Training statt Disco: Sprinterin Carolin Dober über ihr Sportlerleben

Ich bin die Carolin, wobei mich die meisten schlicht weg Caro nennen, bin 19 Jahre und hab 2001 mein Abi gemacht. Ich mache Leichtathletik, genauer gesagt, bin ich Kurzsprinterin, das heißt ich laufe 100m und 200m (alles was über 200 Meter geht, bedeutet für mich: Marathon!!!)

Wie alles begann...

Schon in der Vorschule bemerkten die Lehrer, dass ich ziemlich schnell rennen und auch weiter springen konnte als die anderen. Aus der wird mal eine Leichtathletin! hieß es.

Das wurde ich tatsächlich, aber erst ab der 4. Klasse ging ich in einen Leichtathletik- Verein. Davor machte ich nämlich Judo, schwamm und versuchte mich auch im Geräteturnen. Da hatte ich keine Zeit auch noch Leichtathletik zu machen.

Aber nachdem ich auch in der Schule weiterhin die Schnellste blieb und immer schon Spaß am Flitzen hatte, fing ich dann doch an zu trainieren. Natürlich anfangs nur 2-3-mal die Woche und auch noch nicht speziell Sprint. Nein, ich machte vom Hochsprung über Ballweitwurf und Weitsprung bis hin zum Hürdenlaufen alles. Ich nahm ebenfalls an Wettkämpfen teil. Auch da war ich weiterhin meistens unter den Ersten. Das spornte mich natürlich an, weiter zu trainieren aber am stärksten beflügelte mich der Spaß am Laufen, an der Geschwindigkeit.

Der erste große Erfolg

Obwohl ich, wie schon gesagt, nicht nur im Sprint gut war, machte es mir einfach am meisten Freude schnell zu rennen. Noch dazu wurde ich in dieser Disziplin mit 14 Jahren Bayerische Meisterin - ein großer Erfolg für die damals kleine Caro.

Lass es ruhig angehen

Aber trotz allem trainierte ich bis ich in die B-Jugend (bis 16/17 Jahre) sehr allgemein. Und das war auch gut so. Man soll sich gar nicht so schnell spezialisieren.

Zum einen, sollte man wirklich in Ruhe herausfinden, in welcher Disziplin man am besten ist und vor allem, woran man am meisten Spaß hat. Denn der talentierteste Hochspringer wird kein guter werden, wenn er im Herzen eigentlich ein Langstreckenläufer ist.

Und es gibt noch einen viel wichtigeren, gesundheitlichen Aspekt, in jungen Jahren eher spielerisch zu trainieren. Gerade im Alter zwischen 11 und 14 Jahren bist du sehr leistungsstark und reagierst schnell auf Training. Natürlich bist du dann in dieser Zeitspanne auch sehr erfolgreich. Aber ich habe es schon oft erlebt, dass solche Jungstars ziemlich schnell wieder verschwinden. Sie haben einfach zu früh zu viel trainiert. Dann, wenn sie wirklich mehr gefordert wurden, waren sie schon ausgepowert. Das heißt, sie konnten sich einfach nicht mehr steigern, weil sie zu früh an ihre Leistungsgrenze gegangen waren. Frustriert hören die meisten dann auf. Und das ist wirklich schade.


Du hast wirklich Zeit

Lass dir also Zeit. Denn Leichtathletik ist, Gott sei Dank, eine Sportart, in der man Zeit hat. Beim Turnen zum Beispiel, muss man ganz früh anfangen, weil man sonst fast schon wieder zu alt ist. Aber schau dir viele erfolgreiche Leichtathleten an. Manche davon sind sogar schon über 30 Jahre alt!

Der erste Schritt in Richtung Spezialisierung

Mit 16 Jahren wurde ich dann von meinem jetzigen Trainer angesprochen, ob ich nicht in seine Sprint- Trainingsgruppe zum LAC Quelle wechseln wolle. Ich überlegte mir diesen Schritt gut. Es stand für mich fest, dass ich mich auf jeden Fall ganz auf den Sprint spezialisieren und auch etwas erreichen wollte. Aber es fiel mir trotz allem schwer, nach all den Jahren, einfach den Trainer zu wechseln.

