Jugger Nahkampfschlacht um einen Hundeschädel

Was für den nicht eingeweihten Zuschauer wie unkoordiniertes Gerangel und Geprügel mit komischen Kunststoffwaffen aussieht, ist für das geschulte Auge eine hochinteressante neue Sportart: Jugger. In einer Mischung aus Ballsportart und Schlacht mit Waffen aus Schaumstoff geht es darum, den Ball in Form eines Hundeschädels im gegnerischen Mal zu platzieren. Dabei darf nach Herzenslust geschlagen und gerungen werden.


Jugger wird auf einem rechteckigen Rasenfeld gespielt.


Ziel des Spiels


Jugger wird auf einem 40 Meter langen und 20 Meter breiten Spielfeld gespielt, meist eine Rasenfläche. Die Form des Feldes erinnert an ein Rechteck, bei dem die Ecken abgeschnitten wurden. Die begrenzenden Linien zählen zum Spielfeld dazu. Die Rolle des Balls übernimmt ein aus Latex und Schaumstoff gefertigter Hundeschädel, auch Jugg genannt. In der Mitte des Spielfeldes ist der Mittelpunkt markiert und jeweils am Ende ist ein Mal aus Schaumstoff angebracht. Ziel des Spiels ist, mehr Punkte zu erzielen als der Gegner, indem man den Jugg im gegnerischen Mal ablegt.



Die wichtigen Pompfen beim Jugger bestehen aus Kunststoff und sind gepolstert.


Die Spielgeräte


Beim Juggen gibt es verschiedene Spielgeräte, die sogenannten Pompfen, die alle aus Kunststoff gefertigt und mit viel Schaumstoff gepolstert sind. Es gibt die Schlagwaffen Q-Tip, Stab, Langpompfe und Kurzpompfe. Daneben wird von den Spielern mit Kurzpompfe noch ein Schild verwendet. Die Kette hat am Ende eine Kugel, die geschwungen werden darf. Mit den Spielgeräten kann man die Gegner schlagen und stechen, senkrechte Schläge von oben sind jedoch verboten.

Die Mannschaften


Beim Juggen treten zwei Mannschaften gegeneinander an. Ein Team besteht maximal aus acht Spielern, von denen aber nur fünf gleichzeitig auf dem Feld sind. Es gibt drei Positionen. Der Läufer hat keine Waffe und ist der Einzige, der den Jugg berühren darf, also Punkte erzielen darf. Maximal ein Kettenmann, der mit der Kette bewaffnet ist, darf auf dem Feld sein. Die übrigen Spieler sind die Kämpfer (Pompfer). Auf sie werden die anderen Pompfen verteilt. Alle bewaffneten Spieler dürfen den Jugg nicht mit dem Körper, sondern nur mit ihrer Waffe berühren.


Spielszene einer Jugger-Partie.


Spieldauer und -verlauf.


Die Spieldauer wird durch eine Trommel oder einen Gong, auf den Steine geworfen werden, begrenzt. Das Spiel besteht aus zwei Hälften à 100 Steinen, also Trommelschlägen oder Gongs. Dabei wird ein Stein mit zirka 1,5 Sekunden bemessen. Damit kommt man auf fünf Minuten reine Spieldauer. Durch mehrere Unterbrechungen dauert es aber meist viel länger. Zu Beginn eines jeden Spielzuges stellen sich die Mannschaften an ihrer Grundlinie auf und der Jugg wird am Mittelpunkt platziert. Auf Kommando des Schiedsrichters, laufen die Spieler los und versuchen den Jugg zu erhaschen.

Die Läufer sind die einzigen, die ihn Tragen können. Sie können sich aber auch gegenseitig nieder ringen. Die bewaffneten Spieler versuchen ihnen den Weg freizumachen, oder sie aufzuhalten, indem sie die Gegner mit ihren Pompfen an der Trefferzone (Körper ohne Hände und Kopf) stoßen. Ist man am Körper getroffen, muss man sich hinknien und fünf Steine lang in dieser Position verharren. Bei Treffern durch die Kette beträgt die Strafzeit acht Steine. Wenn nun ein Spieler noch seinen Pompfen auf dem Körper des Spielers in der Auszeit hält, ist dieser gepinnt und darf erst weiterspielen, wenn der Gegner von ihm ablässt. Wird der Jugg auf einem Mal platziert, gibt es einen Punkt für die jeweilige Mannschaft und es wird in der Ausgangposition von neuem angefangen.

Schiedsrichter und Regelverstöße


Das Spiel wird von vier Schiedsrichtern geleitet, einem Hauptschiedsrichter, einem Nebenschiedsrichter und zwei Malrichtern. Sie entscheiden über Regelverstöße. So darf mit dem Stab nicht gestochen werden, und die Kämpfer dürfen den Jugg nicht berühren. Wenn von einem Spieler mehrmals trotz Ermahnung durch den Schiedsrichter Regelverstöße dieser Art begangen werden, kann er für einen oder mehrere Spielzüge ausgeschlossen werden. Wenn man das Spielfeld verlässt gibt es fünf Steine Strafe.



Die Meisterschale der Jugger League.


Die Entwicklung der Sportart


Die Sportart Jugger basiert auf dem australischen Film Die Jugger Kampf der Besten aus dem Jahr 1989. Darin tragen die Protagonisten einen harten Wettstreit, ähnlich dem Gladiatorenkampf, aus. Daraus wurde dann erstmals 1993 bei einem Liverollenspiel eine Vorform von Jugger gespielt, ehe sich vor allem in Deutschland allgemein anerkannte Regeln entwickelten. Somit kann Deutschland als Gründungsland des Jugger angesehen werden. Seit 2003 gibt es in Deutschland die Jugger League, in der 30 Teams um die Ligaschale kämpfen. Es gibt an zehn Standorte an denen Turniere ausgetragen werden, auf denen man sich für das Meisterschaftsturnier in Berlin qualifizieren kann. Es gibt auch einige wenige internationale Turniere mit Teams aus Irland, Australien und den USA.

Sicherheit beim Jugger


Auf den erstem Blick mag die neue Sportart Juggen ziemlich brutal klingen, weil mit Waffen und Körperkontakt gespielt wird. Tatsächlich kommt es aber nicht so oft zu schweren Verletzungen, da die Pompfen ja dick mit Schaumstoff gepolstert sind. Nur die Läufer sind etwas gefährdeter, weil sie mit direktem Körperkontakt aufeinander treffen können. Schutzkleidung ist nicht vorgeschrieben, aber man darf sich so polstern, wie man es für richtig hält, solange die Schutzmaßnahmen die anderen Spieler nicht gefährden.

06.04.2009; Text: Jan Wrede; Bilder: Wikipedia (Feld & Liga-Logo: Dobanjai (GNU), Pompfen & Schale: Balz Lester (cc), Spiel: Alexandra Gerdsmeyer (GNU)) 

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