Argentinien: Los Albiscelestes und Gauchos

Nach der letzten WM brach in Argentinien der große Katzenjammer aus. Als großer Favorit gestartet, musste man schon nach den Gruppenspielen wieder zurück in die Hauptstadt Buenos Aires. Dort bekamen die Spieler die Enttäuschung der Argentinier ab. Dieses Mal läuft es anders: Man spricht bescheiden vom Achtelfinale - und ist ein heimlicher Favorit.

Die Spitznamen

Einen der beiden Spitznamen beschert der argentinischen Nationalmannschaft ihr Trikot: längs blau und weiß gestreift, sozusagen weiß-himmelblau, übersetzt albisceleste.

Der zweite Spitzname "los Gauchos" hat mehr mit dem Leben und der Tradition des südamerikanischen Landes zu tun. Gauchos sind argentinische Rinderhüter, die sich in den weiten Grassteppen um die riesigen Herden kümmern. Sie sind sozusagen die argentinische Cowboy-Variante. Argentinien ist einer der größten Rindfleischproduzenten der Welt.

Von ihren Fußballern erwarten die Argentinier bildlich gesprochen, dass sie wie die Gauchos - kraftvoll und unerschrocken hinausziehen und erfolgreich heimkehren!

2-facher Weltmeister

Zwei Mal holten sich die Argentinier die Weltmeisterschaft: 1978, als die WM im eigenen Land stattfand und 1986, als Diego Armando Maradona, für viele der beste Fußballer aller Zeiten, die entscheidenden Tore machte und die Fäden im Mittelfeld der argentinischen Mannschaft zog. Der Regisseur und Ballzauberer, der trotz Drogen- und Dopingskandalen noch immer der absolute Star in Argentinien ist, feuert seine Gauchos auch bei der WM in Deutschland persönlich an.

Aus nach der Vorrunde

2002 schieden die Gauchos schon nach der Vorrunde aus  - das glich einer nationalen Katastrophe. Noch vier Spieler sind aus dieser Mannschaft dabei: der Kapitän und Abwehrspieler Juan Pablo Sorin, Innenverteidiger und Abwehrchef Roberto Ayala, der Stürmer Hernan Crespo, der mit dem FC Chelsea englischer Meister wurde und Mittelfeldspieler Pablo Aimar, der allerdings eher als Einwechselspieler gehandelt wird.



Die Mannschaft

Von den 23 argentinischen Spielern sind nur fünf nicht in Europas Spitzenligen unter Vertrag. Die beiden Torhüter Roberto Abbondanzieri (Nummer 1) und Oscar Ustari spielen beide in der Hauptstadt Buenos Aires. Stürmer Rodrigo Palacio spielt wie Abbondanzieri bei Boca Juniors. Mittelfeldspieler Javier Mascherano und die 22-jährige Hoffnung im Sturm, Carlos Tévez, sind beide in Brasilien unter Vertrag.

Allein zehn Spieler sind derzeit in der spanischen ersten Liga engagiert sicher auch, weil sich die Südamerikaner in Spanien sehr schnell heimisch fühlen.

Vom Nachwuchs- zum A-Nationaltrainer: José Pekerman

Viele Spieler des jetzigen Nationalteams kennen ihren Trainer schon sehr lange. Denn bevor José Pekerman das Amt des Chefcoachs im September 2004 übernahm, war er Trainer der argentinischen U-20-Mannschaft. Dabei war er äußerst erfolgreich, denn unter ihm holte die Mannschaft 1995, 1997 und 2001 die U-20 WM. Viele Spieler der jetzigen A-Nationalmannschaft haben damals unter dem zurückhaltenden Pekerman gespielt. Als A-Coach hat Pekerman die Mannschaft verjüngt. All seine Spieler verfügen über eine große Spielfreude, Ballsicherheit und Technik. Und die Mannschaft ist hervorragend aufeinander eingespielt und kann auch junge Spieler wie den 18-jährigen FC Barcelona Stürmer Lionel Messi und den 20-jährigen Torhüter Ustari problemlos integrieren. Die beiden wurden 2005 U-20 WM-Sieger!

Taktisch durchdacht und flexibler

Oft hat man der Mannschaft vorgeworfen, dass sie taktisch immer gleich spielt. Rollte der argentinische Angriff gut, kamen die Gauchos zu einem Sieg. Stellte sich der Gegner auf die anstürmenden Argentinier geschickt ein, konnten die Albicelestes nichts ausrichten. Das soll nun anders werden, denn Pekerman arbeitete vor allem daran, die Mannschaft taktisch klüger einzustellen, so dass die Spielweise flexibler und für den Gegner schwerer einzuschätzen ist. Dazu gehört, dass nicht nur gerannt, sondern auch gedacht wird.

Star im Mittelfeld: Juan Roman Riquelme

Die Gauchos wollen nun auch einmal den Gegner kommen lassen, das Tempo des Spiels bestimmen, um dann selbst in Ruhe aber ganz sicher nicht langsam das eigene Spiel aufzubauen. Um so zu spielen, benötigt man ein starkes Mittelfeld, das bei Pekermann mit Esteban Cambiasso, Javier Macherano und dem vorgezogenen Riquelme bestens besetzt ist. Gerade Riquelme kann lange, auch unerwartete Pässe spielen und das Tempo variieren. Und er wird auch aus der Distanz oder beim ruhenden Ball wie Freistößen gefährlich.

Der Rechtsfuß spielt beim spanischen Erstligisten FC Villarreal und ist in Argentinien längst als "Roman" ein Star. Nicht zuletzt auch, weil Maradona ihn zu seinem rechtmäßigen Nachfolger erklärt hat! Der Mittelfeldregisseur mit dem starken Vorwärtsdrang feiert übrigens während der WM, am 24. Juni, seinen 28. Geburtstag und natürlich wäre es sein größtes Geschenk, wenn er an diesem Tag im Achtelfinale erfolgreich vom Platz gehen würde!



Der Sturm: Hernan Crespo, Carlos Tévez und Lionel Messi

Im Angriff setzt Pekerman auf den 30-jährigen Hernan Crespo, der ebenfalls noch während der WM, am 05. Juli, Geburtstag feiert. Der schnelle Stürmer vom FC Chelsea, der gerne auch auf die Flügel ausweicht, harmoniert im Sturm mit Carlos Tevez. Der 22-jährige spielt bei Corinthians Sao Paulo in Brasilien. Und alternativ gibt es ja noch Lionel Messi, den die Argentinier durchaus auch mal als "Messias" bezeichnen.

-ab-12.06.2006 Text / Fotos: adidas;

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