Doch ich wagte den Schritt und ich kann heute nur sagen: Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.

Die Umstellung

Nun begann eine richtig stressige Zeit.

Ich trainierte 5-6-mal die Woche. Dazu kamen viele Wettkämpfe am Wochenende.

Ich musste also Schule und Sport unter einen Hut bringen. Ich musste gleich nach der Schule beginnen, mich für den nächsten Schultag vorzubereiten. Schließlich wollte ich ja am Abend ins Training und mir dann keine Gedanken mehr über die Schule machen müssen (zugegeben, manchmal hätte ich mir mal besser Gedanken machen sollen...aber lassen wir das besser...).

Natürlich änderte sich auch an meiner Freizeit einiges. Ich richtete sie völlig nach meinem Sport aus. Während also meine Freundinnen am Wochenende lange weggingen, war ich meist schon im Bett, um am nächsten Tag fit fürs Training oder den Wettkampf zu sein.

Viele verstanden nicht, dass ich auf so viele Dinge verzichtete, dass sich mein Leben nur darum drehte, 100 Meter möglichst schnell zu laufen. Aber das kann man wohl auch nicht, wenn man dieses Gefühl nicht in sich trägt. Diese Leidenschaft schnell zu sprinten. Etwas in Perfektion zu beherrschen. An seine Grenzen gehen zu wollen....

Ich glaube nicht, etwas verpasst zu haben, nur weil ich noch nie in einer Disco war oder keinen Alkohol trinke. Der Sport gibt mir so viel - man muss nicht feiern, um glücklich zu sein.

Tiefs sind mit einprogrammiert

Aber zugegeben: Es ist nicht immer einfach. Viele Verletzungen warfen mich im Training immer wieder zurück und ich war nie so fit, wie ich mir das gewünscht habe. Zwar war ich im Jahr 2000 abermals Bayerische Meisterin in 100 und 200 Meter und nahm auch an den Deutschen Meisterschaften in 100 Meter teil, kam unter die ersten Acht und in der 4x100m Staffel wurden wir sogar Zweiter. Dennoch: Ich wusste, ich kann noch viel schneller laufen. Schließlich war ich immer wieder verletzt und konnte nicht so trainieren wie ich wollte.

Warum.....?????

Es ist zwar nicht schön verletzt zu sein und ich muss sagen, ich bin auch schon ziemlich genervt davon, aber es gehört einfach dazu. Außerdem merkt man in so einer Zwangstrainingspause richtig, wie viel einem der Sport bedeutet. Und man begreift plötzlich, warum man sich durch so manche Trainingseinheit quält.

Man stellt sich wirklich oft die Frage: Warum mach ich das eigentlich? Warum trainiere ich wie blöde, nur um vielleicht ein paar Hundertstel schneller zu laufen?

Aber spätestens, wenn du verletzt bist und dir schon nach ein paar Tagen ohne Training die Decke auf den Kopf fällt, weißt du warum.

In der Gegenwart

Seit ein paar Monaten trainiere ich nun 8-9-mal in der Woche. Meine Begeisterung und mein Trainingseifer sind ungebrochen. Auch, wenn ich wieder einmal verletzt bin und erst wieder im Sommer an Wettkämpfen teilnehmen kann. Aber davon lasse ich mich nicht unterkriegen.

Glaub immer an deine Ziele!

Es war nur ein kleiner Einblick in ein Sportlerdasein. Natürlich könnte ich noch viel, viel mehr schreiben. Aber ich glaube, dass wird euch nicht interessieren, oder?

Was ich euch sagen möchte ist: Es ist etwas Wunderschönes, eine Leidenschaft zu haben. Ob das nun eine Sportart oder ein Musikinstrument ist, das ihr besonders gut beherrscht oder euere Briefmarkensammlung - lasst euch nie durch ein verständnisloses Umfeld von eurem Weg abbringen. Steht hinter dem was ihr tut. Und Ihr werdet sehen: Es zahlt sich aus!

Eure Caro

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt