Blühende Landschaften die Bundesgartenschau 2007

Die BUGA 2007 hat eine Mondlandschaft in ein blühendes Paradies verwandelt. Dort, wo bis 1990 Uran für Atombomben aus dem Erdboden geholt wurde, grünt und blüht es wie seit über 50 Jahren nicht mehr. Die Bundesgartenschau wird alle zwei Jahre in einer anderen deutschen Stadt veranstaltet.

Die Bundesgartenschau ist ein Produkt der bundesrepublikanischen Nachkriegsgeschichte: 1949 fand in Landau die Süwega, die Südwestdeutsche Gartenschau statt, 1950 folgte Stuttgart mit der Deutschen Gartenschau, und 1951 schließlich gilt als das Jahr der ersten Bundesgartenschau in Hannover. Parallel dazu existieren die Landesgartenschauen der Bundesländer.

Gera und Ronneburg

Die kreisfreie Stadt Gera und die Kleinstadt Ronneburg liegen im ostthüringischen Hügelland an der Weißen Elster. Gera ist, nach der Landeshauptstadt Erfurt, die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes und geringfügig größer als die 35 Kilometer westlich gelegene Nachbarstadt Jena.

Ab dem 15. Jahrhundert blühte in Gera die Textilindustrie auf und gewann zunehmend an Bedeutung.  Überliefert ist der Ronneburger Schnallensturm von 1841, ein Aufstand der Ronneburger Weber gegen die zunehmende Automatisierung ihres Gewerbes. Anlass war der Versuch der Firma Hennig & Volcker, mechanische Webstühle einzusetzen, der in deren Zerstörung durch die wütenden Handweber mündete. Im 19 Jahrhundert war Gera ein Industriezentrum und ein Knotenpunkt der damals noch jungen Eisenbahn.

1882 gründete Oscar Tietz mit dem Geld seines Onkels Hermann ein Geschäft, aus dem sich die Kaufhauskette Hertie entwickeln sollte, die inzwischen zum Karstadt-Quelle-Konzern gehört.

Eine wechselvolle Geschichte erlebte der thüringische Landstrich im 20. Jahrhundert.  Am 6. April 1945 kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörte ein schwerer Luftangriff den größten Teil der Stadt. Wenige Wochen später wurde sie von US-Truppen besetzt, bald darauf von den Sowjets und war daher ab 1949 Bestandteil der DDR.

In den 50er Jahren wurde Gera durch den Uranerzbergbau in Ronneburg zur Großstadt und erreichte 1989 fast 140.000 Einwohner. Heute sind es nur noch knapp über 100.000.

Kalter Krieg und sterbende Dörfer: die Wismut

Schon 1766 wurden in Ronneburg Heilquellen erschlossen. Der Kurort verlor jedoch noch nach dem Zweiten Weltkrieg an Bedeutung. Als die sowjetischen Besatzer das im Boden befindliche Uran entdeckten, gründeten sie unter dem Tarnnamen Wismut eine Aktiengesellschaft. So wurde der Uranabbau in der DDR-Zeit der wichtigste Wirtschaftszweig der Region. Die Stadt Gera und die Umgebung verdankt ihm einen nicht unerheblichen Teil ihres Wachstums.

Die Kosten für den Abbau musste bis 1954 die DDR vollständig tragen, danach nur noch teilweise. Der Bergbaubetrieb sorgte dafür, dass die DDR in der Uranproduktion der Welt an dritter Stelle hinter den USA und Kanada stand. 231.000 Tonnen Uran holten die Kumpel aus der Erde. Zeitweise wurden 11 Prozent des weltweit abgebauten Urans in Ronneburg gefördert.

Die Schattenseite des Bergbaus waren zerstörte und verschüttete Dörfer, deren Einwohner von einem Tag auf den anderen aus ihren Häusern vertrieben wurden und eine Kraterlandschaft, die vor der Wende 1989 an einen unbewohnbaren Planeten erinnerte. Die Wismut setzte gigantische Abraumhalden, spitz wie Zipfelmützen, in die liebliche Landschaft am Übergang von der sanft gewellten Ebene südlich von Leipzig zu den Mittelgebirgen des Vogtlandes.

Die Bergarbeiter selbst hatten nichts vom Aufschwung in der Region. Die sicheren Arbeitsplätze bezahlten sie mit Krankheit und Tod. Vor allem radioaktive Edelgase wie Radon führten zur Schneeberger Krankheit, zu Lungenkrebs. Mindestens 5000, vielleicht sogar 17.000 Bergleute starben an den Folgen der Strahlenbelastung.

Rekultivierung

1990 wurde der Uranabbau eingestellt. Überraschend erklärte die UdSSR im Zuge der Wiedervereinigung, dass sie zukünftig kein Uran mehr abnehmen werde. Zehntausende Menschen wurden arbeitslos. Die Bergbaugesellschaft SDAG Wismut wurde in das Sanierungsunternehmen Wismut GmbH umgewandelt, das mit Steuergeldern unterstützt wird und die Folgeschäden des Uranbergbaus nach und nach beseitigt. Bald wurde mit der Flutung der Stollen und der Rekultivierung der Tagebaue begonnen. Diese Maßnahmen waren sogar EXPO-Projekt im Jahr 2000. Bis 2010 sollen Sanierungsmaßnahmen für rund 6,2 Milliarden Euro aus Bundesmitteln umgesetzt werden.

Auf diese Weise ist ein Gürtel von Grünflächen entstanden, der sich vom Zentrum von Gera bis ins Zentrum von Ronneburg erstreckt.

Die Neue Landschaft Ronneburg

Die Neue Landschaft Ronneburg gehört als Teil der BUGA 2007 zu den Gewinnern des Wettbewerbs "365 Orte im Land der Ideen". Es handelt sich dabei um die erste Bundesgartenschau, die an zwei Standorten stattfindet. 920.000 Kubikmeter Erdmassen wurden bewegt, etwa 1600 Bäume gepflanzt und 4960 Gehölze zur Aufforstung, 110.000 Stauden wurden gesetzt und 283.500 Blumenzwiebeln gesteckt.

Die Wismut beauftragte das Darmstädter Ökoinstitut, die geleistete Arbeit zu bewerten. Das Urteil der Gutachter: Wenn Sie die Buga 2007 besuchen, ist für Sie damit kein erhöhtes Risiko verbunden. Die Strahlung auf dem Gelände ist nicht höher als in weiten Bereichen Deutschlands aufgrund des natürlichen Urangehalts in Böden. In Deutschland schwanke die Ortsdosisleistung zwischen 50 und 170 Nanosievert in der Stunde. Auf dem Bugagelände beträgt der Mittelwert 90 Nanosievert.

Den Besuchern, welche zu Tausenden am ersten Tag die BUGA erkundeten, war Fröhlichkeit und sommerliche Gelassenheit anzumerken. Schnell haben die Gäste die lauschigen Plätze für sich erobert, sind die Kinderspielplätze zum Tummelplatz geworden.

Die BUGA dauert 171 Tage, insgesamt werden 1,5 Millionen Besucher erwartet, und wenn sie am 14. Oktober schließt, bleiben die schönen Parks und Landschaften natürlich erhalten. Zur BUGA wurde eine Architektur geschaffen, welche die Natur respektiert.

Text: RR, 30. 4. 2007, Fotos: BUGA 2007 GmbH

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