Friedrich Fröbel: Ein Leben für die Kinder
Könnt ihr euch denken, warum der Kindergarten Kindergarten heißt? Hier findet ihr die Antwort! Außerdem wollen wir euch etwas über den Reformpädagogen Friedrich Fröbel erzählen, der sich im 19. Jahrhundert für die gezielte Förderung von Kleinkindern einsetzte. Am 28. Juni 1840 wurde auf seinen Vorschlag der erste Kindergarten eröffnet.
Sonderbriefmarke Friedrich FröbelViele Wissenschaftler glauben, dass Fröbels schlechte Kindheitserfahrungen zu seiner Berufswahl beigetragen haben könnten. Eine liebevolle Fürsorge lernte der Junge nicht kennen. Seine Mutter starb, als er noch nicht einmal ein Jahr alt war. Vor seinem Vater, einem streng gläubigen Pfarrer, fürchtete er sich. Weil er nicht mit Gleichaltrigen in seinem Heimatdorf spielen durfte, flüchtete er sich oft in die freie Natur und galt deshalb als trotziger Eigenbrödler.
Balsam für die Seele
Friedrich blühte erst auf, als er in die Obhut seines Onkels gegeben wurde. Obwohl dieser ebenfalls Geistlicher war, herrschte im Pfarrhaus von Stadt-Ilm eine aufgeschlossene, freundliche Atmosphäre. Das war Balsam für die Seele des Zehnjährigen. Hier holte der Nachzügler, der 1782 als jüngstes von sechs Geschwistern geboren worden war, körperlich auf und gewann neuen Lebensmut.
Auf Spuren Pestalozzis
1805 siedelte Friedrich Fröbel nach Frankfurt/Main über. Hier wollte er ursprünglich Architektur studieren. Doch die Bekanntschaft mit dem Pestalozzi-Anhänger Gottlieb Anton Gruner durchkreuzte seine Pläne. Er war begeistert von dem Konzept der dortigen Musterschule, die nach Pestalozzis pädagogischen Prinzipien geleitet wurde und beschloss, selbst Lehrer zu werden. Die Idee, Kinder gleichermaßen menschlich, geistig und körperlich zu bilden, faszinierte ihn. Sofort besuchte er Pestalozzi in seiner schon damals weltberühmten Erziehungseinrichtung in der Schweiz.
Experimente in Sachen Erziehung
Ein Jahr später nahm Fröbel eine Hofmeister-Stelle bei einer angesehenen Frankfurter Adelsfamilie an. Als Hofmeister bezeichnete man damals Hauslehrer, die sich um den privaten Unterricht wohlhabender Zöglinge kümmerten. Hier konnte der Pädagoge das bisher Erlernte in die Praxis umsetzen.
Kindergartengruppe um 1885: Spielen in der freien Natur gehörte zum Konzept Friedrich Fröbels
Unterricht im Einklang mit der Natur
Mit seinen drei Schülern zog er sich ins Landhaus der Familie zurück und erprobte ein Unterrichtsprogramm im Einklang mit der Natur. Es umfasste unter anderem Gartenarbeit, körperliche Ertüchtigung, Spaziergänge und den Umgang mit Holz, Pappe und Papier. Gemeinsam mit den ihm anvertrauten Kindern vertiefte er seine pädagogischen Kenntnisse erneut bei Pestalozzi in der Schweiz. Doch es kam zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden. Enttäuscht zog sich Fröbel nach Frankfurt zurück, kehrte sich zwischenzeitlich von der Kindererziehung ab und absolvierte ein naturwissenschaftliches Studium.
Kindergarten in der Testphase
Doch Jahre später kam ihm erneut der Zufall dazwischen. Durch den Tod seines Bruders waren dessen Kinder zu Waisen geworden. Fröbel nahm die drei unter seine Fittiche und zog mit ihnen nach Thüringen, wo er am 13. November 1816 die Allgemeine deutsche Erziehungsanstalt gründete. Hier wurden zum ersten Mal Kleinkinder unter der Obhut von Lehrern bei Sport und Spiel angeleitet. Die Vorform des Kindergartens gewissermaßen allerdings erst einmal in der Testphase.
Abbildung: Kindergartengruppe um 1900 beim Spaziergang in Berlin
Spielen ist lebenswichtig
Im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen betrachtete Fröbel das frühkindliche Spielen nicht als sinnlosen Zeitvertreib. Er entwickelte sogar eigens Spiel- und Beschäftigungsmaterialien. Damit sollte das Fühlen, Denken und Erkennen der Kinder, ihre Phantasie, Kreativität und Motorik aktiviert werden. Auch die Eltern hielt er an, das Spiel ihrer Kinder zu fördern. Der Pädagoge gab sogar Kurse, in denen er Mütter und Väter im richtigen Umgang mit ihrem Nachwuchs unterrichtete.
Wie Pflanzen in einem Garten
1840 schlug Fröbel die Einrichtung so genannter Kindergärten in ganz Deutschland vor. Der Name war natürlich Programm: Der Begriff Kindergarten umschreibt treffend die romantische Vorstellung, die der Thüringer von frühkindlicher Erziehung hatte. So wie man Pflanzen in einem Garten hegt und pflegt, so sollen auch Kinder im Einklang mit sich, Gott und der Natur erzogen werden. Am 28. Juni 1840 wurde im thüringischen Blankenburg der erste Kindergarten eröffnet.
Umstrittenes Konzept
Die Ideen des engagierten Erziehers und Theoretikers fand unter Politikern und Pädagogen nicht nur Beifall. Trotzdem wurde Fröbels Konzept immer mehr unterstützt. Von seinem Erfolg überzeugt, baute er ein pädagogisches Bildungszentrum in Thüringen auf, wo er Kindergärtnerinnen und Eltern gleichermaßen schulte.
Seiner Zeit voraus
Doch die preußische Regierung machte Fröbel einen Strich durch die Rechnung. 1851 verbot sie sämtliche Kindergärten, da die öffentliche Kindererziehung im Sinne des Reformers zu freigeistig und zu wenig streng erschien. Ein schwerer Schlag für den alternden Pädagogen, der ein Jahr darauf starb. Die Aufhebung des unsinnigen Verbots im Jahr 1860 erlebte er leider nicht mehr mit.
Nic 21.06.2002, Abbildung: pd
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