Die Humboldt-Universität zu Berlin

Berlins älteste Universität nahm im Oktober 1810 den Lehrbetrieb auf. Im Jahr zuvor war sie von dem Sprachwissenschaftler Wilhelm von Humboldt gegründet worden. Im Laufe ihrer Geschichte brachte sie viele berühmte Forscher und Nobelpreisträger hervor.

Ihren heutigen Namen erhielt die alte Berliner Universität Unter den Linden erst im Jahr 1949.

Die Namensgeber wollten nicht nur an den Gründer Wilhelm, sondern auch an dessen Bruder Alexander von Humboldt erinnern. Damit stellte sich die Universität den Idealen des Humanismus und der freien Entfaltung der Wissenschaft.

Mehr über Alexander von Humboldt erfährst du in einem anderen Artikel, der unter diesem Text verlinkt ist.

Wilhelm von Humboldt

Die Brüder Alexander (geboren 1769) und Wilhelm (geboren 1767) wuchsen in Schloss Tegel, dem Familienbesitz der Humboldts auf.

1787 immatrikulierten sie sich  an der Universität in Frankfurt (Oder). Ein Jahr später setzten sie ihre Studien in  Göttingen fort. Ab 1790 trennten sich ihre Wege.


Die Französische Revolution führte Wilhelm von Humboldt 1797 nach Paris. Neben seinen wissenschaftlichen Studien interessierte ihn vor allem auch die gesellschaftliche Entwicklung in Frankreich.

Von 1802-1808 vertrat Humboldt Preußen beim Heiligen Stuhl in Rom.

Bildung für alle

Im Februar 1809 wurde er für ein Jahr Sektionschef für Kultus und Unterricht im Ministerium des Innern in Berlin.

Sein oberstes Ziel war es, ein neues Bildungssystem in Preußen einzuführen, das allen sozialen Schichten mehr Chancen des Bildungserwerbs sichern sollte. Dabei setzte er auf eine enge Verbindung von Forschung und Lehre, freie Wissenschaft um ihrer selbst Willen und Persönlichkeitsformung.

Humboldts Konzepte beeinflussten die Idee der modernen Universität.

Die Gründung der Universität

Die Universität bekam das leer stehende Palais des Prinzen Heinrich von Preußen  übereignet. Mehrfach umgebaut ist es in der Straße Unter den Linden noch heute das Hauptgebäude der Universität.

Mit 256 Studenten und 52 Lehrenden begann im Oktober 1810 das erste Semester.  Die Fächer wurden in die Fakultäten Jura, Medizin, Philosophie und Theologie gegliedert. Die Naturwissenschaften gehörten damals noch zur Philosophischen Fakultät.

Namhafte Professoren wie Georg Friedrich Wilhelm Hegel (Philosophie), Karl Friedrich von Savigny (Jura), August Boeckh (Klassische Philologie), Christoph Wilhelm Hufeland (Medizin) und Albrecht Daniel Thaer (Landwirtschaft) unterrichteten die Studenten ganz im Sinne Humboldts.

Wachstum und Erweiterung

Studenten brauchen Bücher. Zunächst konnen sie auf die die Königliche Bibliothek zurückgreifen. Doch die entsprach bald nicht mehr den Anforderungen des Lehrbetriebes. Deshalb wurde im Jahre 1831 eine Universitätsbibliothek eingerichtet, die bis 1898 von der Königlichen Bibliothek verwaltet wurde

Weil das Berliner Hospital, die Charité, einen ausgezeichneten Ruf als Ausbildungsstätte genoß, wurde es  in den universitären Lehrbetrieb einbezogen.

Mehr über die Charité erfährst du in einem anderen Artikel, der unter diesem Text verlinkt ist.


Berühmte Namen


Die Universität wurde eine Stätte der Lehre und Forschung. Viele Wissenschaftler wurden mit ihren Fachgebieten weit über die Berliner Universität hinaus bekannt. Dazu gehörte beispielsweise das "Dreigestirn der Mathematik" mit Ernst Kummer, Leopold Kronecker, Karl Theodor Weierstraß, die Mediziner Johannes Müller und Rudolf Virchow, der Chemiker August Wilhelm von Hofmann, der Physiker Hermann von Helmholtz und viele viele andere.

Als Studierende waren Heinrich Heine, Adelbert von Chamisso, Ludwig Feuerbach, Otto von Bismarck, Karl Liebknecht, Franz Mehring, Alice Salomon, Karl Marx und Kurt Tucholsky eingeschrieben.

Aus der Humboldt-Universität gingen bisher 29 Nobelpreisträger hervor. Unter anderem gehören dazu Albert Einstein, Emil Fischer, Max Planck und Fritz Haber.

Die dunklen Jahre 1933 - 1945

Im Nationalsozialismus konnte die Universität nicht mehr als Heimstätte humanitären Denkens gelten. Viele Studierenden und Lehrenden beteiligten sich an der Bücherverbrennung der Nazis am 10. Mai 1933.

Viele jüdische Gelehrte und Studierende sowie politische Gegner wurden vertrieben oder vernichtet. Widerstand aus der Universität heraus gab es kaum.


Die Humboldt-Universität in der DDR


Als größte Hochschule der DDR wurden an der Humboldt-Universität von 1946 bis 1990 fast 150.000 Studierende ausgebildet. Viele davon konnten auch nach der Wiedervereinigung ihren Platz in der akademischen Welt behaupten.

Entgegen ihrer humanistischen Tradition wurden Studieninhalte, Studienablauf und Forschungsbedingungen an der Universität im Sinne der kommunistischen Ideologie der DDR völlig verändert.

Dennoch konnte auf einigen Gebieten der internationale Anschluss wieder hergestellt und  gefestigt werden. So entwickelten sich heute noch sehr wertvolle Forschungs- und Austauschbeziehungen zu Hochschulen in Osteuropa.

Die Teilung Deutschlands führte in Westberlin zur Gründung einer zweiten Universität.

Mehr über die Freie Universität Berlin erfährst du in einem anderen Artikel, der unter diesem Text verlinkt ist.


Der Weg ins 21. Jahrhundert


Seit der deutschen Wiedervereinigung hat Berlin vier Universitäten, die versuchen, ihre Studienpläne zu koordinieren. Traditionelle Studiengänge wurden im Rahmen der Studienreform umstrukturiert und das Lehrangebot auf eine moderne und international vergleichbare Grundlage gestellt und die Forschung neu ausgerichtet und gestärkt.

Durch die Erneuerung gelang es der Humboldt-Universität, in Forschung und Lehre wieder an Ansehen und Attraktivität zu gewinnen. Seit 1994 verfügt sie  über elf Fakultäten und mehrere interdisziplinäre Zentren und Zentralinstitute.

Mit über 300 Liegenschaften in Berlin und Brandenburg zählt sie zu den bedeutendsten Standortfaktoren der Region. Enge Kontakte und Kooperationen mit der Wirtschaft stärken die Verankerung der Universität in der Gesellschaft.


Text: RR, 9. 10. 2010, Bilder: HU-Berlin, Referat Öffentlichkeitsarbeit: Heike Zappe (Hauptgebäude, Fotos der Humboldt-Denkmäler)


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