Ein Kondor-Opa und der Alltag eines Tierpflegers

Im ersten Teil unserer Reportage haben wir einen Blick hinter die Kulissen des Nürnberger Tiergartens geworfen und über Giraffen berichtet. Im zweiten Teil erfährst du mehr über einen der größten Vögel der Welt, den Alltag eines Tierpflegers, Fische und eine Gurke, die sich zu wehren weiß.

Wer Tierpfleger werden will, muss vor allem eines: Tiere lieben. Ihre Pflege nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Von morgens bis abends gilt es, im Nürnberger Zoo über 2.000 Tiere mit Futter und Wasser zu versorgen sowie ihre Gehege zu säubern egal bei welchem Wetter. Gerade bei Huftieren wie Eseln oder Giraffen fällt täglich eine ganze Menge Mist an. Die gesammelten Abfälle werden zweimal pro Woche von einem großen Laster weggebracht.

Hier füttert ein Tierpfleger gerade Totenkopfäffchen.



Als Tierpfleger ist es aber nicht nur wichtig, Tiere zu lieben, sondern auch genauestens über sie Bescheid zu wissen. Also: Was isst welches Tier? Wie reagieren die Tiere auf Menschen? Welches Verhalten ist normal, welches nicht? In einer mehrjährigen Ausbildung lernen die Tierpfleger all das und noch viel mehr über jede einzelne Tierart, die es im Zoo gibt. Ist ein Tier einmal krank, kümmern sich drei zooeigene Tierärzte um sein Wohl. Wer im Tiergarten arbeitet, hat übrigens nur selten an Weihnachten oder Silvester frei.

Jonny, der Kondor-Opa

Kondore sind die größten flugfähigen Vögel weltweit. Sie können bis zu 70 Jahre alt werden. Jonny ist ein Andenkondor, er stammt aus Südamerika und ist im Nürnberger Tiergarten zu Hause. Mit seinen 50 Jahren ist er dort der älteste Bewohner. Seine Flügelspannweite liegt bei mehr als drei Metern! Das ist so viel wie bei keinem anderen Vogel. Die großen Flügel lassen Kondore bis zu 7.000 Meter hoch in die Lüfte steigen.

Jonny, der Kondor-Opa hier auf dem Bild, hat schon seinen 50. Geburtstag gefeiert und ist damit das älteste Tier im Nürnberger Zoo.




Zum Füttern und Reinigen müssen die Tierpfleger zu dem mehrere Kilo schweren Raubvogel in den Käfig. Dabei ist höchste Vorsicht geboten der harte Schnabel und die großen, scharfen Klauen sind sehr gefährlich. Für Jonny wäre es kein Problem, einen ausgewachsenen Affen im Vorbeiflug vom Ast zu greifen. Daher rüsten sich die Tierpfleger meist mit einem Besen, um Jonny im Notfall verscheuchen zu können.

Leuchtende Fische mit Skalpell


Neben Vögeln wie dem Kondor und Säugetieren wie der Giraffe, gibt es im Nürnberger Tiergarten auch viele Fische und andere im Wasser lebende Tiere. Sie stellen den größten Anteil der Zoobewohner.

Doktorfische verteidigen sich mit zwei skalpellartigen Dornen.



Der sogenannte Doktorfisch fällt einem schnell ins Auge mit seinen leuchtenden Farben. Man erkennt ihn an einem Punkt jeweils links und rechts der Schwanzflosse. Im Falle eines Angriffs klappt er hier scharfe, hornartige Schuppen aus, die einem Skalpell sehr ähnlich sehen. Ein Skalpell ist ein chirurgisches Instrument, mit dem ein Arzt Gewebe durchtrennt. Diese Ähnlichkeit hat dem Doktorfisch seinen Namen gegeben.

  

Eine wehrhafte Gurke und die Tiefsee

Nicht so bunt, aber genauso spannend ist die Seegurke. Sie ist ein Tier und keine Pflanze, wie man zuerst vermuten könnte. Die Seegurke gehört zu den Stachelhäutern. Ihr Körper ist walzenförmig und erinnert, wie der Name schon nahe legt, an eine Gurke. Sie hat kein Skelett, sondern wird von einer kräftigen Längs- und Ringmuskulatur stabil gehalten. So ist sie in der Lage die Konsistenz, also Festigkeit, ihres Körpers zu verändern. Forscher wollen nun versuchen sich diese besondere Eigenschaft für die Entwicklung neuer Materialien zunutze zu machen.

Seegurken sind keine Pflanzen, sondern Tiere. Sie leben in der Tiefsee.

Ausstülpungen im Enddarm der Seegurke bilden eine Wasserlunge, die für die Sauerstoffversorgung zuständig ist. Über eine mundförmige Öffnung am anderen Ende nimmt die Seegurke ihre Nahrung auf. Dabei bewegt sie sich über den Meeresgrund und saugt Sedimente auf. Sedimente sind Ablagerungen auf dem Boden. Organische Stoffe wie Eiweiße oder Vitamine filtert die Seegurke heraus, alles andere wird ausgeschieden.

Interessant ist vor allen Dingen ihre Verteidigungstechnik: Droht ein Angriff, wirft die Seegurke einen Teil ihrer inneren Gedärme aus, um den Feind zu verwirren. Nach einiger Zeit werden die Organe dann nachgebildet.

Seegurken leben in der Tiefsee. Als Tiefsee bezeichnet man die Bereiche der Meere, die tiefer sind als 800 Meter. Dort ist es kalt und dunkel, weil das Sonnenlicht nur 300 Meter tief ins Wasser vordringt. Man unterteilt das Meer ganz allgemein in zwei große Bereiche: Das Pelagial, den Lebensraum im freien Wasser und das Benthal, den Lebensraum am, auf und im Meeresboden.

Ein Fisch, der sich nicht entscheiden kann

 

Der Clownfisch gehört zur Gattung der Anemonenfische und ist seit dem Film Nemo berühmt.



Trickreich ist auch der Anemonenfisch, auch als Clownfisch aus dem Film Nemo bekannt. Nach der Geschlechtsreife ist er zunächst männlich. In der Regel leben mehrere Männchen mit einem Weibchen, das den Ton angibt, in einer Gruppe. Diese Form des Zusammenlebens nennt man auch Polyandrie (griech. Vielmännerei). Stirbt das einzige Weibchen, verwandelt sich das stärkste Männchen innerhalb einer Woche in ein Weibchen und übernimmt fortan die führende Rolle. So bleibt die Sozialstruktur der Gruppe erhalten.

Im ersten Teil unserer Reportage erfährst du mehr über Giraffen.

Wenn dich das Thema interessiert, dann wirf doch auch einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 13: Wilde Tiere oder in unseren WAS IST WAS-Band 110: Tiere im Zoo.




Text & Bilder: Karin Ehrmann 24.9.2009; Clownfische: Jenny cc-by-sa 2.0.

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