Der Graukranich

Der Graukranich ist der einzige aus der Kranichfamilie, der in Deutschland vorkommt. Im Herbst kann man in Norddeutschland beobachten, wie sich bis zu 40.000 Tiere sammeln, um gemeinsam nach Süden zu fliegen.

Merkmale



Graukraniche sind aufgrund ihres langen, beim Flug ausgestreckten Halses und ihres Federkleides leicht von anderen Vögeln zu unterscheiden. Kopf und Hals sind schwarz-weiß gemustert, nur am Hinterkopf leuchtet eine rote, federlose Platte. Der restliche Körper ist mit grauem Gefieder bedeckt. Bei angelegten Flügeln hängen die Federn weit über den Schwanz. Der schönste Schmuck des Kranichs ist seine "Schleppe". So bezeichnet man die kurzen, über den Schwanz herab hängenden Federn.

Im Stehen ist er durchschnittlich etwa 1,20 Meter groß und seine Flügelspanne beträgt bis zu 2,20 Meter. Der Graukranich kann in Gefangenschaft ein Alter von 40 Jahren erreichen, freilebend sind es etwa 25 Jahre. Männchen und Weibchen sind äußerlich kaum verschieden. Der Kranichhahn ist etwas größer und hat ein prächtigeres Farbenkleid.

Verbreitung

Der Graukranich ist der einzige aus der Kranichfamilie, der in Deutschland vorkommt. Er ist aber auch im Rest Europas sowie in Asien und Afrika heimisch. Man findet die Graukraniche an Seen, Feuchtwiesen, Sümpfen und Mooren.

Ernährung

Da Graukraniche ihre Ernährungsweise den saisonalen Gegebenheiten anpassen, bezeichnet man sie als "opportunistische Fresser". Im Herbst leben sie von Getreide und Beeren, ansonsten ernähren sie sich von kleinen Nagetieren, Fischen und Amphibien. So wie sie nicht an einen bestimmten Lebensraum gebunden sind, können sich die Kraniche auch von einem breiten Angebot an Nahrung leben.

Fortpflanzung



Die Fortpflanzungszeit beginnt bei den Graukranichen Mitte April. Während der Balz stellt der Graukranich seine Federn auf, was ihn noch größer und majestätischer wirken lässt. Er tanzt mit tiefen Verbeugungen, hohen Sprüngen und ausgebreiteten Flügeln, rennt im Zick-Zack oder wirft Steinchen hoch. Nach der Paarung legt das Weibchen durchschnittlich drei Eier. In den folgenden zwei Wochen werden die Eier in einem lose gebauten Nest am Boden ausgebrütet. Sind die kleinen Kraniche geschlüpft, folgen sie ihren Eltern sofort auf die Futtersuche.

Wanderung sammeln und fliegen

Im Herbst machen sich die Graukraniche schließlich auf in ihr Winterquartier. Von Anfang an ziehen sie eng gebündelt wie auf einer Luftstraße in Richtung ihres Bestimmungsortes. Diese Art des Zuges nennt man Schmalfrontenzug. Bei ihren Flügen nutzen die Kraniche immer wieder traditionelle Flugwege. Auf ihren Strecken kennen sie jeden Rast- und Futterplatz. Außerdem orientieren sie sich an Bergen, Kirchtürmen und Binnenseen.

Die größten Kranichsammelplätze bei uns liegen in der Rügen-Bock-Region am vorpommerschen Bodden. Hier rasteten zum Beispiel bereits Anfang Oktober 2008 rund 40.000 Vögel. Außerdem an der unteren Oder, an der Mecklenburgischen Seenplatte, im Rhinluch und im Havelländischem Luch sowie seit einigen Jahren auch in der Oberlausitz.

Schneller, energiesparender Formationsflug

Die Vögel können ihre Reisegeschwindigkeit von durchschnittlich 63 Stundenkilometer auf 80 und bis zu 115 Stundenkilometer erhöhen. Je nachdem, wie die Wind- und Wetterverhältnisse sind. Bei Rückenwind sind sie natürlich um so schneller. Allerdings versuchen Vögel nicht so schnell wie möglich zu fliegen. Sie müssen bei den langen Flugstrecken vielmehr versuchen, Kräfte zu sparen.

Deshalb fliegen die Kraniche auch in einer V-förmigen Formation mit kräftigen, erfahrenen Tieren an der Spitze. Es folgen Familien mit durchschnittlich zwei Jungtieren. Bei guten Flugbedingungen könnten die Tiere ohne Halt bis nach Südeuropa fliegen. Sie legen aber oft eine Pause ein und manches Mal hält sie schlechtes Wetter und Nebel tagelang am Boden.

Auf die lange Reise machen sich die Graukraniche, weil sie der Kälte und Nahrungsknappheit im Norden entgehen wollen. Wann sie losfliegen müssen, das wissen sie durch eine Art innerer Kalender. Dank dieser inneren Uhr machen die Vögel zu jeder Jahreszeit das Richtige: Erst paaren sie sich, dann ziehen sie ihre Jungen auf, fressen sich ein Polster für den langen Flug im Vogelzug an und schließlich starten sie normalerweise pünktlich in den Süden, um zum Winterquartier zu kommen bevor es zu kalt wird.

Die Flugroute über Deutschland

In den frühen Morgenstunden brechen die Kranichschwärme bei günstiger Witterung auf. Sie ziehen am Harz vorbei, erreichen dann das Weserbergland, Thüringen und Oberhessen. Weiter geht es Richtung Südwest, teils entlang des Rheins mit Bonn als Kreuzungspunkt.

In den Nachmittags- und Abendstunden überfliegen die Graukraniche Rheinland-Pfalz und Hessen. In den Auengebieten in Ober- und Mittelhessens, rastet ein Teil der Tiere. Beim Weiterflug mit rund 80 Stundenkilometern erreichen die über Hessen ziehenden Vögel Main und Rhein und fliegen schließlich über Frankreich weiter nach Südwesten.

Den Winter über in Spanien und Südfrankreich

Auf dem westeuropäischen Zugweg treffen sich Kraniche aus Mitteleuropa, Skandinavien sowie immer mehr auch aus den baltischen Staaten, aus Finnland und Weißrussland. Sie überwintern in Gebieten in Frankreich, Spanien und zu einem geringen Teil in Nordafrika. Auf der westeuropäischen Zugroute überwintern heute rund 70.000 Kraniche in Spanien, 30.000 in Frankreich sowie jeweils wenige tausend Vögel in Portugal und Nordwestafrika. Die meisten Kraniche, etwa 50.000, überwintern in der Extremadura in Westspanien. Dort genießen sie die milderen Temperaturen und ernähren sich von den Früchten der Stein- und Korkeichen.

Wenn du dir den Zug der Graukraniche ansehen möchtest, dann kannst du das auf http://kinder.wetter.com .

Text: Anja Bühling, Luisa Blendinger und Lena Götzinger // 02.04.09; Fotos: Pawel Ryszawa/cc-by-sa; Andreas Trepte/cc-by-sa

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