Die 91. Tour de France mit historischen Siegern

Der Texaner Lance Armstrong holt sich zum sechsten Mal in Folge den Sieg beim schwersten Radrennen der Welt, der Tour de France. Der Amerikaner deklassiert geradezu die Konkurrenz. Und auch der Sieger der besten Bergfahrer stellt einen neuen Rekord auf: Der Franzose Michel Virenque holt sich zum 7. Mal das Grüne Trickot.

Ein Sieg der Sportgeschichte schreibt:

Bisher galt es als unmöglich, das härteste Rennen des Radsports sechs Mal zu gewinnen. Auch die Ausnahmerennfahrer Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain hatten je fünf Mal die Frankreich- Rundfahrt gewonnen, doch keiner konnte den sechsten Toursieg anschließen. Dem 32-jährigen Texaner Lance Armstrong gelang nun dieser Triumph in unglaublich souveräner Manier und dank einer hervorragenden Mannschaftsleistung seines Teams, den US-Postal Fahrern.

Lance Armstrong

Am 18. September 1971 wurde Lance Armstrong geboren. Seine Mutter zog ihn allein groß. Schon mit 13 gewann er eine Triathleten-Meisterschaft. Mit 16 Jahren wird Lance Armstrong Profi, sein Körper scheint dafür gemacht zu sein: Schon damals kann seine Lunge doppelt so viel Sauerstoff aufnehmen, wie die Lunge eines durchschnittlichen Menschen. Er hat extrem lange Oberschenkelknochen und verfügt deshalb über bessere Hebel. Seine Muskeln produzieren bei Anstrengung weniger Milchsäure, deshalb bekommt der Texaner erst viel später als andere Muskelkater.

Der Texaner fuhr 1992 sein erstes Rennen als Radprofi. Er trainierte hart und wurde 1996 Erster der Radprofi-Liste. Eine erfolgreiche Karriere schien vorprogrammiert. Doch dann wurde er schwer krank: Hodenkrebs, Metastasen, also Knoten in der Lunge und Tumore im Gehirn. Seine Überlebenschancen waren 50:50 doch auch hier kämpfte Armstrong, dieses Mal um sein Leben. Sicherlich gewann er auch in dieser Zeit diese ungewöhnliche Fähigkeit, sich voll auf sich zu konzentrieren und stärkte seinen absoluten Willen. Er besiegte den Krebs und trainierte wieder entschlossen, um wieder Radfahren zu können. 1998 stieg der Texaner wieder ins Renngeschäft ein. Nur ein Jahr später holte er den ersten Tour de France-Sieg das Rennen, auf das er sich jedes Jahr voll und ganz konzentriert. Seit 1999 hieß der Tour-Sieger jedes Jahr Lance Armstrong!

Während sich Armstrong bei seinem letztjährigen 5. Tour de France- Sieg noch schwer tat und es zu einem packenden Zweikampf zwischen ihm und Jan Ullrich kam, schien der Texaner in diesem Jahr unbezwingbar. Mit unglaublicher Akribie hatte er sich auf seinen Saisonhöhepunkt, die 3391,1 Kilometer Tour de France, vorbereitet. Vor allem für die zweite und dritte Woche der Tour, die schweren Bergetappen und das strapaziöse Einzelzeitfahren plante er sein Leistungshoch und die Rechnung ging wieder einmal auf.

Neben der perfekten eigenen Vorbereitung verhalf ihm auch ein hervorragendes Team zum Sieg. Seit Februar trainierte die Mannschaft zusammen. Das eingespielte Team fuhr komplett seinen Kapitän. So fuhr Armstong bei der dreiwöchigen Tour mit Prolog und 20 Etappen fünf Etappensiege ein. Das hervorragende Mannschaftsverständnis wurde schon bei der vierten Etappe, dem Mannschaftszeitfahren deutlich. Nach dem Sieg des US-Postal Teams konnte sich Armstrong zum ersten Mal das gelbe Trickot des Spitzenreiters überstreifen. Er holte sich vier weitere Etappensiege, so die 13. Etappe, die 15. Etappe in Villard-de-Lans und schließlich auch das unglaublich steile und anstrengende Bergzeitfahren von LAlpe dHuez. Dann gewann er noch das 55. Kilometer lange Einzelzeitfahren nach Besançon.

Richard Virenque holte sich den Sieg der ersten Bergetappe. Damit unterstrich der Franzose von Beginn an seine Ambitionen auf das rosa gepunktete Trickot des Bergkönigs. Er gewann alle sieben Bergwertungen und damit auch zum siebten Mal den Titel des besten Bergfahrers ebenfalls ein neuer Rekord.

Super Leistung dennoch enttäuscht

Zweiter im Gesamtklassement wurde der Deutsche Andreas Klöden vom Team T-Mobile. Die 21 Etappen in drei Wochen und 3391,1 Kilometer fuhr Lance Armstrong in 83 Stunden 36 Minuten und 2 Sekundenhatte. Andreas Klöden wurde mit 6 Minuten 19 Sekunden Rückstand Zweiter. Der Dritte, der Italiener Ivan Basso lag 21 Sekunden hinter ihm und als Vierter erreichte Jan Ullrich Paris. Der Australier Robbie McEwen sicherte sich das grüne Trikot des punktbesten Sprinters.

Obwohl noch nie zwei deutsche Fahrer gleichzeitig so gut platziert die Tour beendeten und das Team T-Mobile die besten Mannschaft wurde, freute sich nur Andreas Klöden wirklich über seine tolle Leistung. Für Jan Ullrich war es am Ende doch enttäuschend, dass er Armstrong nicht noch mehr entgegen zu setzen hatte. Zumindest hatte Ullrich, der während des Rennens von einer Grippe geschwächt wurde, alles ihm mögliche versucht. Und vielleicht klappt es für Ullrich ja bei der Olympiade in Athen denn dort hat Jan Ullrich eine Gold- und eine Silbermedaille zu verteidigen. Wir drücken ihm wieder die Daumen!

Links:

die Tour de France Seiten der ARD.

Die deutsche Lance Armstrong Fan-Seite.

Die offizielle Homepage von Lance Armstrong, leider nur in Englisch.

Die offizielle Homepage von Jan Ullrich.

-ab-26.07.04 Text / Fotos: Lance Armstrong / Lance Armstrong und United Postal-Team: www.thepaceline.com, Fotograf: Graham Watson; Jan Ullrich: www.janullrich.de.

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