Das internationale Jahr der Artenvielfalt

Jeden Tag sterben auf der Welt rund 70 Arten aus. Pflanzen und Tiere gehen unwiederbringlich verloren. Die Weltgemeinschaft hat das Problem erkannt und will dagegen vorgehen. Aus diesem Grund haben die Vereinten Nationen (UN) das Jahr 2010 zum "International Year of Biodiversity" ausgerufen. Das schwierige Wort bedeutet "Artenvielfalt".

Die Zeit drängt: Der rapide Verlust an biologischer Vielfalt sollte bis zum Jahr 2010 wenigstens gebremst werden (2010-Ziel). Das haben die Staats- und Regierungschefs aus aller Welt beim Weltgipfel in Johannesburg beschlossen. Jetzt wird nachgerechnet, ob das Ziel erreicht wurde.

Das zentrale Instrument zum Schutz der biologischen Vielfalt ist die Konvention über die biologische Vielfalt (UN Convention on Biological Diversity - kurz: CBD), eines der drei völkerrechtlichen Abkommen, die bei der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 beschlossen wurden. Die CBD ist keine klassische Artenschutzkonvention, sondern deckt vielmehr den gesamten Bereich des Schutzes und der nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt auf den drei Ebenen der Lebensräume, Arten und Gene ab. Im politischen Zentrum stehen dabei insbesondere der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Wälder und der Meeresökosysteme.

Was bedeutet Artenvielfalt oder Biodiversität?

Bislang sind rund 1,8 Millionen Tier- und Pflanzenarten beschrieben. Experten gehen davon aus, dass das bloß etwa zwei bis 20 Prozent der existierenden Pflanzen und Tiere (auch Flora und Fauna genannt) sind. Es gibt also zwischen 13 bis 130 Millionen unbekannte Arten.

Jeden Tag sterben täglich rund 70 Arten durch menschliche Eingriffe für immer aus. Menschliche Eingriffe sind etwa Brandrodung oder der Anbau von Nutzpflanzen wie Weizen oder Baumwolle in Monokulturen. Aber auch der Bau immer neuer Straßen, sowie Luft- und Wasserverschmutzung durch Chemie, Industrie und Energieerzeugung zerstören Lebensräume.

Wieso ist Artenvielfalt wichtig?


Die Welt ist bunt und sollte das auch bleiben: Es gibt noch so viele Tiere und Pflanzen, die der Mensch nicht kennt, deren Lebensräume aber stark bedroht sind. Hier ein Koboldmaki.

Zum einen sind alle ökologischen Systeme der Erde fein aufeinander abgestimmt. Zum Beispiel passt die Dauer der Brutpflege und die Zahl der Nachkommen von Beutetieren gut zur Anzahl und Lebensdauer von Raubtieren, so dass solche Systeme lange Zeit gut funktionieren können.

Zum anderen ist Artenvielfalt auch wichtig, um die Ernährung des Menschen zu sichern. Die Vielfalt der Arten stellt sicher, dass man immer eine breite Auswahl an Nutzpflanzen hat. Im 18. Jahrhundert verhinderte die aus Südamerika eingeführte Kartoffel Hungersnöte in Preußen. Heute kann sich die alte Kulturpflanze Mais nach Einkreuzung mit einer Wildform bestimmten Viruserkrankungen widersetzen.

Besorgniserregend ist, dass nicht nur wilde Pflanzen und Tiere aussterben, sondern dass auch immer mehr Kulturpflanzen und -tiere bedroht sind. Momentan stellen nur 5 Tier- und 12 Pflanzenarten die Ernährung der Weltgemeinschaft sicher. Sollte durch eine Seuche oder ähnliches eine davon aussterben, wären die Folgen katastrophal.

Außerdem ist Artenvielfalt wichtig, weil in den bislang, unentdeckten Tier- und Pflanzenarten auch noch ein unbekannter und ungehobener Schatz an möglichen Medikamenten für Krankheiten, vielleicht sogar gegen Krebs, AIDS oder Alzheimer, schlummert.

Artenvielfalt an Küsten, Ufern und im Wasser


Es wird aber auch die Vielzahl weniger populärer Lebensräume behandelt, die gleichermaßen für den globalen Naturhaushalt von Bedeutung sind, wie etwa Trockengebiete und Binnengewässer.

Man muss nicht auf fremde Planeten fliegen, um bizarre Lebewesen zu finden. Dieser Fisch wirkt wie ein Außerirdischer. Besonders die Tiefsee ist noch kaum erforscht.

 

 Mehr zum Thema erfährst du in unserem WAS IST WAS Band 56 und in WAS IST WAS Band 68.

Text: -rr/jj- 11.1.2010 // Bilder: Koboldmaki: Plerzelwupp/GFDL; Sternmull PD; Fliegenpilz Thomas Schüßler/PD;Qualle: PD; Fisch (Ogcocephalus parvus) PD

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt