Leben und Überleben im Westpazifik

Korallen und Riffe prägen die Unterwasserwelt des pazifischen Ozeans. Über Wasser liegt Mikronesien, ein Gebiet aus über 2.000 tropischen Inseln und Atollen. Was genau Atolle sind, wie die Mikronesier leben und warum der Klimawandel ihren faszinierenden Lebensraum bedroht, erfahrt ihr hier. Im Stuttgarter Linden-Museum gibt es eine Sonderausstellung dazu.

Mikronesien ist die Bezeichnung für ein geografisches Gebiet im Westpazifik. Es umfasst die folgenden Inselgruppen und Staaten: Guam, die Republik Palau, die nördlichen Marianen, die Marshallinseln, Kiribati, Pohnpei, Chuuk, Yap und Kosrae.

Die letzten vier haben sich politisch zu den Föderierten Staaten von Mikronesien zusammengeschlossen dabei sind die einzelnen Inseln in Form von Bundesstaaten mit je eigener Regierung organisiert. Gemeinsame Hauptstadt ist Palikir. Der aktuelle Präsident heißt Emanuel Mori.

Zwischen den Philippinen und Hawaii, auf einer Fläche von rund 2.500 Quadratkilometern, liegen die Inseln Mikronesiens sowie zahlreiche Atolle verstreut. Atolle sind ringförmige Korallenriffe, die eine Bucht umschließen. Aus der Vogelperspektive sehen sie besonders schön aus. Wollte man von einem Ende Mikronesiens bis zum anderen laufen, müsste man etwa 4.000 Kilometer zurücklegen fast genauso lange wäre man unterwegs, würde man Deutschland einmal komplett umrunden.


Hier ein typisches Atoll im Pazifik namens Atafutrim. Die flachen Inseln sind stark vom Klimawandel und dem damit einhergehenden Anstieg des Meeresspiegels gefährdet.



Zwar werden alle Bewohner der im Großraum liegenden Inseln als Mikronesier bezeichnet, im Hinblick auf Kultur, Sprache und Geschichte bestehen jedoch nur wenige Gemeinsamkeiten.


Häuptlinge und Ahnenkult


Im ganzen Gebiet werden etwa zwölf Sprachen aus drei Sprachfamilien gesprochen. Auch gesellschaftlich sind die einzelnen Länder sehr unterschiedlich organisiert. Westlich findet man häufig Kulturen, in denen Häuptlinge regieren und ihr Amt an den eigenen Sohn weiter vererben. Auf Yap zum Beispiel existiert ein Kastensystem mit sieben Rängen. Im Osten gelegene Inseln sind hingegen durch Stände geprägt. Es gibt den reichen Adel, den Mittelstand und Sklaven mit wenigen Rechten wie bei uns zur Zeit des Mittelalters.


Die Religion der Mikronesier basiert auf der traditionellen Ahnenverehrung. Bei diesem Ritual werden tote Vorfahren verehrt, die entweder in direkter familiärer Linie stehen oder Oberhaupt einer Gruppe waren. Respekt und Achtung bezeugt man durch Opferung von Speisen oder Kleidung früher wurden sogar Menschen geopfert! Mittlerweile bekennt sich jedoch die Mehrheit der Bevölkerung Mikronesiens zum Christentum.


Von Steingeld und Geldbußen


Am wohl ursprünglichsten ist die Insel Yap geblieben, auf der Männer auch heute noch traditionell einen Lendenschurz tragen. Sie ist reich an Traditionen, Mythen, Legenden und Sagen einer pazifischen Kultur und wird auch Insel des Steingeldes genannt. Sie beherbergt Münzen aus kristallisiertem Kalkstein, die früher als Zahlungsmittel dienten. Je umständlicher ihre Gewinnung und der Transport waren, desto höher lag ihr Wert.


Das außergewöhnliche Geld ist bis zu vier Meter hoch und kann mehrere Tonnen wiegen. Zum Vergleich: Ein ausgewachsener Elefant wiegt im Schnitt vier bis fünf Tonnen. In der Mitte haben die Münzen ein Loch zum besseren Transport.

Nach der Tradition müssen sie immer auf dem Rand stehen. Es ist sogar gesetzlich verboten, sich darauf zu setzen oder zu stellen. Tut man es trotzdem, droht eine Geldstrafe. Landeswährung ist mittlerweile der US-Dollar.


Fischfang statt Industrie


Ihre Lebensgrundlage bestreiten die Mikronesier im Allgemeinen durch den Anbau von Kokosnüssen, Pfeffer, Bananen oder Süßkartoffeln daneben spielen Tourismus und Fischfang eine große Rolle. Die Hochseeschifffahrt ist daher gut entwickelt. Industrie gibt es kaum.


Ein Bootsmodell von den so genannten "Outer Islands" aus dem 19. Jahrhundert. Foto: Lindenmusem/A. Dreyer



Die Natur ist für die Mikronesier sehr wichtig und sollte deshalb gut geschützt werden. Der fortschreitende Klimawandel ist jedoch längst in Ozeanien angekommen und macht Mensch und Tier dort das Leben schwer. Mit Ozeanien ist die Inselwelt des gesamten Pazifiks gemeint. Mikronesien umfasst die im Westpazifik gelegenen Inseln.


Gefahr Klimawandel


Durch die allgemeine Erderwärmung schmilzt das Eis an den Polen und der Meeresspiegel steigt um einige Zentimeter an. Das klingt nach wenig, doch besonders kleinere Inseln drohen nach und nach verschluckt zu werden. Und das Meer wird langsam wärmer.

Schon geringe Temperaturänderungen können ausreichen, um die Unterwasserwelt aus dem Gleichgewicht zu bringen. Korallensterben ist eine der Folgen viele Meeresbewohner verlieren so ihren Lebensraum. Das größte Problem ist jedoch, dass schließlich auch die Lebensgrundlage der Menschen zerstört wird.



Ausstellung im Stuttgarter Linden-Museum


Eine Art pazifischer Gallionsfiguren: Diese Schnitzereien von der Insel Chuuk wurden vorne und hinten an den Booten, am so genannten Steven angebracht. Sie stellen stilisierte Vögel dar. Foto: Lindenmuseum/A. Dreyer

Wenn ihr mehr über die aufregende Unterwasserwelt des Westpazifiks sowie das Leben und Überleben in Mikronesien erfahren möchtet, seid ihr beim Linden-Museum in Stuttgart genau an der richtigen Adresse.

Vom 5. Dezember 2009 bis zum 6. Juni 2010 findet dort eine Sonderausstellung zum Thema Südsee-Oasen: Leben und Überleben im Westpazifik statt. Neben Bootsmodellen, Stein- und Muschelbeilen, Kleidung, Schmuck und Waffen, gibt es auch Filme zur Unterwasserwelt oder Videos zu den Themen Navigation und Bootsbau zu sehen.

Übrigens: Trotzdem Mikronesien so weit weg ist, haben es einige Worte in unsere Sprache geschafft. Tabu und Tattoo zum Beispiel stammen aus dem pazifischen Raum.

Unter www.lindenmuseum.de erfahrt ihr alles rund um die Ausstellung, Öffnungszeiten und Eintrittspreise.



Wenn dich das Thema interessiert, dann wirf doch auch einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 125: Klima oder in unseren WAS IST WAS-Band 32: Meereskunde.

Text: Karin Ehrmann 3.9.2009 // Bilder © und mit freundlicher Genehmigung vom Lindenmuseum, außer Atoll: NASA/PD

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