Der Rotschnabel-Toko: Mutter und Kind werden eingemauert

Habt ihr schon einmal vom Rotschnabel-Toko gehört? Der zu den Nashornvögeln gehörende Savannenbewohner ist ein ganz schön pfiffiger Vogel und kommt in Afrika sehr häufig vor. Das hat auch einen guten Grund. Um Weibchen und Brut vor möglichen Feinden zu schützen, mauert er seine Familie nämlich vollständig ein. Dass dieses Verhalten auch in Gefangenschaft funktioniert, beweist jetzt der Nürnberger Tiergarten: hier hat es kürzlich erstmals Nachwuchs gegeben.

Schon seit 2001 hat sich der Zoo bemüht, kleine Rotschnabel-Tokos heranzuziehen. Doch erst fünf Jahre später war bei den Vögeln zum ersten Mal richtiges Brutverhalten zu beobachten. Interessanterweise ging das Elternpaar dabei genau so vor wie in freier Wildbahn. Obwohl es im Giraffenhaus des Nürnberger Tiergartens, wo sich die Vogelvoliere befindet, natürlich keine Gefahren zu befürchten gibt.



Sicheres Nest 

Um sich ein sicheres Nest zu bauen, tragen die Rotschnabel-Tokos allerlei Material zusammen, dass sie mit Kot und Speichel zu einem zähen Brei anrühren. Im Zoo wurde für diesen Zweck extra Lehm bereit gestellt. Männchen und Weibchen dichten dann gemeinsam ihre Höhle bis auf einen minimalen Spalt ab, der nur so groß ist, dass das Weibchen gerade noch hindurchschlüpfen kann.

Weibchen opfert alle Federn

Wenn es Zeit für die Eiablage ist, begibt sich das Weibchen dann in die Höhle und lässt sich vom Männchen bis auf einen 10 Milimeter breiten Spalt fast vollständig einmauern. Die Öffnung dient jetzt nur noch dazu, dass das Weibchen vom Männchen mit Futter versorgt werden kann. Das Weibchen selbst reißt sich kurz vor Eiablage sämtliche Federn aus um damit das Nest zu polstern. Nach einer geschätzten Brutdauer von 35 Tagen schlüpfen dann die Jungvögel.

 "Toko" muss drei Mäuler stopfen

Auch im Nürnberger Tiergarten lief alles nach Plan. Nach rund einem Monat machten die kleinen Vogelbabies durch kräftiges Piepsen auf sich aufmerksam. Vater Toko hatte von da an gleich mehrere hungrige Mäuler zu stopfen. Unermüdlich begann er damit das bereitgestellte Futter zu seiner Familie zu bringen. Das Weibchen nahm  am Höhleneingang Mehlwürmer, Obst, Babymäuse und Hundetrockenfutter in Empfang und fütterte damit ihre Jungen.

Teamwork

Erst wenn die Höhle nach ca. einem Monat für Mutter und Brut zu eng wird oder der Vater nicht mehr genügend Futter liefert, beginnt das Rotschnabel-Weibchen damit, sich zu befreien. Sie klopft dafür so lange gegen den Spalt bis sie die Höhle verlassen kann. Doch für die Jungen ist das Leben draußen noch immer zu riskant. Sofort, wenn ihre Mutter die Höhle verlassen hat, beginnen sie den Spalt wieder zu verschließen. Nach einer kurzen Verschnaufpause hilft das Weibchen ihrem Partner bei der Fütterung.

Nach sechs Wochen ans Tageslicht

Die jungen Vögel wissen instinktiv, wann sie den ersten Schritt ins Freie wagen dürfen. Zwei weitere Wochen später war es auch im Tiergarten so weit. Die beiden Jungvögel befreiten sich eigenständig aus der Höhle. Und siehe da nur sechs Wochen nach dem Schlüpfen waren sie schon so groß wie ihre Eltern, von denen sie allerdings noch eine Weile weitergefüttert werden. 

Nic - 10.10.2006 / Foto: Wikipedia, GNU-Lizenz

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