Die Frage der Woche: Wie können sich Zugvögel eigentlich orientieren?

Jeden Samstag beantworten wir euch Fragen zu allen möglichen Themen. Heute fragt uns Merle aus Osnabrück: Wie können sich Zugvögel eigentlich orientieren? Und hier die Antwort...

Allein in Deutschland gibt es 70 verschiedene Zugvogelarten. Manche verbringen den Sommer bei uns, andere den Winter, und wieder andere machen in Deutschland nur Rast. Sie legen jedes Jahr Tausende von Kilometern zurück.

Eines haben sie jedoch alle gemein: Sie verlassen gegen Ende des Sommers ihr Brutgebiet, um in wärmeren Gebieten bessere Überlebenschancen zu haben. Dafür fliegen sie über die höchsten Gebirge, überqueren die heißesten Wüsten und einige pendeln sogar zwischen Nord- und Südpol hin und her.

Sterne, Sonne und Magnetfelder

                               

Über die genauen Mechanismen der Navigation ist noch wenig bekannt. Man nimmt an, dass sich Zugvögel sowohl am Magnetfeld der Erde als auch am Stand der Sterne und der Sonne orientieren.  Erstaunlich ist in jedem Fall, dass sie zuverlässig ihr eigenes Nest wiederfinden.

Foto: Zugvögel orientieren sich auch an den Sternen und am Stand der Sonne.


Erstaunliche Fähigkeiten


Die Fähigkeiten von Zugvögeln sind ganz erstaunlich. So können sie den Stand der Sonne selbst bei komplett geschlossener Wolkendecke wahrnehmen. Doch nicht nur der Stand der Sonne dient als Richtungsweiser. Auch die Gradzahl, mit der sich die Sonne während des Tages über dem Horizont erhebt. Bei den Sternen ist das genauso. Zugvögel orientieren sich nicht etwa an Sternbildern, sondern der Gradzahl der Drehrichtung des Sternenhimmels.

Orientierung am Magnetfeld



Das Gespür der Zugvögel für das Magnetfeld der Erde hat der Wissenschaft jahreland größte Rätsel aufgegeben. In den letzten Jahren ist es Hirnforschern zumindest teilweise gelungen, das Geheminis zu lüften. Zugvögel scheinen das Magnetfeld tatsächlich über spezielle Rezeptoren des Auges wahrzunehmen. Bisher waren Eisenmineralkristalle in der oberen Schnabelhaut für die besondere Fähigkeit verantwortlich gemacht worden.

Erlernte Landkarte

Fest steht auch, dass sich die Zugvögel an einer erlernten "inneren Landkarte" orientieren. Sie ermöglicht ihnen ganz bestimmte Plätze durch eine präzise gewählt Flugroute wiederzufinden.  Gerade während der letzten Etappe der Reise machen sie von diesem geografischen Gedächtnis Gebrauch.  Die "Landkarte" ist aber erst bei erwachsenen Vögeln voll ausgeprägt. Jungvögel, die nicht in der Gruppe unterwegs sind, fliegen anfangs "nur" nach Süden.

Foto: Zugvögel in V-Formation

 Die verschiedenen Flugrouten

Auf ihrem herbstlichen Weg ins Winterquartier wählen die Vögel zwei Hauptrouten sowie einige weniger stark frequentierte Nebenrouten. Die westliche Hauptroute führt von Deutschland über Frankreich, Spanien und die Straße von Gibraltar nach Nordafrika.

Foto: Störche in Afrika



Hauptziel: Afrika

Die zweite Hauptroute des jährlichen Vogelzugs erstreckt sich über den östlichen Teil Europas. Sie verläuft über Österreich und Ungarn, dann über das ehemalige Jugoslawien und Griechenland. In der Nähe von Istanbul überqueren sie das Marmarameer beziehungsweise den Bosporus und rasten in Israel. Von hier aus ziehen sie weiter in Richtung Nordafrika, um schließlich in ihren ostafrikanischen Überwinterungsgebieten einzutreffen.

Quartier auf den Balearen 

Eine dritte Flugstrecke führt vor allem Sing- und Greifvögel über Italien nach Malta und von dort aus nach Nordafrika sowie über die Sahara. Auch auf Zypern oder auf den Balearen finden sich in jedem Herbst gefiederte Gäste ein, die dort im Winter verweilen wollen.

Ihr wollt noch mehr über typische Zugvögel wie Störche, Kraniche, Blässgans oder Küstenseeschwalbe erfahren? Dann seht euch den angehängten Linkartikel an.

Mehr über Vögel im Allgemeinen erfahrt ihr auch in unserem WAS IST WAS Band 40 "Vögel"

sw/nic akt. 24.10.2011 - Bildmaterial: Photodisc

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt