Hände weg vom Piepmatz!

Richtig niedlich sind sie, die gefiederten Jungvögel: kurzer Schwanz, breiter gelber Schnabel, oft noch ein wolliges Federkleid. Sie sitzen auf dem Boden oder auf Armlänge im Gebüsch und wirken unglaublich hilflos.

Abb.:Die Entwicklung eines kleinen Spatzen in den ersten zwei Wochen

Vorsicht bei Jungvögeln!

Meist sind sie nicht elternlos und auch nicht so hilfsbedürftig wie wir glauben. Denn die meisten Jungvögel verlassen noch vor dem Flüggewerden das Nest und betteln von in der Nähe gelegenen Büschen oder Bäumen ihre Eltern um Futter an. Das ist gar nicht so leichtsinnig wie wir glauben. Es steigert sogar die Überlebenschancen. Ein Nest mit vielen Jungvögeln wird leichter die Beute von Räubern wie Eichhörnchen, Mardern oder Elstern als der einzelne Jungvogel im Geäst.

Erst einmal Hände weg vom niedlichen Piepmatz!

Um wirklich sagen zu können, ob der arme Vogel von seinen Eltern verlassen wurde, müsst ihr ihn mindestens eine Stunde lang beobachten. Am besten aus sicherer Entfernung, um die Eltern nicht abzuschrecken. Meistens kümmert sich in dieser Zeit einer der Altvögel um ihn.

Kleine Hilfen sind gut

Helfen könnt ihr dem kleinen Jungvogel, wenn ihr ihn vom offenen Boden auf einen höher gelegenen Ast setzt. Von dort aus kann er seine Eltern herbeirufen. Findet ihr ein Junges, das noch sein Daunenfederkleid trägt, dann müsst ihr detektivischen Spürsinn entwickeln. Versucht das Nest ausfindig zu machen und das Junge zurückzusetzen. Vögel orientieren sich nicht so stark wie Säugetiere nach dem Geruchsinn. Auch nach der Berührung durch den Menschen nehmen sie ihr Junges wieder an.

Nur wenn ihr ganz sicher seid, den Vogel mitnehmen!

Nur dann, wenn ihr ganz sicher seid, dass das flugunfähige Junge wirklich von den Eltern verlassen wurde, solltet ihr es in Pflege nehmen. Aber die Pflege ist nicht einfach, denn: Je jünger der Vogel ist, um so schwieriger wird die Pflege. Je länger er bei uns bleibt, um so schlechter sind seine Chancen, später in der Natur zu überleben. Sein Leben hängt also von unserer richtigen Entscheidung ab!

Um welchen Vogel kümmere ich mich?

Wenn ihr doch einen gefiederten Findling in Pflege nehmt, solltet ihr wissen, um was für einen Vogel es sich handelt. Ist er zum Beispiel Nestflüchter oder Nesthocker? Gehört er zu den Greifvögeln oder etwa zu den Wasser-, Hühner-oder Singvögeln? Davon hängt ab, wie er untergebracht werden muss, was er zu fressen braucht und wie man ihn am Ende wieder auswildert.

Wer kennt sich mit Vögeln aus?

Die ganze Pflege ist ziemlich aufwendig und kompliziert. Deshalb solltet ihr euch auf alle Fälle von einem Fachmann beraten lassen und nie alleine entscheiden. So helfen euch der Bund Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz, der Tiergarten oder der Tierarzt sicher weiter.

Wir danken dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. aus Hilpoltstein, der uns mit Informationen versorgt hat. Bei ihm gibt es auch ein kleines Heftchen mit Tipps zum Umgang mit gefiederten Findlingen. Die Internatadresse des Landesbundes heißt www.lbv.de.

(hh-12.05.01)

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