem gelassen an, allerdings ist die Motivation, Italien zu besiegen, durch die FIFA-Entscheidung noch stärker geworden.

Dazu drohen einige Gelbsperren: Vorbelastet sind hier Arne Friedrich, David Odonkor und Lukas Podolski.

Die italienische Mannschaft hatte sich mit zwei Siegen gegen Ghana und Tschechien sowie einem Unentschieden gegen die USA für das Achtelfinale empfohlen. Dort besiegten sie den Außenseiter Australien in der Nachspielzeit durch einen fragwürdigen Elfmeter mit 1:0.  Im Viertelfinale ließ Italien dem deutlich schwächeren Gegner aus der Ukraine keine Chance und gewann 3:0.

Die italienische Nationalmannschaft bangt um den Einsatz von Innenverteidiger Alessandro Nesta. Der 30-Jährige vom AC Mailand hat eine Adduktorenverletzung.

Bei den Italienern muss Mittelfeldspieler Daniel de Rossi noch einmal wegen Platzverweises zuschauen. Schon im Viertelfinale durfte er nicht auflaufen. Gelbsperren drohen für Gennaro Ivan Gattuso, Gianluca Zambrotta und Fabio Grosso.

Sicherlich hilft dem deutschen Team wieder das begeisterte Publikum und vielleicht hält die Serie in Dortmund ja an - dort hat die Mannschaft noch nie verloren!




Portugal - Frankreich


Nach dem Ausscheiden Brasiliens nimmt nur noch der portugiesische Trainer Luiz Felipe Scolari als amtierender Weltmeister an der aktuellen WM teil. 2002 hatte er Brasilien zur Weltmeisterschaft geführt und wechselte dann nach Portugal. Sehr gerne hätte er sein Team gegen seine früheren Schützlinge antreten lassen, doch jetzt geht es gegen deren Bezwinger Frankreich.

Seine aktuelle Mannschaft ist ruppig und scheint von Fairness im Fußball noch nichts gehört zu haben. Vor allem das Achtelfinalspiel in Nürnberg, das Portugal gegen Holland mit 1:0 gewann, dürfte den Zuschauern wegen der brutalen Härte, unfairem Spiel und Schauspielerei in Erinnerung geblieben sein. Auch gegen England zeigten die Portugiesen sich nicht gerade zimperlich. Das Viertelfinalspiel gestaltete sich dennoch eher langweilig: Beide Mannschaften agierten eher auf Sicherheit bedacht, wollten keinen Fehler begehen. Zudem wurde der Spielfluss durch viele kleine Fouls gehemmt. Torlos hangelte man sich ins Elfmeterschießen, das Portugal dank des überragenden Torhüters Ricardo, der nur einen englischen Ball ins Tor ließ, gewann. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Cristiano Ronaldo.

Im Halbfinale muss Portugal auf den gesperrten Petit verzichten. Fünf weitere Spieler drohen Gelbsperren: Figo, Ricardo, Ricardo Carvalho, Nuno Valente und Maniche.

Frankreich hat dagegen keine verletzten oder gesperrten Spieler und kann aus dem Vollen schöpfen. Allerdings müssen hier sogar sechs Spieler aufpassen, nicht gesperrt zu werden. Bereits Gelb gesehen haben Lilian Thuram, Patrick Vieira, Zinedine Zidane, Willy Sagnol, Louis Saha und Franck Ribéry.

Die französische Nationalmannschaft hat sich bei dieser WM kontinuierlich gesteigert. Der Weg ins Achtelfinale war mühsam verlaufen: Erst ein torloses Unentschieden gegen die Schweiz, dann ein 1:1 gegen Südkorea machten die Vorrunde für die Equipe Tricolore zur Zitterpartie. Der 2:0 Sieg gegen Togo ließ Frankreich mit fünf Punkten doch noch zum Zweiten der Gruppe werden.

Im Achtelfinale besiegte die Equipe Trikolore eine überragende spanische Elf, die in der ersten Halbzeit in Führung gegangen war noch mit 3:1. Die Franzosen zeigten sich stärker den je und schickten im Viertelfinale den gesetzten Favoriten und Weltmeister Brasilien mit einem 1:0 Sieg nach Hause. Mittelfeldspieler und Kapitän Zinedine Zidane zeigte ein hervorragendes Spiel und  führte seine Mannschaft verdient ins Halbfinale. Die Ball- und Spielfreude, die man von den Brasilianern vergeblich erhoffte, sie wurde von Zizou geradezu zelebriert.

Und anscheinend nahmen sich die französischen Spieler auch den neuen Spruch ihrer Fans zu Herzen. Denn statt "Allez les bleus" - "Lauft ihr Blauen", wegen ihrer blauen Trikots, wurden die Franzosen nun mit "Allez les vieux" - "Lauft ihr Alten" angefeuert. Und die Mannschaft, bei der einige Spieler schon über 30 Jahre alt sind, setzten diesen Spruch brillant in die Tat um!

Die Verlierer der beiden Halbfinalpartien werden am 8. Juli in Stuttgart um den 3. Platz spielen.

-rr-3.07.2006 Text / Bilder: wasistwas.de

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