Wattenmeer wird Welterbe

Seit dem 26. Juni 2009 ist es amtlich: das Wattenmeer in der Nordsee gehört nun zum UNESCO-Welterbe und damit zu den besonders schützenswerten und einmaligen Naturlandschaften unserer Erde. Neben elf neuen Kulturerbestätten wurden 2009 die italienischen Dolomiten und das Wattenmeer als Naturerbe ausgezeichnet. Dem Dresdner Elbtal hingegen wurde sein Status als Kulturlandschaft aberkannt.

Neue, alte und ehemalige Welterbestätten

Logo des Unesco Welterbe-Komitees.

Das Welterbekomitee der UNESCO berät jedes Jahr darüber, welche besonderen Natur- oder Kulturgüter neu in die Welterbeliste aufgenommen werden sollen. Vom 22. bis 30 Juni 2009 beschloss das Komitee, elf Kulturdenkmäler und zwei Naturlandschaften zu küren. Drei Länder sind erstmals in der Liste vertreten: die afrikanischen Staaten Burkina Faso und Kap Verde, eine Inselgruppe im Atlantik sowie Kirgisistan, ein zentralasiatisches Land, das früher Teil der Sowjetunion war. Insgesamt gehören momentan 890 Stätten in 148 Ländern zum Welterbe.

Foto: Die spitzen Formen der Gipfel in den Dolomiten (Alpen) sind weltweit einzigartig und wurden 2009 zum Weltnaturerbe ausgerufen.

Die ausgezeichneten Standorte müssen in besonderer Weise geschützt und erhalten werden, um ihren Status als Welterbe nicht zu verlieren. Bisher gab es allerdings erst einen einzigen solchen Fall: Das Wildschutzgebiet der arabischen Oryx-Antilope in Oman wurde auf ein Zehntel seiner Fläche reduziert, da der Staat Oman in dieser Gegend lieber Öl fördern wollte statt den Lebensraum der Antilopen zu schützen. Daraufhin zog die UNESCO 2007 die Auszeichnung des Gebietes als Naturerbe zurück. Dass nun der zweite Fall einer Aberkennung ausgerechnet die deutsche Stadt Dresden betrifft ist für viele Bürger ein großes Ärgernis. Wie es dazu kam, lest ihr weiter unten.

Was bedeutet Wattenmeer?

Man erlebt an der Nordsee und im Watt das Gefühl von endloser Weite...

Der Name Wattenmeer bezeichnet ein Meer, durch das man waten kann. Er deutet damit auf die Besonderheit dieser Gegend hin. Während der Ebbe zieht sich das Meer so weit zurück, dass große Küstenstreifen trocken fallen. Kommt die Flut, werden sie wieder vom Wasser bedeckt. Durch diesen ständigen Wechsel gibt es hier eine außergewöhnliche Vielfalt an Lebewesen, die nur unter diesen Bedinungen gedeihen. Für Wattwürmer, zahlreiche Muschel- sowie Vogelarten sind das niederländische sowie das schleswig-holsteinische und niedersächsische Wattenmeer ideale Lebensräume.

Das Wattenmeer der Nordsee ist zwar nicht das einzige, aber eines der größten Ökosysteme unserer Erde, die von Ebbe und Flut abhängig sind. Rund 10.000 Tieren, Pflanzen und Kleinstlebewesen bietet es einen Lebensraum. Zehn bis zwölf Millionen Zugvögel rasten alljährlich hier auf ihrem Weg in ihre Sommer- beziehungsweise Winterquartiere. Außerdem handelt es sich sich um die größte zusammenhängende Sand- und Schlickfläche unserer Erde.

Bei Ebbe kann man tolle Wattwanderungen machen.

Das Wattenmeer ist damit die erste deutsche Naturlandschaft, die zum Welterbe erklärt wurde. Während die Tourismusverbände sich nun auf einen Anstieg der Besucherzahlen freuen, kritisieren Naturschützer genau diese Entwicklung. Durch den Welterbestatus würden noch mehr Touristen an die Nordsee kommen, wodurch die sensible Naturlandschaft gefährdet würde.

Warum ist das Dresdner Elbtal kein Weltkulturerbe mehr?

Foto: Die welterbeflagge des Elbtals erhielt einen Trauerflor.

In seiner Sitzung Ende Juni 2009 entschied das UNESCO Welterbe-Komitee, dass das Dresdner Elbtal nicht mehr die Bezeichnung Weltkulurerbe tragen darf. Wie konnte es dazu kommen?

Das Dresdner Elbtal (siehe Foto rechts) ist eine relativ dünn besiedelte Gegend innerhalb Dresdens, die von Flusswiesen geprägt ist. Die Elbe fließt hier in Bogen und überflutet bei Hochwasser die Wiesen. Diese sind von einigen bedrohten Tierarten bewohnt und dienen Zugvögeln als Zwischenquartier auf dem Flug Richtung Süden sowie als Überwinterungslager.

Gleichzeitig gehören Kulturdenkmäler wie Schlösser, Villen aber auch technische Bauwerke wie die Brücke Blaues Wunder oder das Wasserwerk Saloppe zu dieser besonderen Landschaft.

Foto: Baustelle der Feldschlösschenbrücke im April 2009.

Da sich seit der Wiedervereinigung Deutschlands immer mehr Autos und LKWs auf den wenigen Brücken der Stadt drängen, wurde eine neue Elbquerung geplant: Die Feldschlösschenbrücke. Seit 2007 wird sie gebaut. Die UNESCO strich das Dresdner Elbtal nun von der Welterbeliste, da die neue Brücke die einmalige Kulturlandschaft in der Mitte durchschneide.

Link

Mehr über die 13 neuen Welterbestätten erfahrt ihr auf den Seiten der UNESCO.

Wie man unsere Natur besser kennen lernen und schützen kann steht im WAS IST WAS Band 68 Natur erforschen und schützen. Wissenswerte über unsere Meere erfahrt ihr im WAS IST WAS Band 32 Meereskunde.

Text: Liane Manseicher, 06.07.09; Fotos: Dresdner Elbtal Trauerbeflaggung: LogoX/cc-by-sa; Dresdner Elbtal: Martinroell/pd; Waldschlösschenbrücke im April 2009: Nicola/cc-by-sa;  Dolomiten-Rosengartenmassiv: Michael Kompatscher/cc-by-sa; Wattenmeer: Tessloff Archiv. 

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt