Extremsport Freitauchen

Bestimmt bist du im Schwimmbad oder Meer auch schon mal getaucht oder hast sogar schon geschnorchelt. Doch nach spätestens zwei Minuten geht einem die Luft aus. Dabei kann man mit dem richtigen Training sehr viel länger und tiefer unter Wasser bleiben. Hier erfährst du mehr über das sogenannte Freitauchen, auch Apnoetauchen genannt ...

                                  

Spätestens, wenn man das Deutsche Jugendschwimmabzeichen in Silber machen möchte, gehört Tauchen zum Programm: Zehn Meter Streckentauchen sowie zwei Gegenstände aus zwei Meter Tiefe herauf holen werden gefordert. Das liest sich nicht besonders herausfordernd. Aber in Anbetracht der Aufregung, die solche Prüfungen immer hervorrufen, kann einem doch sogar schon da die Luft etwas knapp werden.

Fast 12 Minuten ohne Luft 


Apnoetaucher spielen da in einer ganz anderen Liga. "Apnoe" ist griechisch und bedeutet "ohne Atmung". Tauchgänge werden beim Freitauchen nur mit der in der Lunge vorhandenen Luft absolviert. Nach jahrelangem Training sind solche Athleten in der Lage, ihren Atem bis zu 11:30 Minuten anzuhalten. Diesen Rekord stellte der Franzose Stephane Mifsud 2009 auf. Mit Flossen erreichen sie dabei Tiefen bis zu 250 Meter, wie Alexey Molchanov im Jahr 2008.

Foto: Mit solchen Atemübungen bereiten sich Freitaucher auf die lange Zeit vor, die sie keine Luft holen.

Jahrelanges Training


Um seinen Körper auf solche gefährlichen Extrembelastungen einzustellen, ist jahrelange Übung erforderlich. Ganz wichtig ist es, bewusst atmen zu lernen und mit dem so genannten Atemreiz umzugehen. Das ist das Gefühl, unbedingt Luft holen zu müssen. Es wird immer stärker, je länger man den Atem anhält.

Apnoetaucher entwickeln im Laufe des Trainings ein immer größeres Bewusstsein für ihren Körper und die darin ablaufenden Vorgänge. Durch das Austesten der eigenen Grenzen gewöhnen sich Körper und Geist an solche Extremsituationen. Der Athlet kann also in Grenzbereiche seiner Leistungsfähigkeit vordringen und dabei seine normalen körperlichen Reaktionen unter Kontrolle halten, ohne in Panik zu verfallen.

Herzschlag? Ja, manchmal ...

Das Training beinhaltet Entspannungsübungen sowie spezielle Atemtechniken. Diese führen dazu, dass sich der Herzschlag verlangsamt und der Sauerstoffverbrauch deutlich abnimmt. Normal sind zwischen 70 und 80 Schläge pro Minute. Die Athleten schaffen es, ihren Herzschlag auf weit unter 30 Schläge pro Minute zu verlangsamen. Somit reicht der in den Lungen vorhandene Sauerstoff immer länger - bis hin zu den fast unglaublichen 11:30 Minuten von Stephane Mifsud.

Die Disziplinen

Apnoetauchen wird in verschiedenen Disziplinen ausgeübt. Beim statischen, also bewegungslosen Zeittauchen, atmet der Taucher tief ein und liegt dann mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Gemessen wird die Zeit des Atemanhaltens. Dies ist auch ein wichtiges Training für andere Disziplinen. Meist wird dabei ein Neoprenanzug getragen, um den Körper zu wärmen.

Beim Streckentauchen, mit oder ohne Flossen, wird die Strecke gewertet, die mit einem Atemzug zurückgelegt wird. Dabei befindet sich der Taucher, wie bei allen Disziplinen, stets schon vor dem Start im Wasser.

Schließlich gibt es verschiedene Tieftauchdisziplinen. Beim Tieftauchen mit konstantem Gewicht darf der Taucher Bleielemente verwenden, um tiefer tauchen zu können. Allerdings muss er dieses auch aus eigener Kraft wieder mit an die Oberfläche bringen, daher die Bezeichnung "mit konstantem Gewicht". Es gibt Varianten sowohl mit, als auch ohne Flossen.

Hinab ins weite, tiefe Blau ...


Beim Tieftauchen mit variablem Gewicht kann das verwendete Gewicht im Wasser zurückbleiben. Meist wird statt eines Gewichts eine an einem Seil geführte Schlittenkonstruktion verwendet. Beim "No Limit"-Tauchen schließlich gibt es keinerlei Beschränkungen.

Das heißt, dass sich der Taucher sowohl von einem schweren Schlitten in die Tiefe ziehen, als auch mit einer speziellen Vorrichtung wieder schnell an die Oberfläche bringen lassen kann.

Gefährlicher Sport

Diese Disziplin ist sehr gefährlich und es kam auch schon zu Todesfällen. Denn hier besteht die Gefahr, dass es durch das schnelle Auf- und Abtauchen zu lebensgefährlichen Komplikationen kommt. Dazu zählt der Tiefenrausch samt Orientierungsverlust ebenso wie die Dekompressionskrankheit. Es kann passieren, dass durch das schnelle Auftauchen das im Blut gelöste Gas aufschäumt, wie bei einer Flasche Sprudel, die man zu schnell öffnet.

Tauchen - vom Lebensunterhalt zum Sport

Auch wenn sich das alles wie ein Trendsport für besonders Wagemutige liest: Tauchen war schon immer wichtig für die Menschen. Perlentaucher in Japan, Schwammtaucher in der Südsee oder Küstenbewohner, die beim Tauchen Fische jagten - schon lange vor modernen Sporttauchern war die Unterwasserwelt eine Herausforderung für den Menschen.

Unternehmt selbst keine Versuche, wie lange ihr die Luft anhalten könnt! Bittet euren Sport- oder Biologielehrer darum, mit euch dieses Thema weiter zu entdecken. Wenn ihr sowas alleine ausprobiert, auch an Land, kann das lebensgefährlich sein!

Hier findet ihr Fotos und Videos.

Text: -jj- 23.6.2010 // Bilder: Freitaucherin: aquaxel/cc-by- sa 2.0; Pool& 2 Freitaucher: Wolfram Neugebauer/cc-by-sa 3.0;

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt