Vogel des Jahres 2005: der Uhu

In Deutschland war der Bestand des nachtaktiven Greifvogels fast ausgerottet. In den 60er Jahren führte man dann ein gezieltes Artenschutzprogramm für den Uhu durch. Es sah vor allem auch den speziellen Schutz der Brut- und Lebensräumen der Uhus vor. So können nun wieder etwa 850 Uhupaare gezählt werden. Doch noch immer benötigt der Uhu unseren besonderen Schutz.

Wo lebt der Uhu?

Europäische Uhus leben hauptsächlich in Felsenlandschaften. Dort brüten sie in Felsen und Steinbrüchen. Fehlen Brutmöglichkeiten an Felsen, so weicht der Uhu mit seinem Nest auch auf Baum- oder Bodenbrutplätze aus. Man findet ihn von Südwesteuropa und Nordafrika über den europäischen Kontinent ostwärts bis nach Sibirien, Südindien und Südchina. In Deutschland besiedeln Uhus die Mittelgebirge Süd- und Westdeutschlands, die Alpen und Schleswig-Holstein. Der Uhu gilt als standorttreu. Das heißt, er wandert kaum in andere Gebiete ab.

Wo hat der Uhu seinen Namen her?

Viele Menschen haben noch nie einen Uhu zu Gesicht bekommen, aber sie kennen dennoch seinen auffälligen Balzruf. Dieser "Buhoo-Ruf" hat der Eule auch ihren deutschen, lautmalerischen Namen "Uhu" eingebracht. Der Uhu hat überhaupt ein sehr breites Repertoire an verschiedenen Rufen. Ihre wissenschaftliche Bezeichnung ist Bubo bubo. Zur Gattung Bubo zählen zwei Arten in Europa: der Uhu und die Schneeeule.

Wie sieht ein Uhu aus?

Der Uhu ist zwischen Geröll und im Wald trotz seiner Größe kaum auszumachen, denn er ist dank seines hell- und dunkelbraun gemusterten Gefieders gut getarnt. Sein Kopf ist dick und breit. Sein Körper ist massig und wiegt bis zu 3200 Gramm. Die Männchen sind um ein Drittel leichter und um einiges kleiner als die Weibchen. Der Uhu wird bis zu 70 Zentimeter groß und seine Flügel erreichen eine Spannweite von bis zu 1,80 Metern - das entspricht einem erwachsenen Mann! Außerdem haben Eulen an ihren Ohren Federbüschel, die sehr auffällig sind.

Was frisst ein Uhu?

Das hängt ein wenig vom Angebot an. Wenn der Jäger nachts loszieht, sucht er nach Kleinnagern wie Mäusen, Ratten oder Wühlmäusen. Aber auch Igel, Kaninchen, Feldhasen oder Singvögel bis zu Vögeln in Bussardgröße zählen dazu. Der Uhu tötet seine Beute und verschluckt sie im Ganzen. Später würgt er die unverdaulichen Teile als Gewölle wieder hervor.

Die Sinne des Nachtjägers:

Uhus haben sehr große orange-gelbe Augen, die möglichst viel Licht auffangen können. Die Augen weisen nach vorne, so können sie auch räumlich sehen. Der Augapfel einer Eule ist unbeweglich, deshalb muss sie den Kopf drehen, um zur Seite zu schauen. Damit sie dennoch alles überblicken kann, kann sie den Kopf und den Hals um mehr als 270 Grad drehen. Außerdem haben Eulen ein ausgezeichnetes Gehör und ein sehr weiches Gefieder- dadurch wird ihr Flug fast lautlos.

Brut und Jungvögel

Eulen bauen keine eigenen Nester, sondern legen ihre Eier in aufgegebene Nester anderer Vögel. Die Paarbildung erfolgt während der Herbstbalz im Oktober und November. Gebrütet wird zum Teil schon ab Februar, meistens aber im März. Nach 34 Tagen Brut schlüpfen ein bis drei, in seltenen Fällen auch vier oder gar fünf Jungvögel. Obwohl der Nachwuchs erst mit etwa zehn Wochen flugfähig ist, verlässt er den Horst bereits Wochen zuvor und zerstreut sich in der Umgebung des Brutplatzes. Auch nach dem Flüggewerden werden die Jungvögel noch lange versorgt, bis sie im August schließlich selbstständig sind.

Sind Uhus noch gefährdet?

Heute werden Uhus kaum mehr von den Menschen gejagt, aber Wanderer, Mountainbiker, Kletterer und andere Störenfriede beeinträchtigen die ruhige und sichere Brutpflege der Tiere. Außerdem gibt es immer weniger ungestörte Lebensräume für diese Eulen, wie Steinbrüche oder Felswände. Hauptgefahr für die Vögel sind allerdings ungesicherte Mittelspannungstrassen. Die Vögel kommen in die Kabel und sterben an Stromschlag. Auch wenn die Zahl der Uhus sich in Deutschland erhöht hat, so kann ihr Bestand noch nicht als gesichert gelten.

Mit der Wahl des Uhus zum Vogel des Jahres 2005 möchten der NABU und der Landesbund für Vogelschutz auch auf die Schutzbedürftigkeit des gesamten Felsenlebensraums aufmerksam machen, in dem auch noch zahlreiche Tierarten leben, die uns noch gar nicht bekannt sind.

Mehr Infos und alle vorhergehenden "Vögel des Jahres" im Internet unter:

www.nabu.de, www.lbv.de oder www.vogel-des-jahres.de

-ab-04.10.04 Text / Foto: NABU / M. Delpho.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt