Ein Traum erfüllt sich: Deutschland wird Handball- Europameister 2004

Nationaltrainer Heiner Brand ist sein Markenzeichen nun endgültig los: Für einen Sieg im Finale der Handball- Europameisterschaft 04 musste er seinen Seehundschnauzer opfern. Das war sein Wetteinsatz im Falle eines Titelgewinns durch sein Team. Seine Mannschaft ließ sich bei der EM in Slowenien nicht zweimal bitten und besiegte den Gastgeber im Finale (01.02.04) souverän mit 30 : 25.

Lange ersehnt

war dieser Erfolg. Nach der Weltmeisterschaft 1978 (Bundesrepublik) und dem Olympiasieg 1980 (DDR) ist der Gewinn der EM der erste Titel für die deutschen Männer. 2002 holte sich die Mannschaft von Heiner Brand schon den Vizeeurpameister- Titel, 2003 den Vizeweltmeister - und nun stehen sie endlich ganz oben. Jetzt zählen die Deutschen auch zu den Goldmedaillen- Anwärtern bei den Olympischen Spielen in Athen. Und sie haben sich mit diesem Sieg schon für die WM 2005 und die EM 2006 qualifiziert.

Schwerer Start

Dabei sah die Lage für die deutsche Mannschaft vor und zu Beginn des Turniers alles andere als vielversprechend aus. Verletzungsbedingt mussten Stammspieler wie Frank von Behren oder Linksaußen Stefan Kretzschmar auf einen Start verzichten. Dann kam gleich zu Beginn die Niederlage gegen Serbien & Montenegro.

Aber vielleicht waren es gerade diese Startschwierigkeiten, die die Mannschaft enger zusammenschweißte und immer stärker werden ließ. Als dann nach einer guten Leistung aber dank schlechter Schiedsrichter auch gegen Frankreich nur ein Unentschieden heraussprang und der Regisseur und Kapitän der Mannschaft Markus Baur verletzt abreisen musste, dachten viele Fans - das war´s. Doch die Mannschaft zeigte Qualitäten: Sie bewies einen unglaublichen Teamgeist und eine geschlossene Mannschaftsleistung.

Trainer Heiner Brand beschrieb die Situation nach dem anschließenden Spiel gegen die Slowenen, das mit 31:24 gewonnen wurde, in seinem EM-Tagebuch auf den Seiten des DHBs (Deutschen Handball Bundes) wie folgt:

"Viele wird erstaunen, dass die Mannschaft nach dem Ausfall von "Schorsch" Baur so stabil diese Partie bestimmt hat. "Schorsch", unser Kapitän und Spielmacher, hatte bis dato bei dieser EM 18 Tore erzielt und 27 Torvorlagen gegeben. Doch die Mannschaft stellt sich gegen die Slowenen alles andere als kopflos dar, zeigte eines ihrer besten Spiele, seit ich ihr Trainer bin. Für mich ein eindeutiges Zeichen, dass unser Mannschaftsgefüge absolut intakt ist. Die Verantwortung verteilte sich auf mehrere Schultern."

Totgeglaubte leben länger

Und so gewann man auch gegen Ungarn mit 28 : 23 - auch dank eines unglaublich starken Torhüters. Henning Fritz, der auch zum besten Torhüter des Turniers gekürt wurde, hielt seine Mannschaft im Rennen und trieb die Ungarn zur Verzweiflung. Und plötzlich standen die Dänen im Halbfinale an - ein ganz schweres Los. Zumal den Spielern auch das lange, schwere Turnier anzumerken war.

Doch auch auf die Spieler, die bisher eher auf der Ersatzbank saßen war in dieser Phase Verlass. So schoss Jan-Olaf Immel plötzlich sieben Tore. Gerade das machte die Mannschaft stark, dass immer einer da war, der für die anderen die Kastanien aus dem Feuer holte - aber es war eben nicht nur immer derselbe Spieler, es waren abwechselnd alle. Mit einem hart erkämpften 22 : 20 Sieg gegen die Dänen kamen die Deutschen ins Endspiel und mussten wieder gegen Slowenien antreten.

Das Finale

Doch auch dieses Mal hatten sie die Slowenen klar im Griff und ließen sich dank einer früh herausgespielten Führung nie das Spiel aus der Hand nehmen. Unterstützung bekam die Mannschaft auch von der Tribüne: Unter den zahlreichen Fans waren auch die verletzten Spieler Stefan Kretzschmar und Markus Baur, die extra angereist waren, um beim Finale dabei zu sein.

Nach dem Schlusspfiff brach ein unglaublicher Jubel aus - und man kann davon ausgehen, dass die Mannschaft gemeinsam mit ihrem bartlosen Trainer ihren Erfolg so richtig genießen wird!

Mehr Infos zur deutschen Nationalmannschaft und den Spielern unter:

www.dhb.de.

-ab-02.02.04 Text / Foto: Heuberger.

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