Wie vermehren sich Haie?

Bisher ist die Wissenschaft davon ausgegangen, dass ein Hai-Weibchen und ein Hai-Männchen nötig sind, damit junge Haie geboren werden können. Dass es auch anders geht, beweist das Naturkundemuseum Karlsruhe: Eine kleine Haifisch-Dame namens Mariechen bringt seit Jahren Nachwuchs zur Welt, ohne dass es einen männlichen Hai in ihrem Umfeld gibt.

In den Meeren der Erde leben ungefähr 400 verschiedene Haiarten.

Die Haie und Rochen gehören zu den Knorpelfischen und unterscheiden sich wesentlich von anderen Fischen. So besteht ihr Skelett aus Knorpeln statt aus Knochen oder Gräten, und ihre Kiemen sitzen nicht unter Kiemendeckeln, sondern sie haben mehrere Kiemenschlitze auf beiden Seiten hinter dem Kopf. Bisher waren drei verschiedene Arten bekannt, wie Haie ihre Jungen bekommen:

So wächst das Junge beim Zitronenhai zum Beispiel ein Jahr im Mutterleib. Es wird über eine Nabelschnur mit Nahrung versorgt. Dann gebärt das Weibchen in einer geschützten Lagune. Es lässt sich auf den Grund sinken und bringt 8 12 Junge zur Welt.

 

Auch die Jungen des Weißen Hais und der meisten anderen Arten werden lebend geboren. Sie wachsen im Mutterleib heran. Allerdings werden sie in einer Eihülle groß und ernähren sich vom Dotter.

 

Ganz anders die Katzenhaie. Die Weibchen legen befruchtete Eier und verankern sie mit einer Art Faden an einer Wasserpflanze. Nach 9 10 Monaten schlüpft das Haibaby.

Was ist Parthenogenese?

Parthenogenese ist die wissenschaftliche Bezeichnung für die Jungfernzeugung, eine Form der eingeschlechtlichen Fortpflanzung. Die Nachkommen entstehen aus unbefruchteten Eizellen. Rein genetisch betrachtet ist so ein Nachkomme ein Klon, denn das Erbgut ist mit dem ihrer Mutter identisch.Die Jungfernzeugung wurde bislang bei Pflanzen, Schnecken, Amphibien, Reptilien und einigen Fisch- und Eidechsenarten beobachtet.

Wie funktioniert Parthenogenese?

Bestimmte Hormone spielen der unbefruchteten Eizelle eine Befruchtungssituation vor. Darauf hin beginnt diese sich zu teilen und reift zu einem Organismus heran. Das kann entweder durch eine Zellteilung mit Eizellenbildung geschehen oder über bestimmte Keimbahnzellen, die zwei Chromosomensätze enthalten. (Chromosomen sind Strukturen, die Gene und somit Erbinformationen enthalten). Hier findet keine Verteilung und Neuanordnung von genetischem Material  (Fachbegriff: Rekombination) statt und die entstandenen Nachkommen sind Klone ihrer Mutter.

Parthenogenese bei Haien

Die erste Parthenogenese wurde im Jahr 2001 bei einem Hammerhai-Weibchen im Henry-Doorly-Zoo von Omaha, Nebraska nachgewiesen.

Schaufelnasen-Hammerhaie legen keine Eier ab, sondern bringen lebende Junge zur Welt, ähnlich wie beim oben erwähnten Zitronenhai.

So auch in Omaha. Dort kam ein gesundes weibliches Jungtier zur Welt, ohne dass die Mutter sich jemals gepaart hatte. Das Erbgut von Mutter und Tochter wurde untersucht. Als Ergebnis folgerte die Autorin der Gen-Analyse, dass Hammerhaie in der Lage sind, von der üblichen geschlechtlichen Fortpflanzung auf ungeschlechtliche Fortpflanzung zu wechseln.

Lebendgebärend ist auch der Kleine Schwarzspitzenhai. Auch bei dieser Haiart wurde neben der geschlechtlichen Fortpflanzung die Fähigkeit beobachtet, sich mittels Jungfernzeugung zu vermehren.

Eine Haifischdame, die acht Jahre lang von Männchen isoliert gehalten worden war, wurde trächtig. Die gentischen Untersuchungsmethoden fanden keinen Nachweis von väterlichem Erbgut.

Die Sensation in Karlsruhe

Eine kleine Haifisch-Dame namens Mariechen sorgte im Naturkundemuseum Karlsruhe für Aufsehen.

Seit 2001 setzt das Bambushai-Weibchen immer wieder auf seltsame Weise ohne einen männlichen Partner Hai-Babys in die Welt.

Hai-Experten erklärten dies mit einer Begattung, die möglicherweise stattgefunden haben könnte, bevor Mariechen ins Vivarium Karlsruhe gelangte.

Erst als der Hai-Dame am 3. September 2009 nach 13 Jahren Single-Dasein wieder ein Jungtier aus dem Ei schlüpfte, wollte die Leitung des Vivariums nicht mehr an eine Spermaspeicherung über einen so langen Zeitraum glauben und ließ die DNA der Mutter, des Neugeborenen und zweier älterer Schwestern von Spezialisten in München untersuchen.

Die kamen zu dem Schluss, dass Mariechen seinen Nachwuchs tatsächlich im Alleingang produziert - durch Jungfernzeugung. Die Beteiligung eines Männchens war ausgeschlossen, da die DNA aller vier Tiere eine zu große Übereinstimmung besitzt.

Somit handelt es sich um die erste bekannt gewordene Parthenogenese von Haien in Europa.



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Text: RR, Stand 8. 3. 2010, Fotos: RR (Hammerhai, junge Tigerhaie), Albert Kok (Schwarzspitzenhai, PD), Naturkundemuseum Karlsruhe.

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