Die "Vögel des Glücks" kommen!

Die Graukraniche sind wieder auf dem Weg Richtung Süden. Die Kälte und das sinkende Nahrungsangebot zwingen die Vögel zur Flucht in wärmere Gebiete, wo sie überwintern. Die Kraniche begeben sich dann auf eine lange Reise nach Südeuropa und Nordafrika. Während ihrer täglichen Rasten in den Flachgewässern vor allem im Nordosten Deutschlands können die langhalsigen Zugvögel von September bis Ende Oktober beobachtet werden.

Aussehen


Grauer Kranich

Kraniche sind aufgrund ihres langen, beim Flug ausgestreckten Halses und ihres Federkleides leicht von anderen Vögeln zu unterscheiden. Kopf und Hals sind schwarz-weiß gemustert. Der restliche Körper ist mit grauem Gefieder bedeckt. Bei angelegten Flügeln hängen die Federn dann weit über den Schwanz. Der schönste Schmuck des Kranichs ist seine Schleppe. So bezeichnet man die kurzen, über den Schwanz herab hängenden Federn.


Männchen und Weibchen


Während der Balz stellt der Kranich diese Federn auf, was ihn noch größer und majestätischer wirken lässt. Im Stehen ist er durchschnittlich etwa 1,20 Meter groß. Seine Flügelspanne beträgt bis zu 2,20 Meter. Männchen und Weibchen sind äußerlich kaum verschieden. Der Kranichhahn ist etwas größer und hat ein prächtigeres Farbenkleid.


Ernährung


Da Kraniche ihre Ernährungsweise den saisonalen Gegebenheiten anpassen, bezeichnet man sie als opportunistische Fresser. Im Herbst leben sie von Getreide und Beeren, ansonsten ernähren sie sich von kleinen Nagetieren, Fischen und Amphibien. So wie sie nicht an einen bestimmten Lebensraum gebunden sind, können sich die Kraniche auch an einem breiten Angebot an Nahrung stärken.


Verschiedene Arten


Südafrika-Kronenkranich

Kraniche gibt es überall auf der Welt. Nur in Südamerika und der Antarktis sind die eleganten Vögel nicht vertreten. In der Familie der Kraniche gibt es viele verschiedene Gattungen und Arten. Der Südafrika-Kronenkranich zeichnet sich aus durch den goldenen, am Kopf aufgestellten Federkamm und seinen feuerroten Kehllappen. Der Klunkerkranich hat seinen Namen von den zwei weißen Lappen, die an beiden Seiten seiner Kehle herunterhängen. Jede Art hat also verschiedene Ausprägungen und Merkmale.


Zugverhalten


Wann es Zeit ist, in den Süden aufzubrechen, ist bei den Kranichen genetisch festgelegt. Sie können sich auf ihren Instinkt verlassen. Bei entsprechend kürzerer Tagesdauer und sinkendem Nahrungsangebot bereiten sich die Kraniche auf die Reise vor. Die Länge der zurückgelegten Tagesstrecke beträgt 100 bis 1000 Kilometer und ist abhängig von der Energie und Zugstimmung der Vögel. Wir Menschen haben ja auch nicht jeden Tag Lust, Extremsport zu machen. Auch Tageshelligkeit und Wetter sind ausschlaggebende Faktoren.

Flugformation

Die normale Zughöhe liegt zwischen 200 und 1000 Metern. Bei schlechtem Wetter fliegen die Kraniche auch über der Wolkendecke. Die maximale Zughöhe beträgt aber 4600 Meter. In mehr oder weniger großen Gruppen machen sich die Zugvögel auf den Weg. Dabei fliegen sie in bestimmten Formationen- in Keilen oder schrägen Reihen- um Energie zu sparen. Rechts und Links hinter jedem fliegendem Vogel entsteht nämlich ein Sog, der einen dort fliegenden Vogel mit nach vorne zieht. So wird der Luftwiderstand reduziert und der Kontakt gesichert.

Windschatten-Flug

Vielleicht kennt ihr diese Methode vom Fahrradfahren. Im Windschatten des Vordermanns fährt es sich wesentlich leichter. Die Position an der Spitze ist die anstrengendste, weil der Luftwiderstand dort am höchsten ist. Hier wird oft gewechselt. Die Schwächeren der Gruppe bilden den Schluss und müssen nicht so viel Kraft aufwenden. Während des Fliegens und besonders bei schlechten Sichtverhältnissen verständigen sich die Kraniche durch Laute.


Orientierung


Auffällige Landschaftsmerkmale und das Magnetfeld der Erde helfen den Kranichen, sich zu orientieren. Der Magnetsinn ist eine bisher weitgehend unerforschte Sinnesleistung der Tiere, über die der Mensch nicht verfügt.


Der Kranich als Symbol


In vielen Kulturen gilt der Kranich als Symboltier für Wachsamkeit, Klugheit und ein langes Leben. Deshalb wird er auch Vogel des Glücks genannt. Der spektakuläre Balztanz hat die Menschen schon in früherer Zeit fasziniert. So führen auf der japanischen Insel Hokkaido Frauen heute noch den Kranichtanz auf. In der griechischen Mythologie hatte der Kranich außerdem die Rolle als Bote des Frühlings und des Lichts. Jedoch ist der Kranich sehr menschenscheu. Er ergreift sogar schon die Flucht, wenn man noch mehr als 300 Meter entfernt ist.


Kraniche schützen


Leider sind immer mehr Kranicharten vom Aussterben bedroht. Gründe dafür sind die intensive Naturnutzung der Menschen. Dadurch wird der Lebensraum des Kranichs immer mehr eingeschränkt. Außerdem wurden Kraniche früher als Ernteschädiger gejagt. Der Mensch sollte sich in Zukunft mehr für die schönen Vögel einsetzen und deren Lebensraum schützen. Die Deutsche Wildtierstiftung ist bereits sehr um verstärkten Naturschutz bemüht und arbeitet mit vielen anderen Interessengruppen und Organisationen zusammen. Wenn ihr mal eine Kranichstimme hören wollt, dann schaut doch mal auf www.nabu.de.

Noch mehr Fakten zum Staunen über Vögel und Tierwanderungen könnt ihr in den WAS IST WAS Band 40 Vögel.

Text: Luisa Blendinger- 12.09.2007

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