2008 Internationales Jahr der Kartoffel

Am Donnerstag, den 18.10.2007, wurde am Sitz der UNO in New York 2008 zum Jahr der Kartoffel ausgerufen. Damit soll auf die Bedeutung der Knolle als wichtiges Grundnahrungsmittel hingewiesen werden. Außerdem sollen Forschung sowie Entwicklung neuer Anbautechniken gefördert werden. Mehr über die Geschichte der vielseitigen Knolle erfahrt ihr hier.

Die Kartoffel (lat.: Solanum tuberosum) begegnet einem heute in vielfältiger Form: Als knuspriger Chip, als frittierte Pommes, in Form von Klößen oder als Püree. Und die Stärke, die aus ihr gewonnen wird, bildet die Grundlage einer Vielzahl von Produkten: Sie kommt bei der Herstellung von Nahrungsmitteln als Grundstoff für Glucosesirup zum Einsatz, aus ihr wird kompostierbares Einweg-Geschirr gemacht, sie dient als Basis für Biokunststoff und noch vieles mehr.


Neues Gemüse für die alte Welt


Das klingt, als wäre die Kartoffel schon seit langer Zeit in Gebrauch. Das ist richtig, gilt aber nur für Südamerika. Dort ist sie schon seit gut 8000 Jahren als wichtiges Nahrungsmittel bekannt. In Europa kennt man die zur Familie der Nachtschattengewächse gehörende Knolle erst, seit sie von den spanischen Conquistadores im Laufe des 16. Jahrhunderts mitgebracht wurde. Sie gilt deswegen als "Neophyt", genauso wie unter anderem Tabak und Tomate (siehe auch Link am Ende des Artikels).


Giftige Pflanze nahrhafte Knolle


Zu den Nachtschattengewächsen gehören unter anderem auch Tabak und Tomaten, Tollkirsche und Stechapfel. Von der Kartoffel ist nur die unterirdisch wachsende Knolle genießbar. In den Knollen lagert die Pflanze hauptsächlich Stärke ein. Durch Kochen oder frittieren wird sie für den Menschen erst verdaulich.


Außer der Knolle enthält der Rest der Pflanze so genannte Alkaloide, die, in zu großen Mengen genossen, giftig sind. Auch grüne Teile der Kartoffelschalen und unreife Kartoffeln enthalten diese giftigen Alkaloide. Wegen ähnlichen Stoffen sind auch die Nachtschattengewächse Tabak, Tollkirsche und Stechapfel giftig.


Bestes pflanzliches Eiweiß


Reife Kartoffeln dagegen enthalten, neben Stärke, gut verdauliches Eiweiß. Unter allen Pflanzen, die Eiweiß liefern, kann das Kartoffeleiweiß am besten vom Körper aufgenommen werden. Außerdem enthält das Knollengewächs auch viel an für die Nerven wichtigen B-Vitaminen und Vitamin C. Wichtig ist eine schonende Zubereitung.


Beliebtheit wird zum Verhängnis


Weil die Kartoffel für die Ernährung so wertvoll ist und weil sie viel Ertrag liefert, wurde sie schnell zu einem bevorzugten Nahrungsmittel, besonders der armen Landbevölkerung. Weil sie auf großen Flächen angebaut wurde, hatten aber auch Krankheitserreger leichtes Spiel.


So kam es in Europa und insbesondere Irland gegen Mitte des 19.Jahrhunderts zu Hungersnöten. Die Kartoffelernten wurden in mehreren aufeinander folgenden Jahren durch einen Pilz zerstört, was unter anderem zu Auswanderungswellen aus Irland nach Amerika führte (siehe Link am Ende des Artikels).


Tausendsassa Kartoffel


Auch wenn die Kartoffel besonders in Ländern der dritten Welt immer noch eine große Rolle für die menschliche Ernährung spielt, so wird doch nur ein Viertel der Ernte direkt vom Menschen verzehrt. Ein weiteres Viertel wird zu Stärke und Alkohol verarbeitet. Zwei Fünftel werden als Futtermittel für die Landwirtschaft verwendet. Zehn Prozent einer Ernte werden als Saatkartoffeln wieder angepflanzt.


Der größte Feind der Kartoffel, der Kartoffelkäfer, kam ebenfalls aus Amerika zu uns. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden in der ehemaligen DDR und der Sowjetunion behauptet, dass die Amerikaner Kartoffelkäfer per Flugzeug abwerfen würden, um die Ernten der jeweiligen Länder zu ruinieren.

Die Kulturknolle


Weltweit existieren mehrere tausend Sorten der Kartoffel. Ebenso vielfältig wie die Art sind auch die Bezeichnungen, die der Mensch der nahrhaften Knolle gibt. Sie unterscheiden sich von Region zu Region: Erdäpfel, Arber, Ärpel, Bramburi, Erdbirn, Flezbirn, Grübling, Nudel, Schucke, Bulwe, Kästen und Grumpa sind nur eine kleine Auswahl.


Auch in der Kultur hat die Kartoffel ihre Spuren hinterlassen. Redewendungen, in denen Kartoffeln eine Rolle spielen sind etwa: Der dümmste Bauer hat die größten Kartoffeln oder Etwas fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.

Übrigens ...

Die so genannte Süßkartoffel ist botanisch nicht mit der Kartoffel verwandt. Die Kartoffel kann sich über ihre Knolle fortpflanzen, deshalb heißt sie auch Sprossknolle. Bei der Süßkartoffel handelt es sich um Stärkeeinlagerungen ins Wurzelsystem der Pflanze. Süßkartoffeln können nicht über die Knollen vermehrt werden.

Zahlen und Fakten rund um die Kartoffel:


  • Es gibt rund 7500 Kartoffelsorten, davon wachsen 1950 wild.


  • Nach Mais, Weizen und Reis ist die Kartoffel die viert wichtigste Nahrungspflanze.


  • Größter Kartoffelproduzent ist China, dann folgen Russland und Indien.

  • Kartoffeln werden auf einer Fläche von 195 000 Quadratkilometern angepflanzt.

  • 2006 wurden 315 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet.

  • In Europa werden pro Kopf durchschnittlich 93 Kilogramm pro Jahr verzehrt.



Text: -jj- 18.10.2007 // Bilder: Kartoffelblüte Keith Weller/PD; Zeichnung PD; Kartoffelkäfer: USDA/Scott Bauer/PD

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