Wale - bedroht und doch gejagt

Am 23. Juni beginnt in Santiago de Chile die 60. Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC). In dieser Organisation sitzen Staaten, die den Walfang bekämpfen wie auch solche, die ihn unterstützen. Während die meisten Länder den Walfang weiter verbieten möchten, wollen Länder wie Norwegen oder Japan die Meeresriesen jagen und töten.

Die Internationale Walfangkommission (IWC) wurde 1946 gegründet - allerdings nicht aus Gründen des Tierschutzes, sondern aus Sorge um die Walfangindustrie, die mit dem Tod der letzten Wale ihre Existenzgrundlage verloren hätte. Die Bundesrepublik Deutschland ist der Kommission erst 1982 beigetreten. Über 140 Staaten in aller Welt, darunter auch Deutschland, haben zudem das "Washingtoner Artenschutzabkommen" unterzeichnet. Nach diesem Übereinkommen ist es seit 1981 verboten, Produkte von Walen ein- oder auszuführen. Dazu gehören nicht nur Walfleisch und Walöl, sondern auch Pottwalzähne, die immer noch als Schmuck verkauft werden, z. B. auf den Azoren. Vor dem Inkrafttreten dieses Handelsverbots war die Bundesrepublik der größte Walöl-Importeur Europas.

Wale jagen und schützen

 

Wale und Delfine gehören zu den bedrohten Tierarten. So genügten in der Antarktis nur 40 Jahre intensiven Walfangs mit modernen Maschinen, um die Blauwale fast auszurotten. Zwar wurden die Tiere schon 1966 weltweit unter Schutz gestellt, sie wurden aber dennoch weiter gejagt. So überlebten nur wenige Hundert.

Die Internationale Walfangkommission hat unter anderem die Aufgabe, Fangquoten für Wale in den Weltmeeren festzulegen. Während früher allein geschäftliche Erwägungen die Höhe der Quoten bestimmten, spielt heute, wo viele Nicht-Walfang-Nationen der Kommission angehören, auch der Schutz der Wale eine Rolle. So werden von der IWC Schutzzonen definiert, in denen nicht gejagt werden darf. Derzeit gilt ein "Moratorium", ein Walfangverbot, das auf eine Dauer von zehn Jahren vereinbart worden war. Allerdings hat die Kommission keine Möglichkeit, ihre Beschlüsse durchzusetzen. Alle am Walfang interessierten Länder haben sich alle möglichen Ausreden und Tricks einfallen lassen, um die Jagd trotzdem fortzusetzen.

Ein weiteres Problem ist, dass das Walfangverbot auch bisher schon nur für größere Walarten galt, kleinere Arten wie beispielsweise der Narwal und viele Delfine werden jedoch weiterhin gejagt.

Interessenskonflikt der Walfangnationen

Einige Länder haben besonderes Interesse am Walfang. Dazu gehören Norwegen, Japan und Island. Sie versuchen, den Walfang für wirtschaftliche Zwecke wieder einzuführen. Zwar sollen bestimmte Fangquoten dafür sorgen, dass die Arten erhalten bleiben, doch Walschutzorganisationen wie die WDCS (Whale and Dolphin Conservation Society) zweifeln daran, dass solche Abmachungen eingehalten werden und dass sie sinnvoll sind.

 

Schließlich nimmt die Verschmutzung der Weltmeere immer stärker zu, was allein die Wale schon ständig höheren Gefährdungen aussetzt. Die Schwermetalle und Umweltgifte, mit denen die Meere angereichert sind, lagern sich im Körper der Tiere ab. Sie werden empfindlicher und schneller krank. Viele Arten stehen auch vor dem Aussterben, weil sie sich nicht mehr vermehren können. So wurden im Nordwestpazifik so viele Pottwal- Männchen erlegt, dass die Weibchen keine Partner mehr finden Der Nachwuchs bleibt aus. Ohnehin ist die Reproduktionsrate der meisten Walarten sehr gering, d.h. sie bekommen nur sehr wenig Junge und es dauert lange, bis diese selbst im fortpflanzungsfähigen Alter sind.

 

Greenpeace fordert die IWC auf, sich zukünftig nicht ausschließlich auf den Walfang zu beschränken, sondern endlich alle Menschen gemachten Bedrohungen für Wale zu verhandeln. Dazu gehören neben der Meeresverschmutzung auch die ungeklärten Folgen des Klimawandels, der zunehmende Unterwasserlärm sowie der Tod von Walen durch Ertrinken.

 

Walfang ist heute nicht mehr nötig

 

Früher wurden Wale gejagt, weil sie viele wertvolle Rohstoffe lieferten, vom Walfleisch angefangen über Tran, Knochen und viele andere Substanzen. Wale wurden zu Nahrung, Dünger, Futter, Öl, Speck, Kosmetika, Gelatine, Arzneimittel, Seife oder Schuhcreme verarbeitet. Heute sind wir bei der Produktion fast all dieser Güter nicht mehr auf den Walfang angewiesen. Vieles kann man chemisch oder mit pflanzlichen Rohstoffen herstellen.

In Japan ist Walfleisch zwar als Delikatesse beliebt, jedoch kein Grundnahrungsmittel. Außerdem ist Walfleisch heute so stark durch Umweltgifte belastet, dass es zum Verzehr ungeeignet ist.

Wirtschaftlicher Unsinn

 

Häufig lohnt sich das Fangen von Walen wirtschaftlich überhaupt nicht. Ein Beispiel dafür ist die Situation in Island. Dort wurde 1989 der Walfang eingestellt. 1991 begann man mit der Walbeobachtung, einem Wirtschaftszweig, der für den Tourismus immer interessanter wurde.

 

Schon bald wurde mit Walbeobachtungstouren viel mehr Geld eingenommen als früher mit dem Walfang. 2003 startete Island jedoch erneut die Waljagd, angeblich aus wissenschaftlichen Gründen. Nicht nur für den Tourismus wirkte sich dieser Sinneswandel sehr negativ aus.

 

Das Argument, dass der Walfang aus wissenschaftlichen Gründen nötig sei, wird von vielen Meeresforschern bestritten. Für sie ist es in der Regel wesentlich aufschlussreicher, die Wale lebend in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten.

Der WWF hat zur aktuellen Konferenz zehn Forderungen an die Walfang-Nationen gestellt. Den Text gibt es hier.

 

Mehr über den Walfang auf der ganzen Welt und was ihr dagegen tun könnt, erfahrt ihr bei der Whale and Dolphin Conservation Society (WDCS) und bei Greenpeace.

Viele Infos über das Leben der Wale gibts auch im WAS IST WAS Band 85 Wale und Delphine.

Text: LM/RR 23. 6. 2008, Fotos: Logo: IWC, Walfluke: DS, Digital Stock, erlegter  Grönlandwal: Ansgar Walk, GDFL, Buckelwale: Diego M. GARCES / WWF-Canon, Pottwal: Morten LINDHARD / WWF-Canon


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