Das Wembley-Tor oder etwa nicht Tor?

Am 30. Juli 1966, vor 40 Jahren, fand das Fußballweltmeisterschafts - Finale zwischen Gastgeber England und Deutschland statt. England siegte zwar mit 4:2, doch das Tor zum 3:2 sorgt noch heute für Diskussionen. Der Ball prallte von der Latte auf die Torlinie und der Schiedsrichter entschied auf Tor, nachdem er sich mit seinem sowjetischen Linienrichter beraten hatte. Aber: war der Ball hinter oder vor der Linie?


Links: der aktuelle Pokal für den Weltmeister. Rechts der Pokal, der bis 1970 verliehen wurde.

Die WM im Mutterland des Fußballs

Am 22. August 1960 wurde England mit 34:27 Stimmen von den FIFA-Mitgliedern ausgewählt um die 8. Fußballweltmeisterschaft auszutragen. Die Engländer konnten sich gegen den zweiten Bewerber durchsetzen, weil sie gerade das Jubiläum 100 Jahre Fußball in England feierten. Das größte WM-Stadion war das Wembley-Stadion in London, das 98.623 Zuschauer Platz bot und für sechs Millionen Mark umgebaut worden war.

Der Weg ins Finale

Im Vorfeld wurde festgelegt, dass zehn Mannschaften aus Europa, vier aus Südamerika, eine aus Nord- und Mittelamerika und eine aus Asien und Afrika einen Platz bei der WM bekommen werden. Afrika forderte gleiches Recht für alle und zog alle Mannschaften zurück. Portugal und Südkorea waren zum ersten Mal bei der Endrunde dabei. Es wurden vier Gruppen ausgelost, aus denen jeweils die zwei Gruppenersten ins Viertelfinale einzogen. Dann ging es im KO-System weiter. Im Finale begegneten sich England und Deutschland.


Uwe Seeler, 1966 Stürmer der deutschen Nationalmannschaft, mit dem aktuellen WM-Pokal.



Die deutsche Nationalmannschaft

Der Weltmeister von 1954 wollte nach einem 4. Platz 1958 in Schweden und einem Ausscheiden im Viertelfinale in Chile wieder angreifen. Trainiert wurde die Mannschaft von Helmut Schön, dem Nachfolger von Sepp Herberger. Mit Uwe Seeler(HSV) und Franz Beckenbauer(Bayern München) hoffte man auf den zweiten Titelgewinn. Die Mannschaft blieb in der Vorrunde ohne Niederlage und gewann in der KO-Runde mit 4:0 gegen Uruguay und mit 2:1 gegen die Sowjetunion.

Die englische Nationalmannschaft

Der Gastgeber war sich sicher, im eigenen Land Weltmeister zu werden. Der Trainer Alf Ramsey hatte die Mannschaft 1963 übernommen und sagte den Titelgewinn seiner Mannschaft früh voraus. Das Traumduo der Mannschaft bildeten Abwehrspieler Bobby Moore und Bobby Charlton, die im Halbfinale im Zusammenspiel zwei Tore machen sollten. In der Vorrunde blieben sie, wie die Deutschen, ohne Niederlage und das Viertelfinale gegen Argentinien wurde 1:0 gewonnen. Im Halbfinale setzten sie sich gegen Portugal 2:1 durch.


Das Tor zum 1:0 für die Deutschen durch Helmut Haller.

Das Finale

Das Finale im Wembley-Stadion vor fast 100.000 Zuschauern begann unerwartet. Die Deutschen gingen in der zwölften Minute durch Helmut Haller in Führung. Durch zwei Tore von Geoff Hurst und Martin Peters stand es zur Halbzeit 2:1 für England. Hurst war eigentlich nur Ersatz für den Starstürmer Jimmy Greaves.

In der zweiten Halbzeit wollten die Engländer den Sack zumachen, doch sie verfehlten das deutsche Tor einige Male. In der 89. Minute gelang es Wolfgang Weber, den Ausgleich zu erzielen. Das bedeutete Verlängerung.


Der deutsche Torhüter Hans Tilkowsky.

Tor oder nicht Tor?

In der 100. Minute wurde das Spiel entschieden: Hurst schießt an die Latte, der Ball springt auf die Torlinie und aus dem Tor. Die Engländer jubeln, die Deutschen erwarten einen Eckball. Der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst befragt den sowjetischen Linienrichter Tofik Bachramow und der entscheidet auf Tor. England führt mit 3:2.

England ist Weltmeister

Durch das dritte Tor der Engländer waren die Zuschauer so begeistert, dass einige aufs Feld rannten. Deshalb hätte das Tor zum 4:2 durch Hurst in der letzten Minute auch nicht zählen dürfen. Schiedsrichter Dienst gab es trotzdem und England gewann mit 4:2.

Die Engländer feierten ihre erste Weltmeisterschaft und nahmen den Pokal von Königin Elizabeth II. entgegen. Es war der einzige Titelgewinn der Engländer allerdings durch zwei sehr umstrittene Tore.


Finalteilnehmer von 1966 mit dem Entwurf des neuen Wembleystadions.

Ob der Ball wirklich im Tor wird bis heute diskutiert. Allerdings wurde das alte Material, aus dem das Tor zu sehen ist, mit modernsten Methoden analysiert. Es scheint als wäre das dritte Tor für England wirklich zu unrecht gegeben worden. Auch der Linienrichter hat inzwischen zugegeben das er nicht erkennen konnte, ob der Ball wirklich im Tor war. Aber die Engländer werden wohl ewig daran festhalten, dass sie zu recht Weltmeister geworden sind.

24.07.2006; Jan Wrede, Schülerparktikant des Labenwolf-Gymnasiums Nürnberg / Text. Fotos: www.dfb.de

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