Die Dohle: Der Vogel des Jahres 2012

Zum Vogel des Jahres 2012 wurde die Dohle gewählt aus gutem Grund. Weil es deutschlandweit nur noch etwa 100.000 Brutpaare gibt und Nistplätze immer knapper werden, steht der mit ca. 35 Zentimetern Körpergröße kleinste Vertreter aller Rabenvogel in einigen Bundesländern sogar auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere.

Umweltverbände schlagen deshalb Alarm und nutzen die Aktion, um auf diesen besonderen Vogel aufmerksam zu machen. Es müssen dringend Nistplätze erhalten und neu geschaffen werden, um der Dohle beim Überleben zu helfen. Nur noch im Nordwesten Deutschlands sind die Bestände stabil.

Schlau und anpassungsfähig



Die Dohle ist schlau und anpassungsfähig. Als ihre natürlichen Nistplätze in Bäumen und Felsen immer seltener wurden, entdeckte sie menschliche Siedlungen als idealen Ort zum Brüten. In Mauerlöchern verfallener oder leer stehender Häuser ließ sie sich nieder und zog ihren Nachwuchs groß. Doch diese Plätze sind durch umfassende Gebäudesanierungen nur noch begrenzt vorhanden.

Schlechter Ruf

Die Dohle hat lang gebraucht, um überhaupt in der Nähe der Menschen geduldet zu werden. Lange hatte sie mit ihrem - völlig unbegründet - schlechten Ruf zu kämpfen. Wie alle Rabenvögel, galt sie im Mittelalter als Unglücksbringer, der die Pest und den Tod ankündigt. Erst Verhaltensforscher Konrad Lorenz brach eine Lanze für die Dohlen, indem er herausfand,  dass die schwarz gefiederten Vögel mit den hellen Augenringen überaus intelligent sind. Selbst unter den Säugetieren gibt es nur wenige Arten mit einem so ausgeprägten Familien- und Gesellschaftsleben.

 

Gesellig und treu


Die kontaktfreudige Dohle ist meist in Gruppen oder mit ihrem Partner unterwegs. Ähnlich wie bei den Papageien, bleiben sich auch Dohlenpaare ein Leben lang treu und pflegen einen äußerst liebevollen Umgang miteinander. Ob fliegen, brüten, Nahrung beschaffen oder den Nachwuchs aufziehen all das erledigt ein Dohlenpaar Seite an Seite.   

Feste Rangfolge in der Kolonie

In Gruppen von bis zu mehreren hundert Vögeln begeben sich Dohlen auf die Suche nach Futter und geeigneten Schlafplätzen. Innerhalb der Kolonie hat jedes Tier einen festen Platz. Die Rangfolge bestimmt, wer den besten Nistplatz erhält und zuerst ans Futter in Form von Würmern, Käfern, Spinnen, Fallobst oder Getreidekörnern darf. Jungvögel, die das Nest verlassen, werden von Eltern und Altvögeln gleichermaßen betreut. Auch kranke Vögel versorgt die  Gruppe so gut es geht.

Was sind "Hupfdohlen"?

Dohlen sind übrigens wahre Kunstflieger. Sie nutzen die Aufwinde für spektakuläre Flugshows. Körperbeherrschung beweisen sie auch bei der Auswahl ihrer Brutplätze. Sie klettern mühelos an senkrechten Wänden oder in engen Schächten und stützen sich geschickt mit Flügeln oder Schwanz ab. Am Boden bewegen sie sich überaus elegant, oft schreitend und hüpfend, woher auch der Begriff Hupfdohle kommt (so nannte man früher scherzhaft Balletttänzerinnen). 

Nic / Fotos: Creative Commons Lizenz, Urheber: Andreas Trepte, Urheber: Danny Chapman, Urheber: Tony Hisgett

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