Handballkrimi führt ins Endspiel

Es war an Spannung nicht zu überbieten, was die 19.000 Zuschauer in der ausverkauften Köln Arena miterlebten. Ein ungeheuer hart erkämpfter 32:31 Sieg gegen Europameister Frankreich bringt das deutsche Team nach zwei Verlängerungen ins Finale am Sonntag. Um 16.30 Uhr trifft die Mannschaft von Heiner Brand auf Polen. Die polnische Auswahl gewann ebenfalls erst nach zwei Verlängerungen mit 36:33 gegen Dänemark.





Die deutsche Nationalmannschaft 2007! Foto: DHB/Axel Heimken.

Ein echter Krimi

Keinen der 19.000 Beuscher in der ausverkauften Köln Arena hielt es noch auf den Sitzen. Und eigentlich hätten beide Mannschaften verdient nach dieser Leistung ins Endspiel zu kommen. Denn das Spiel um den Einzug ins Finale hätte nicht spannender sein können:




Trainer Heiner Brand (Mitte), links von ihm: Torwart Henning Fritz, der mit seinen unglaublichen Paraden den Erfolg der deutschen Mannschaft ebnete, beim Training. Foto: DHB/Tim Oliver Kalle

60 Minuten...

Nach der regulären Spielzeit stand es 21:21. Keine der beiden Mannschaften in dem kampfbetonten Spiel konnte sich entscheidend absetzen. Die Abwehr und die beiden Torhüter standen im Mittelpunkt des Geschehens und Hennig Fritz im deutschen Tor hielt mit seinen hervorragenden Paraden die Mannschaft immer wieder im Spiel.



70 Minuten - 80 Minuten - Endspiel!

Auch nach der ersten Verlängerung stand es Unentschieden, 27:27. Mittlerweile zeigten sich die ersten Ermüdungserscheinungen, so wie beim Rückraumspieler Pascal Hens, der völlig ausgepowert war. Doch wie auch während des gesamten Turniers zeigte sich gerade in dieser Phase die Stärke der jungen Mannschaft von Heiner Brand: Wenn die älteren, etablierten Spieler nicht mehr konnten, sprang immer ein anderer dafür in die Bresche und traf im entscheidenen Moment.

Kreisläufer Andrej Klimovets und Mannschaftskapitän Und Rückraumspieler Markus Baur, der im Halbfinale vier wichtige Siebenmeter sicher verwandelte. Foto: DHB/Tim Oliver Kalle

Franzosen frustriert

So war "Heiners Truppe" spielerisch sicher nicht besser, als die Franzosen - auch wenn sie, wie mit dem Kemper-Trick wunderschöne Tore erzielten. Die Franzosen wirkten dagegen mit den hervorragenden Rückraumspielern Narcisse, der acht Tore warf und dem wendigen und spielfreudigen Karabatic, der sechs Mal erfolgreich war, körperlich überlegen. Aber der Teamgeist der deutschen Mannschaft und die Tatsache, dass gerade auch die jungen Spieler wie Dominik Klein in entscheidenden Momenten ungeheuer cool und zielsicher waren, verhalf der deutschen Mannschaft zum Einzug ins Finale.

Schlechte Schiedsrichterleistung

Schade nur, dass die Schiedsrichterleistung der schwedischen Unparteiischen in dieser Partie, nie einer Weltmeisterschaft würdig war. Viele Fehlentscheidungen, wie nichtgepfiffenes Übertreten, Stürmerfoul oder Abwehr durch den Kreis sorgten dafür, dass das Spiel ruppiger wurde. Gerade am Ende fühlten sich die Franzosen betrogen, weil ihnen ein erzielter Treffer in den letzten Sekunden nicht gegeben wurde - und so gingen sie nicht nur enttäuscht sondern auch stinksauer vom Platz.

Doch im Handball zählen Tatsachenentscheidungen und da hatten die Schiedsrichter auf beiden Seiten sehr viel fragwürdige Pfiffe zu verantworten. Am Ende lag das Glück bei den Deutschen, die frenetisch von den Zuschauern gefeiert und wurden und kaum fassen konnten, dass sie den amtierenden Europameister Frankreich zum zweiten Mal bei diesem WM-Turnier schlagen konnten.

Noch ein Handballkrimi

Nun wartet als zweite Überraschugnsmannschaft im Endspiel die polnische Nationalmannschaft, die mit dem Einzug ins Finale den größten Erfolg in der Geschichte des polnischen Handballs feiern darf. Auch sie musste über 80 Minuten gehen, um den Favoriten Dänemark schließlich mit 36:33 zu besiegen. Gegen die Polen hatte die deutsche Mannschaft, die bisher einzige Niederlage des Turniers kassiert und man kann sicher sein, dass Heiner Brand seine Truppe hervorragend einstellen wird auf dieses Spiel!

Das Unglaubliche schaffen!

Kaum ein Kenner der Szene hatte auf sie gesetzt - und gerade das hat die Mannschaft von Heiner Brand so stark gemacht während dieses spannenden Turniers. Ein Garant für diese Steigerung ist der Trainer, der bei all der Hektik im Vorfeld einfach weiter seine Arbeit macht, der auf Spieler wie Hennig Fritz setzt. Denn er wusste schon vorher genau, was er an dem Torhüter hat, der in seiner Vereinsmannschaft fast nur noch auf der Bank sitzt und sich während der WM unglaublich gesteigert hat. Und Heiner Brand versteht es die jungen mit den älteren Spielern zu einem eigenwilligen, unberechenbaren und kampfstarken Team zusammenzuschweißen. Dabei sei auch der reaktivierte Christian Schwarzer erwähnt, der die WM eigentlich nur für das Fernsehen kommentieren wollte, dann wegen Verletzungspech anderer in die Mannschaft zurückgeholt wurde und nun als Spieler im Endspiel steht!

Jetzt heißt es ganz fest die Daumen drücken, dass sich alle gut erholen können, dass ihre Blessuren nicht so schlimm sind und dass wir wieder einen spannenden Handballkrimi erleben! Denn dann können sie es schaffen, am Sonntag, 04. Februar, 16.30. Für alle, die nicht in der Köln Arena dabei sein können: das Spiel wird im Ersten übertragen!

-ab-02.02.2007 Text / Fotos: www.dhb.de, Presse

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