Ökosystem Rhein: Ein Fluss erholt sich

Der Rhein ist einer der wichtigsten und am vielfältigsten genutzten Flüsse Europas. Kaum vorstellbar, dass der Strom in den 70er Jahren nahezu als ökologisch tot galt. Fische und Kleinstlebewesen starben aus, konnten unter der mangelhaften Wasserqualität nicht mehr überleben. Erst mit dem "Aktionsprogramm Rhein" wurde die Notbremse gezogen und für den intensiven Schutz des Flusses eingetreten. Mit Erfolg: heute gilt der Rhein als saniert und fast so artenreich wie um 1900.


Im letzten Jahrhundert hat der Fluss einiges an Belastung verkraften müssen. Der Strom, der sich mit einer Länge von 1.320 Kilometern von den Schweizer Alpen bis zur Nordsee schlängelt ist nicht nur eine wichtige Schifffahrtsroute, Trinkwasserspeicher und touristisches Ziel. Auch die größten Chemiekonzerne des Landes haben sich direkt am Rhein angesiedelt und leiteten Jahrzehnte fast ungefiltert ihre Abwässer in Deutschlands größten Fluss.

Ballungszentrum für Millionen

Dazu kommt, dass sich nirgends in Europa jemals so viele Menschen an einem Strom angesiedelt haben wie am Rhein. Das Einzugsgebiet umfasst eine Fläche von 185.000 Quadratkilometern. Hier leben 50 Millionen Menschen, allein in Deutschland 34 Millionen. Das muss ein Fluss erst einmal verkraften. Bis vor wenigen Jahrzehnten galt der Rhein als eines der am stärksten belasteten fließenden Gewässer Europas. Ihren Höhepunkt erreichte die Verunreinigung Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre.


Fischsterben

Da Flüsse, die an großen Städten vorbeifließen, kaum eine Chance haben, ihr Gleichgewicht wieder selbst herzustellen, musste für den Rhein ein spezielles Schutzprogramm erdacht werden. Das kam leider erst in Gang nachdem sich 1986 ein schwerer Unfall ereignet hatte. 1.000 Tonnen Chemikalien des Großkonzerns Sandoz gingen in Flammen auf. Der Zwischenfall führte zu einem Fischsterben, wie man es bis dahin in Deutschland noch nicht erlebt hatte.

Schutzprogramm Rhein - in letzter Sekunde

Jetzt waren die Verantwortlichen endlich alarmiert: Die 119 Rheinwasserwerke zwischen Schweiz und den Niederlanden drängten darauf, den Fluss wirkungsvoller zu schützen und die Wasserqualität zu verbessern. 1987 unterzeichneten die Rhein-Minister das "Aktionsprogramm Rhein". Symbol der ehrgeizigen Umweltschutzmaßnahme wurde der Lachs. Noch um 1900 waren pro Jahr 250.000 Exemplare des beliebten Speisefisches gefangen worden. 1958 wurde dann der letzte Lachs im Rhein gesichtet.


Fischleitern für den Lachs

Unter der Leitung der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR), die gerade in Bonn tagt, läuft seit 1995 ein Wiederansiedlungsprogramm des anspruchsvollen Wanderfisches. Millionen von jungen Lachsen wurden seitdem im Einzugsgebiet des Rheins ausgesetzt. Mit so genannten Fischleitern versucht man die Staustufen des Flusses für den Lachs passierbar zu machen. Mit Hilfe von Turbinen wird eine ständige Strömung erzeugt, um die Tiere anzulocken.

Artenreichtum wiederhergestellt

Bis Anfang 2003 haben wieder 1.900 Lachse ins Rheinsystem zurückgefunden. Noch kein Vergleich zur Population von früher, aber immerhin ein Anfang. Die Umweltschützer sind schon sehr zufrieden, denn der Rhein ist wieder fast so artenreich, wie vor Beginn der Industrialisierung. Fast alle 45 Fische, die einst dort lebten sind zurückgekehrt und haben sich wieder angesiedelt. Auch über 350 wirbellose Kleinstlebewesen finden im Rhein jetzt wieder erträgliche, wenn auch noch keine optimalen Lebensbedingungen.

Sanierung geglückt

Auch wenn es in Sachen Umweltschutz künftig noch viel zu tun gibt: Die Sanierung des Rheins gilt als geglückt. Immerhin ist es gelungen, die Einleitung gefährlicher Schadstoffe um 70 bis 100 Prozent zu senken. Die großen Konzerne haben auf Druck der Öffentlichkeit viel Geld in die Abwasserreinigung gesteckt und biologisch-mechanische Kläranlagen eingebaut. Im Rhein kann man heutzutage sogar bedenkenlos baden, was die Qualität des Wassers angeht.

Nic - 2.11.2005 / Fotos: Royalty Free "Düsseldorf", Royalty Free Juniors: Säugetiere, Fische und Pflanzen

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