Tierisches Doppeljubiläum in Frankfurt

2008 feiert sowohl der Zoo der Stadt Frankfurt als auch die Zoologische Gesellschaft, die diesen einst gründete ihren 150. Geburtstag. Untrennbar mit beiden verbunden ist der Name Bernhard Grzimek, der sein Leben dem Tierschutz widmete und mit seinen Filmen Millionen begeisterte.

Am 7. März 1858 gründeten einige Frankfurter Bürger die Zoologische Gesellschaft Frankfurt. Ihr Ziel war es, einen Zoo zu ermöglichen, so wie es ihn innerhalb Deutschlands bis dahin nur in Berlin gab.

Tatsächlich gelang es ihnen, schon fünf Monate später, am 8. August 1858 den Zoo für die Bevölkerung zu öffnen. Während die Menschen sich an der frischen Luft entspannen und spazieren gehen konnten, sollten sie nebenbei auch etwas über die Natur und die verschiedensten Tierarten erfahren.

Bild: Der Weiher im Frankfurter Zoo 1860.

Während des Ersten Weltkrieges war kaum mehr Geld für die Erhaltung des Zoos da. Viele Tiere starben an Krankheiten oder Hunger. Die Zoologische Gesellschaft konnte den Zoo nicht weiter erhalten und löste sich 1915 auf. Doch der Rat der Stadt entschied den Zoo weiterzuführen, da er so beliebt war.

In den 1930 Jahren entstanden neue Zoogebäude, doch 1944 kam ein herber Rückschlag: der Zoo wurde fast vollständig ausgebombt. Die Tierhäuser lagen in Trümmern, die meisten Tiere waren gestorben.



Zoodirektor unter widrigen Umständen


Foto rechts: Ausgebombte Kleintieranlage des Frankfurter Zoos 1945.

Deshalb sollte der Zoo eigentlich ganz geschlossen werden. Doch sein neuer Leiter Bernhard Grzimek hatte einen anderen Plan.

Wenige Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eröffnete er den Tiergarten am 1. Juli 1945 wieder. Er bestand allerdings nur aus einigen provisorisch reparierten Gehegen. Um Spenden für den Wiederaufbau sammeln zu können, lies er die Zoologische Gesellschaft Frankfurt 100 Jahre nach ihrer ersten Gründung wieder auferstehen.


Links: Zebras in der Serengeti.

Um wilde Tiere für den Zoo zu fangen, ihre Lebensweise in der freien Natur kennen zu lernen und sie dadurch artgerecht halten zu können, reiste Grzimek Anfang der 1950er Jahre nach Afrika. Was er dort sah, schockierte ihn sehr:

Schon damals war die afrikanische Tierwelt durch Wilderei und die starke Ausbreitung menschlicher Siedlungen sehr bedroht. Von nun an setzte sich Grzimek für den Schutz der Tiere und den Erhalt ihrer Lebensräume ein.


Einsatz für wilde Tiere


Foto rechts: Giraffen in der Serengeti.

Die Zoologische Gesellschaft verlegte ihren Schwerpunkt immer mehr auf die Finanzierung von Grzimeks Naturschutzprojekten. Um die breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist Tierarten vor dem Aussterben zu bewahren, drehte Grzimek auch Filme, darunter den Kinohit Serengeti darf nicht sterben.


Foto links: Bernhard und Michael Grzimek neben ihrem Flugzeug 1958.

Für die Dreharbeiten hatten er und sein Sohn Michael das Fliegen gelernt und führten nun mit ihrem zebrafarbigen Kleinflugzeug Tierzählungen in der Savanne durch. So konnten sie die Wanderrouten der Herden erkunden und feststellen, dass in der Serengeti viel weniger Tiere lebten als ursprünglich angenommen. Umso wichtiger war es, ihren Lebensraum zu vergrößern und nicht zu verkleinern, wie zunächst vom Staat Tansania geplant.


Foto rechts: Noch heute sind die Flugzeuge der Zoologischen Gesellschaft im Zebrastreifen-Look lackiert.

Bernhard Grzimek erhielt für den Film sogar einen Oscar, doch trotz des Erfolgs war der Preis für den Streifen hoch: Sohn Michael verunglückte noch während der Dreharbeiten tödlich mit dem Flugzeug.


Zoodirektor Bernhard Grzimek macht sich als Herausgeber der Zeitschrift Das Tier sowie mit seiner Fernsehsendung Ein Platz für Tiere, die fast 30 Jahre lang zu sehen war, einen Namen. Während er die Naturreportagen moderierte lies er kleine Zootiere an sich herum klettern, was die lehrreichen Dokumentationen sehr unterhaltsam machte.


In Grzimeks Fußstapfen




Links: Berggorilla

Auch nach Grzimeks Tod 1987 setzt sich die Zoologische Gesellschaft weiterhin für den Tierschutz in vielen Regionen der Erde ein. So schützt sie beispielsweise die Berggorillas, die an der Grenze zwischen den afrikanischen Staaten Ruanda und Kongo leben, wo sie durch kriegerische Auseinandersetzungen immer wieder in Gefahr geraten.


Foto rechts: In der Orang-Utan-Schule lernen die Tiere, die bisher in Gefangenschaft lebten, wie sie sich in der Natur verhalten müssen.

Auch die intelligentesten Menschenaffen, die Orang Utans, sind bedroht: in Indonesien werden sie immer noch häufig illegal als Haustiere gehalten.

Foto links: In der Orang-Utan-Schule gab es sogar schon Nachwuchs.

Werden solche Tiere von der Polizei befreit, müssen sie das Leben in freier Wildbahn erst lernen in einer Affenschule der Zoologischen Gesellschaft in Sumatra.


Foto rechts: Aus ehemaligen Truppenübungsplätzen in Brandenburg werden Wildnisgebiete.

Aber auch in Deutschland setzt sich die Gesellschaft ein, etwa für den Erhalt der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg, die dort entstand, wo sich zu DDR-Zeiten Truppenübungsplätze befanden. Heute werden diese Gelände zu Wildnisgebieten, in denen sich Tiere und Pflanzen vom Menschen ungestört ansiedeln können.


Anlässlich des Doppeljubiläums gibt es eine Reihe von Veranstaltungen im Frankfurter Zoo, die ihr hier nachlesen könnt.


Mehr über Zoos erfahrt ihr auch im WAS IST WAS Band 110 Tiere im Zoo.


Text: lm 03.03.08; Fotos: Zoologische Gesellschaft Frankfurt.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt