Das längste Autorennen der Welt!

Vor 95 Jahren, am 10. Juni 1907 starteten fünf Wagen auf die unglaubliche Tour von Peking nach Paris. Wenn man sich überlegt, wie die Automobile damals aussahen und ausgestattet waren, kann man sich vorstellen, dass die Teilnehmer der Ralley echte Abenteuerer waren.

Die Anfänge des Motorsports

Die Fahrzeugtechnik steckte noch in den Kinderschuhen. Autos waren ein Luxus und nur wenige Privatleute hatten so viel Geld, sich diesen Luxus zu leisten.

Doch gerade zu Beginn der Automobilgeschichte gab es Abenteurer und Pioniere, die an die Grenzen der Leistungsfähigkeit ihrer Fahrzeuge und sich selbst gingen. Und es gab Ingenieure und Techniker, die immer weiter an der Entwicklung der Fahrzeuge feilten.

Das erste richtige Motorrennen wurde zwischen dem 11. und 14. Juni 1894 durchgeführt. Die Strecke von Paris nach Bordeaux war 1178km lang. 1906 wurde das erste Grand Prix Rennen in Frankreich ausgerichtet bei dem schon 32 Wagen an den Start gingen.

Die Ralley

Die Franzosen waren von Anfang an von diesem neuen Sport begeistert. Und so wartete die Pariser Zeitung "Le Matin" ("Der Morgen") mit einer ungewöhnlichen Idee auf. Sie machte einen provokanten Aufruf. Mit dem Text "Was wir heutzutage beweisen müssen ist, dass solange ein Mann ein Auto hat, er alles tun kann, was er will und überall hin kann, wo er möchte. Also: Gibt es jemanden, der diesen Sommer mit seinem Automobil eine Reise von Peking nach Paris unternehmen möchte?" Fünf Teilnehmer meldeten sich an. Am Morgen des 10. Juni starteten die fünf Fahrzeuge unter Pauken und Trompeten von der Voyron-Kaserne in Peking. Vor den Fahrern lag die längste Strecke, die jemals in einem Autorennen gefahren wurde: 13.000 Kilometer. Und ein Großteil der Strecke fiel in die Regenzeit.

Die Fahrer und ihre Fahrzeuge

Mit dabei waren zwei französische Dion-Bouton, am Steuer die Fahrer Cormier und Collignion.

Ein Contal-Dreirad mit dem Fahrer Pons, der Italiener Scipio Fürst Borghese in einem Itala, begleitet vom Journalisten Luigi Barzini. Und schließlich noch ein niederländischer Spyker, gefahren vom Holländer Charles Goddard. Sie machten sich auf in ein Rennen ohne Regelwerk. So beschlossen die Fahrer sich notfalls gegenseitig zu helfen und fair mit den anderen umzugehen. Dem Sieger lachte eine riesen Flasche Champagner.

Die Route

Die 13.000 Kilometer führten über Kalgan, Urgan, Irkutsk, Atschinsk, Tomsk, Kainsk, Omsk, Jekaterinburg, Perm, Kasan, Moskau, Sankt Petersburg, Eydtkuhnen, Küstrin, Berlin, Hannover, Köln bis Paris. Die Fahrer müssen durch die Wüste Gobi, die Mongolei, vorbei am Baikalsee, durch Sibirien und quer durch Europa. Um die Richtung zu finden, mussten sich die Fahrer mit dem Kompass orientieren.

Die Tücken der Ralley

Die Fahrer stecken ständig in Schwierigkeiten. Schlammlöcher, Straßen, die keine waren und auch auf keiner Karte zu finden waren, scheinbar unüberwindbare Pässe zwingen die Fahrer zu improvisieren und auch dazu, ihre Fahrzeuge zu ziehen. So werden die Autos von zahlreichen Helfern über die Gebirgspässe geschleppt. Pons muss mit seinem Dreirad in Sibirien aufgeben.

Der Sieger

Die Strapazen halten am besten der expeditionserfahrene Fürst Borghese und sein 50-PS-Itala durch. Fürst Borghese hatte schon früher bei Forschungsreisen ganz Asien bereist. Der Fürst war sich seines Sieges schon unterwegs so sicher, dass er einen 1000 Kilometer Umweg in Kauf nahm, nur um an einem Galadiner für sein Team teil nehmen zu können.

Nach 44 Tagen Fahrzeit und 60 Tagen Reise erreichte er als erster mit erheblichem Vorsprung das Pariser Ziel.

1997: die Wiederholung des Rennens zum Jubiläum

94 Wagen gingen 1997 zum "Jubliäumsrennen" an den Start. 90 Jahre nach der ersten Ralley wollten es die unterschiedlichsten Fahrer noch einmal wissen. Mit BMWs, den legänderen Citroen 2CVs ("Enten") oder Buicks, mit Roll-Royces oder Bentleys. Am Ende gewann ein britisches Team, das in einem Willys Jeep aus dem Jahr 1942 das Rennen machte.

-ab-10.06.2002/ Foto: Popular mechanics

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