"Bomber der Nation": Gerd Müller

68 Tore in 62 Länderspielen das ist die einmalige Bilanz von Gerd Müller. Kaum ein deutscher Fußballer wurde weltweit so berühmt und feierte so viele Erfolge, wie der Stürmer: Weltmeister, Europameister, dreimaliger Europapokalsieger mit Bayern München. Doch Gerd Müller kennt nicht nur die rosigen Seiten des Lebens.....

Weg zum FC Bayern München

Gerhard Müller wurde am 03. November 1945 in Nördlingen geboren. Mit neun begann er seine Karriere beim TSV Nördlingen und durchlief alle Jugendmannschaften. Er machte zwar eine Lehre als Weber - aber seine eigentliche Leidenschaft war Fußball.

In der Saison 1962/63 schoss der damals 17-jährige Stürmer 180 Tore! Das machte ihn für den Zweitligisten FC Bayern München interessant. Die Münchner machten Müller ein Angebot.

Gerd Müller, 1966.

Ein holpriger Anfang

Müller nahm es an. Beim FC war sein erster Trainer Tschik Cajkovski und der war von dem kräftigen, eher pummeligen Spieler mit den starken Oberschenkeln überhaupt nicht begeistert. Zu viel Gewicht und zu wenig Beweglichkeit stellte der Trainer fest. Ihm kam Müller wie ein gedrungener, kleiner Gewichtheber vor- "Kleines, dickes Müller" - wie Cajkavski Müller nannte, kam nicht ins Aufgebot. Daraufhin machte der damalige Vereinspräsident Druck. Müller durfte endlich spielen - und schoss ein Tor nach dem anderen.

Der erfolgreichste Stürmer

Gerd Müller hält bis heute viele Rekorde:

In 427 Bundesligaspielen schoss er 365 Tore für seinen Verein - 40 davon allein in der Saison 1971/72.

1969, 1972, 1973 und 1974 wurden die Bayern mit Müller Deutscher Meister.

1966, 1967, 1969 und 1971 gewannen sie mit ihm das Endspiel um den DFB-Pokal.

1967 holten sie sich den Pokal der Pokalsieger - in diesem Jahr heiratet Müller seine Freundin Uschi, mit der er noch heute, nach 38 Jahren verheiratet ist.

Keiner schoss so viele Tore wie er. Gerd Müller mit der "Torschützen- Kanone", 1969.

Drei Mal in Folge gewann die Mannschaft den Europacup der Landesmeister (der seit 1993 Champions League heißt): 1974, 1975 und 1976.

1976 holten sie sich schließlich unter dem Erfolgstrainer Udo Lattek den Weltpokal.

In der Bundesliga wurde Müller sieben Mal (!) Torschützenkönig (1967, 1969, 1970, 1972, 1973, 1974, 1978).

Rekorde, die seit den 70er Jahren halten! Außerdem war er der erste deutsche Spieler, der zum Fußballer Europas gewählt wurde.

Müller und das Nationalteam

1966 stand Müller unter Bundestrainer Helmut Schön zum ersten Mal in der Nationalmannschaft. Schön gab dem Spieler Sicherheit. Auch wenn es einmal nicht lief, kam er dennoch ins Aufgebot. Müller dankte es dem Trainer. In 62 Länderspielen erzielte er für die BRD 68 Tore und wurde 1972 Europa-, 1974 Weltmeister. Noch immer führt er den WM-Rekord mit 14 Toren an. Zweiter ist der Brasilianer Ronaldo, der zwölf Treffer erzielt hat und dieses Jahr bei der WM die Chance hat, Gerd Müllers Rekord zu brechen.



Das wichtigste Tor: der Siegtreffer gegen die Holländer, WM 74.

Sein schönstes Tor war laut eines Interviews anlässlich seines 60. Geburtstags, das Tor zum 3:2 gegen England bei der WM in Mexiko, 1970. Die deutsche Mannschaft lag in diesem Spiel schon 0:2 zurück und gewann am Ende noch mit 3:2. Müller machte das Siegtor.

Das wichtigste Tor war natürlich das 2:1 in der 43. Minute gegen Holland im Endspiel der WM 1974 im Münchner Olympiastadion. Mit in der Mannschaft standen seine Vereinskameraden Paul Breitner, Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und Katsche Schwarzenbeck. Deutschland wurde Weltmeister und Müller überall auf der Welt berühmt.

"Wenn´st denkst, is´ eh zu spät."

Der Mann mit dem Torriecher

Sein Markenzeichen war seine einzigartige Spielweise: Schnelles Antreten, enge Drehungen und ein platzierter, satter Schuss, manchmal auch nur ein Schlenzen, Ziehen, Hineinwerfen, Vorbeimogeln - und zwar mit rechts oder links. Kein Spieler staubte vor dem Tor so gern und gekonnt ab, wie Müller. Er gab nie einen Ball im Strafraum verloren. Er besaß das, was man einen Torinstinkt nennt und was ein Spieler kaum trainieren kann. Den hat man - oder eben nicht. Müller hatte ihn, wie kaum ein anderer. Und so lautete seine Devise: "Wennst denkst, is eh zu spät".

Nach dem Karriereende kam das Loch

Am 03.02.1979 wurde Müller im Spiel gegen Eintracht Frankfurt zum ersten Mal in seiner Fußballerkarriere ausgewechselt. Müller kündigte daraufhin sofort das Ende seiner Karriere beim FCB an.

Gerd Müller mit seiner Frau Uschi und Tochter Nicole, 1980.

Dann folgte er, wie Franz Beckenbauer, einem lukrativen Angebot in die USA und spielte für die Fort Lauderdale Strikers (Florida). Er eröffnete ein Restaurant - das pleite ging. Schließlich kehrten die Müllers, von Heimweh geplagt wieder nach München zurück. Doch was sollte er nun tun? Müller hatte keinen Plan und so fiel der einstige Superstar in ein großes Loch. Er begann zu trinken und setzte auch seine Beziehung auf´s Spiel.

Fußball als Lebenssinn

Uli Hoeneß reagierte, er ging auf seinen ehemaligen Mannschaftskollegen zu und überredete ihn, eine Entziehungskur zu machen. Müller selbst hätte, so seine Frau, die Kraft zu diesem Entschluss gefehlt. Nach der Kur und anschließender Therapie bekam Müller einen Trainerposten bei den Bayern und damit wieder eine Aufgabe.

Gemeinsam mit dem derzeitigen Amateur- Cheftrainer Hermann Gerland beim Training.

Heute ist er Cotrainer bei den Amateuren. Er hat wieder Spaß am Leben. Seit 14 Jahren hat er keinen Alkohol mehr angefasst und einen neuen Sinn in seinem Leben gefunden. Auch, weil ihn seine alten Mitspieler im richtigen Moment nicht allein ließen.

Sie haben nicht vergessen, was sie dem bescheidenen Nördlinger zu verdanken haben. Franz Beckenbauer betont es immer wieder: Ohne Gerd Müller hätten weder die Bayern noch die Nationalmannschaft je die Titel geholt, die sie dank des einmaligen Mittelstürmers gewannen!

Mehr Infos zu Gerd Müller:

Auf den Seiten der FIFA sowie

Auf der Homepage des FC Bayern. Dort findet ihr auch eine ausführliche Fotostrecke zu Gerd Müller.

-ab- 03.11.2005 /akutalisiert 01.06.2006 Text / Fotos: FC Bayern München.

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