EM 2008: Türkei dreht 0:2 gegen Tschechien in 3:2!

Kaum zu glauben, was sich im Basler St. Jakob-Park abspielte: Die Tschechen verspielen eine 2:0 Führung, der Weltklasse-Torhüter Petr Chech macht einen schlimmen Fehler, die Türken gewinnen in der 89. Minute mit dem 3:2 und der türkische Torwart ist für das Viertelfinale gesperrt. Währenddessen gewinnt die Schweiz mit 2:0 gegen eine B-Auswahl Portugals und feiert ihren Trainer Köbi Kuhn, der sein Amt an Ottmar Hitzfeld abgibt...

Gruppe A: 3. Spieltag


Schweiz - Portugal: 2:0

Die Schweiz gewinnt gegen eine "B-Auswahl" der Portugiesen und verabschiedet den Trainer Köbi Kuhn mit dem ersten Schweizer Sieg bei einer EM

Das Spiel war durch die vorhergehenden Begegnungen für das Weiterkommen im Turnier nicht mehr wichtig. Portugal war als Erster der Gruppe A durch und die Schweiz schon ausgeschieden. Dennoch wollte sich die Schweizer Mannschaft natürlich in Basel vor heimischen Publikum achtbar aus der Affäre ziehen, zumal es das Abschiedsspiel des Schweizer Nationaltrainer Jakob Kuhn war. Und der Abschied endete mit dem ersten Sieg einer Schweizer Mannschaft in einer EM-Endrunde.

Es war zuglaich auch das Abschiedsspiel des Torhüters Zuberbühler, der in seinem letzten Spiel für das Nationalteam mit viel Glück zu Null spielte. Denn die portugiesische Mannschaft, die ohne acht Stammspieler antrat und auch auf Deco und Cristiano Ronaldo verzichtete, erspielte sich zunächst zahlreiche Chancen. So lenkte Zuberbühler Pepes abgefällschten Freistoß in der 18. Minute noch an die Querlatte. Es war ein ständiges Hin und her mit vielen guten Torgelegenheiten. In der 34. Minute wurde ein portugiesisches Tor durch Helder Postiga wegen umstrittenen Abseits nicht gegeben. So stand es zur Pause noch 0:0 in einer abwechslungsreichen Partie.



In der zweiten Hälfte ging es mit vielen Torchancen auf beiden Seiten weiter, wobei die Schweizer aber immer zielstrebiger zu werden schienen. Und so erzielte Hakan Yakin (Foto) nach einem schönen Pass von Derdiyok in der 71. Minute mit rechts das 1:0.  In der 83. Minute erzielte Yakin dann noch durch einen fragwürdigen Elfmeter das 2:0. Dabei blieb es dann auch.

Am Ende feierten Zuschauer und Spieler Jakob Kühn und bedankten sich bei dem beliebten Trainer, der vor zwei Jahren zum Schweizer des Jahres gewählt worden war und der viele der Nationalspieler schon seit der Jugend betreut hatte.


Türkei - Tschechien: 3:2

Die Tschechen verspielen 2:0 Führung, Petr Chech patzt im Tor und die Türken werden für ihren unglaublichen Einsatz mit dem Viertelfinaleinzug belohnt.

Eine unglaublich packende und dramatische Partie mit zwei vollkommen unterschiedlichen Hälften erlebten die Zuschauer im Genfer Stade de Genève. Während die Tschechen in der ersten Halbzeit das Spiel kontrollierten und im Spielaufbau klarer wirkten, dominierten die Türken die zweite Halbzeit und machten so das schier Unmögliche wahr.

Zunächst waren die Tschechen überlegen und erspielten sich einige Torchancen, von denen Jan Koller die erste nutzen konnte. In der 34. Minute köpfte der 2,2 Meter lange Stürmer nach einer genauen Flanke von Zdenek Grygera scharf ins Tor. Bis zur Pause behielten die Tschechen die Oberhand und hätten noch durchaus ein weiteres Tor erzielen können.

Nach der Pause schien alles umgedreht: Die Türken machten Druck und versuchten den Ausgleich zu erzielen. Bei einsetzendem Regen übernahm die türkische Mannschaft das Spiel. Doch gerade in eine der größten Drangphasen der Türken konterten die Tschechen geschickt. Zunächst scheiterte Jan Koller noch, doch in der 62. Minute war es Jaroslav Plasil, der nach einer Flanke von Sionko einen Schritt schneller als sein Gegner war und den Ball im Fallen ins Tor brachte.

Kurz darauf hätte es noch einen Elfmeter für Tschechien geben müssen, als Jan Polak zunächst nur den Pfosten traf, beim Nachsetzen vor dem türkischen Tor von Emre Asik durch gefährliches Spiel am Kopf getroffen wurde, doch der Schiedsrichter ließ weiterspielen. Und von nun an übernahm die türkische Mannschaft, allen voran Hamit Altintop das Ruder. Der Spieler des FC Bayern München rückte mehr in die Mitte, verteilte die Bälle auf die Außen und trieb seine Mannschaft immer wieder an.

In der 75. Minute wechselte Altintop nach außen und spielte durch den tschechischen Strafraum den Ball in den Rücken der Abwehr, direkt auf den freistehenden Arda Turan, der zum 1:2 verkürzte.


Und dann hatte einer der besten Torhüter der Welt, Petr Cech (Foto) einen rabenschwarzen Moment. Hamit Altintop flankte in der 87. Minute auf das Tor, der immer sicher und souverän spielende Cech fing die Flanke ab - und ließ sie fallen, der türkische Stürmer Nihat Kahveci staubte ab und schob den Ball zum 2:2 ein. Kaum zu glauben.

Während fast alle Zuschauer schon an ein Elfmeterschießen glaubten, flankte Hamit Altintop in der 89. Minute wiederum auf den allein gelassenen Nihat Kahveci und der verwandelte mit einem fuluminanten Rechtsschuss in die rechte obere Ecke zum 3:2 - die Türkei stand im Viertelfinale, Tschechien war ausgeschieden.

Um so ärgerlicher für den türkischen Torhüter Volkan Demirel, dass er sich in der Nachspielzeit zu einer Tätlichkeit gegen Jan Koller hinreißen ließ und nun im Achtelfinale sicher nicht im Tor stehen wird.

Ein unglaubliches Spiel, an das sich viele noch lange erinnern werden.

-ab-17.06.2008 Text / Fotos: flaggen: wasistwas.de, Petr Cech + Jan Koller: Tschechischer Fußballverband, Hamit Altintop: türkischer Fußballverband, J. Kuhn, H. Yakin: Schweizer Fußballverband, Nihat: FC Villarreal.

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