Vogelkundler - Kongress in Hamburg

Alle vier Jahre treffen sich Vogelkundler (Ornithologen) aus aller Welt auf einem internationalen Kongress. Erst zum dritten Mal nach 1910 und 1978 tagen sie in Deutschland. Die mehr als 400 Vorträge und 600 Posterbeiträge richten sich zwar in erster Linie an Fachleute, aber es gibt auch Veranstaltungen für Jedermann.

Mit Forschern unterwegs

Jeden Morgen ab 6 Uhr werden Vogelstimmen - Wanderungen angeboten. Am Donnerstag, den 17.8.06 ist Exkursionstag mit Touren in verschiedene Gebiete Norddeutschlands. Auch viele Themen, die Spezialisten auf dem Kongress besprechen, sind für uns interessant.

Die Vögel und wir

Welchen Einfluss hat beispielsweise der Klimawandel für Vögel und wie macht uns gerade das veränderte Verhalten von Vögeln die Klimaveränderung deutlich? Welche Rolle spielen Laien in der Erforschung der Vogelwelt? Auch dem breiten Interesse der Bevölkerung an diesen Tieren ist es nämlich zu verdanken, dass die Vögel die am besten erforschte Klasse des Tierreiches ist. Warum ist das Monitoring (Bestandszählung) wichtig für den Vogelschutz?

Links zu diesen Themen findet ihr am Ende dieses Textes.

Faszination Vogelzug

Auch zum Thema Vogelzug haben die Forscher neue Entwicklungen veröffentlicht. Vor 100 Jahren gelang mit der Einführung der wissenschaftlichen Vogelberingung der erste Durchbruch in dieser Disziplin.

Das Prinzip ist einfach: Einzelne Vögel erhalten einen Ring mit einer individuellen Nummer ans Bein und werden nach der Beringung wieder freigelassen. Die Forscher hoffen, dass der Vogel nach seinem Tod gefunden und sein Fund einer Beringungszentrale gemeldet wird.

Obwohl diese Art der Erforschung von Zugwegen auf den Zufall angewiesen ist, hat sich dennoch schon eine riesige Menge an Material angesammelt. In den drei deutschen Vogelwarten in Wilhelmshaven, Hiddensee und Radolfzell wurden bisher etwa 18 Millionen Vögel beringt. 500 000 von ihnen wurden wiedergefunden und weisen auf die Zugrouten der Tiere hin.

Neue Techniken in der Vogelzugforschung

Die moderne Technik ermöglicht nun sicherere Formen der Vogelzugforschung. Größere Zugvögel können mit Sendern ausgestattet und ihre Reisewege dann via Satellit verfolgt werden. Dadurch sind viel genauere Angaben möglich: wann genau sind die Tiere aufgebrochen, wo haben sie Rast gemacht und wo überwinterten sie.

Wenn man weiß, wo sich z. B. die Raststationen befinden, lassen sich diese Gebiete auch besser schützen.

Der Nachteil: Dieses System ist noch ziemlich schwer und teuer und funktioniert daher nur bei größeren Vögeln. Schön wäre es, wenn auch kleinere Singvögel mit Sendern ausgestattet werden könnten, die zukünftig vielleicht sogar von einer permanenten Empfangstation auf der Internationalen Weltraumstation erfasst werden könnten. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Für die Singvögel gibt es jedoch auch eine neue Methode um herauszufinden, wo sie überwintern. Viele von ihnen wechseln nämlich im Winterquartier ihr Gefieder, sie mausern. Die neuen Federn geben durch ihre chemische Zusammensetzung Auskunft über den Aufenthaltsort. Denn in der Feder lagern sich Rückstände aus der Nahrungskette ab, die wiederum Rückschlüsse auf den jeweiligen Boden zulassen. Schließlich hat jeder Ort der Erde eine ganz spezifische chemische Zusammensetzung.

Kommt der Vogel im Frühling zurück, kann schon eine kleine Federprobe Auskunft darüber geben, wo er den Winter verbrachte.

Magnetsinn innere Steuerung des Zugverhaltens

Während Vögel, die nur kurze Zugstrecken überbrücken, ihren Abflugtermin meist vom Wetter bestimmen lassen (bei Wintereinbruch gehts los), benötigen Langstreckenzieher eine innere Uhr um pünktlich vom Sommer- bzw. Winterquartier loszufliegen.

Schließlich müssen sie in Mitteleuropa aufbrechen, wenn hier noch bestes Sommerwetter herrscht, um den weiten Weg hinter sich zu bringen, bevor das Wetter dies unmöglich macht. Ein innerer Kalender hilft den Vögeln, den richtigen Termin für den Abflug zu erkennen.

Um sich unterwegs nicht zu verirren haben sie verschiedene Möglichkeiten. Vögel, die tagsüber ziehen, können sich am Stand der Sonne orientieren. Nachtzieher nützen die Sterne aber neuesten Erkenntnissen zufolge wohl auch den Erdmagnetismus, um ihr Ziel zu finden. So können sie sich auch bei bedecktem Himmel orientieren. Sie haben wohl einen inneren Magnetsinn, also quasi einen eingebauten Kompass.

Proviant auf den Rippen

Bild: Gartengrasmücke.

Für die langen Flüge während der Zugzeit brauchen die Vögel viel Energie. Die fressen sie sich vorher an. Manche Arten, wie z. B. die Gartengrasmücken sind in der Lage, ihre Körpermasse zu verdoppeln, um genug Proviant bei sich zu haben. Trotzdem müssen sie ihre Tanks unterwegs an Rastplätzen auffüllen.

Gerade für Vögel, die lange Flüge am Stück absolvieren ist es deshalb wichtig, dass ihre gewohnten Rastplätze ihnen zur Verfügung stehen. Sind sie zerstört oder bieten sie nicht genug Futter, so haben die Vögel oft keine Chance zum Überleben, da die Energiereserven knapp kalkuliert sind.

Vor dem Zug spezialisieren sich Vögel auf bestimmte Nahrungsmittel, die ihnen die schnellste Fett-Speicherung ermöglichen. Sie wissen genau, welche Speisen dazu geeignet sind, fand man in Test heraus, bei denen man ihnen verschiedene Produkte bereit stellte.

Hier findet ihr die zusammengefassten Texte über Klimawandel, Monitoring, Vogelzug und andere unter dem Punkt press releases (Texte sind auf deutsch). Auf dieser Seite ist auch ein Ablaufplan des Kongresses.

Adresse:

CCH-Congress Center Hamburg

Am Dammtor / Marseiller Straße

20355 Hamburg

Text: LM 14.08.06, Logo: www.i-o-c.org; Bild Gartengrasmücke: GFDL; Fotos: Störche, Vogelschwarm: Tessloff Archiv.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt