Wie vermehren sich Haie?
Bisher ist die Wissenschaft davon ausgegangen, dass ein Hai-Weibchen und ein Hai-Männchen nötig sind, damit junge Haie geboren werden können. Dass es auch anders geht, beweist das Naturkundemuseum Karlsruhe: Eine kleine Haifisch-Dame namens Mariechen bringt seit Jahren Nachwuchs zur Welt, ohne dass es einen männlichen Hai in ihrem Umfeld gibt. Und wie geht das?
Faszinierende Wesen - Haie lebten schon auf der Erde bevor es Dinosaurier gab.Quelle: © Sekundator, ShutterstockDie Lösung des Rätsels heißt Parthenogenese. Dieses komplizierte Wort ist die wissenschaftliche Bezeichnung für die so genannte Jungfernzeugung, eine Form der Fortpflanzung, bei der kein Männchen nötig ist. Die Jungfernzeugung wurde bislang bei Pflanzen, Schnecken, Amphibien, Reptilien und einigen Fisch- und Eidechsenarten beobachtet. Bei Haien war dies eine ganz neue Entdeckung.
Wie funktioniert Parthenogenese?
Bestimmte Hormone spielen der unbefruchteten Eizelle eine Befruchtungssituation vor. Daraufhin beginnt diese sich zu teilen und reift zu einem Organismus heran. Die Nachkommen entstehen also aus unbefruchteten Eizellen ohne den Beitrag eines Männchens. Rein genetisch betrachtet ist so ein Nachkomme also ein Klon, denn das Erbgut ist mit dem seiner Mutter identisch.
Die Sensation in Karlsruhe
Mit mehreren Jungfernzeugungen sorgte eine Haifisch-Dame namens Mariechen im Naturkundemuseum Karlsruhe für Aufsehen. Seit 2001 setzt das Bambushai-Weibchen immer wieder auf unerklärliche Weise ohne einen männlichen Partner Hai-Babys in die Welt. Hai-Experten erklärten dies zunächst mit einer Begattung, die möglicherweise stattgefunden haben könnte, bevor Mariechen nach Karlsruhe kam.
Erst als der Hai-Dame am 3. September 2009 nach 13 Jahren Single-Dasein wieder ein Jungtier aus dem Ei schlüpfte, verwarf die Museumsleitung ihre vorherige Theorie und ließ die DNA der Mutter, des Neugeborenen und zweier älterer Schwestern von Spezialisten in München untersuchen: Die kamen zu dem Schluss, dass Mariechen seinen Nachwuchs tatsächlich im Alleingang produziert - durch Jungfernzeugung. Die Beteiligung eines Männchens war ausgeschlossen, da die DNA aller vier Tiere eine zu große Übereinstimmung besitzt. Damit handelte es sich um die erste bekannt gewordene Parthenogenese von Haien in Europa!
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