Gefahr in der Wiese

Der hohe wirtschaftliche Druck, der auf Bauern lastet, führt dazu, dass sie immer früher und immer öfter ihre Wiesen mähen. Dadurch gefährden sie das Leben und das Überleben so mancher gefährdeter Wildtierart. EU-Programme, die den Bauern das späte Mähen schmackhaft machen, werden gekürzt. Mit einer Postkartenaktion kann man dagegen bei Landwirtschaftsministerin Renate Künast protestieren.

In Deutschland gibt es eine Fläche von fünf Millionen Hektar (2,5 Millionen Fußballfelder), die landwirtschaftlich genutzt werden. Entweder werden Pferde oder Kühe gehalten, oder man nutzt die Wiesen zum Heumachen. Aber auf und in den Wiesen leben auch viele Tiere, die durch die landwirtschaftliche Nutzung mehr und mehr gefährdet werden.

Moderne Landwirtschaft ist gefährlich

Jedes Jahr werden Wildtiere zu Hunderttausenden schwer verletzt oder getötet, weil das Grünland immer früher und immer häufiger gemäht wird. Auch sind die Maschinen immer schneller und effizienter - gut für den Bauern, aber schlecht für die Tiere, deren Lebensraum die Wiesen sind. Schätzungen gehen allein von 90000 toten Rehkitzen aus.

Als die Bauern noch mit Sensen ihre Felder abernteten und Heu machten, gab es keine Probleme für die Wildtiere, die sich gerne im hohen Gras wohnlich eingerichtet hatten. Entweder kauerten sie sich noch fester auf den Boden oder sprangen auf einmal unversehens mit großen Sprüngen davon, wie die Feldhasen oder Rehkitze.

Viele Tiere machen genau das Falsche

Heute ist das Leben für Wildtiere gefährlicher geworden. Neben ihren natürlichen Feinden werden sie mehr und mehr durch moderne Mähfahrzeuge gefährdet. Diese fahren mit bis zu 15 km/h über die Wiese. So bleibt den Tieren oft nicht genug Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Auch sind die Mähwerke immer breiter, wodurch eine Flucht immer schwieriger wird.

Besonders problematisch ist, dass die Tiere im Laufe der Evolution besondere Verhaltensweisen bei Gefahr entwickelt haben. Rehkitze und Junghasen drücken sich nämlich bei Gefahr fest auf dem Boden, um von den langen Grashalmen vor den Blicken des Räubers geschützt zu sein. Dadurch sind sie aber dem Mähwerk des Traktors schutzlos ausgeliefert. Auch Bodenbrüter wie der Kibitz leben samt ihres Geleges mitten in der Gefahrenzone.

Auch Bauern müssen leben

Aber man darf die Bauern nicht pauschal verurteilen. Auch sie müssen sich um ihr Überleben und das ihrer Kinder sorgen. Und die Globalisierung macht auch vor dem Kuhstall nicht halt. Deshalb müssen Bauern heute immer früher ihre Felder und Wiesen bearbeiten, um im Wettbewerb bestehen zu können.

Aber es gibt so genannte Agrarumweltprogramme in Deutschland und der EU. Sie geben Bauern Geld dafür, dass sie mit der Mahd der Wiesen so lange warten, bis Brut und Aufzucht der Jungtiere vorüber ist. Sie entschädigen die Bauern also für entgangenen Gewinn, weil sie ihre Felder und Wiesen später als die Konkurrenz bestellen.

Protest per Post

Heutzutage ist klar, dass jedes Tier eine wichtige Rolle in seinem Ökosystemen spielt. Und viele Tiere, die durch das Mähen getötet werden, sind schon durch andere Gefahren so weit in ihrer Anzahl reduziert, dass sie vom Aussterben bedroht sind. Trotzdem werden die Gelder für solche Agrarumweltprogramme gekürzt. Das führt dazu, dass die Bauern wieder damit beginnen werde, ihre Wiesen früh und mehrmals im Jahr zu bearbeiten.

Um zu zeigen, dass man Fuchs und Hase nicht "Gute Nacht!" sagen will, sondern ihnen helfen möchte, veranstaltet die "Deutsche Wildtier Stiftung" eine Postkartenaktion mit der grünen Landwirtschaftsministerin Renate Künast als Empfängerin.

Mehr Informationen dazu findet ihr auf der Homepage http//www.deutschewildtierstiftung.de.

Text: -jj-/3.6.2005; Fotos: Hasen: I. Arndt/DeWiSt; Kiebitz: H. Welke/PB Press; Postkarte: DeWiST; Trecker: agrarfoto.com

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt