Wildtier des Jahres 2009: Der Igel

Der Garten liegt im Dunkeln, alles ist still. Da hörst du plötzlich ein Rascheln, gefolgt von schnüffelnden und schmatzenden Geräuschen. Was ist das? fragst du dich. Oder genauer: Wer ist da? Gut möglich, dass es sich um einen Igel handelt, der kurz vor dem Winterschlaf noch eifrig auf Futtersuche ist. In den kommenden Monaten wird uns der nette Geselle auch in Zeitungen, Zeitschriften und dem Fernsehen häufiger begegnen, denn er wurde von der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild zum Wildtier des Jahres 2009 ausgewählt.

Wo leben Igel?

Igel gibt es in Europa, Asien und Afrika. Bei uns in Mitteleuropa sind vor allem der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) und seltener der Weißbrustigel (Erinaceus concolor) verbreitet. Zusammen mit Maulwürfen und Spitzmäusen gehören sie zu den Insektenfressern.

Sie leben häufig in der Nähe menschlicher Siedlungen, zum Beispiel in Gärten und Parks. Da sie in der Regel nachtaktiv sind, sehen wir sie nicht oft. Anders ist es im Herbst, wenn die Igel sich dringend ein Fettpolster für den Winter anfressen müssen. Dann sind sie sogar tagsüber auf den Beinen.

Igels Speiseplan

Sie ernähren sich von vielerlei Insekten wie etwa Laufkäfern und den Larven von Nachtschmetterlingen aber auch von Würmern, Schnecken, Spinnen und Tausendfüßern.

Ein Versteck für den Langschläfer

Foto: Zusammengerollter Igel.

Sobald die Bodentemperaturen im Herbst dauernd um den Gefrierpunkt liegen, ziehen sich Igel in ein Versteck zurück, in dem sie ihren Winterschlaf verbringen. Dieser dauert je nach Wetterlage etwa von November bis April. Laub-, Kompost- und Reisighaufen sowie dichte Hecken sind ihre beliebtesten Quartiere.

Während des Winterschlafs verliert der Igel ein bis zwei Fünftel seines Körpergewichts. Um die kalte Jahreszeit gut zu überstehen muss er vorher mindestens ein halbes Kilogramm auf die Waage bringen.

Kleinere oder schwache und kranke Igel gelten als hilfsbedürftig. Was man für sie tun kann, lest ihr im unten verlinkten Artikel Igel im Winter. Erste Hilfe durch Menschen soll jedoch ein Sonderfall bleiben. Rechtlich ist es übrigens auch verboten, gesunde Igel mit nach Hause zu nehmen. Lange Zeit wurden viel zu viele Igel von Menschen im Herbst aufgenommen und aus falsch verstandener Fürsorge über den Winter gepflegt. Diese Tiere bekommen Probleme, wenn sie sich im Frühjahr wieder daran gewöhnen sollen, allein für ihre Nahrung zu sorgen. Sie sind vom Menschen abhängig geworden.

Der Igelgarten

Viel besser können wir dem Igel helfen, wenn wir seine natürliche Umgebung so gestalten, dass er sich dort selbst gut helfen kann. Er braucht Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten, wir sollten also nicht alle Laubhaufen im Herbst beseitigen. Bevor länger liegende Reisighaufen verbrannt werden, sollte man sie vorsichtig umsetzen, sonst tötet man aus Versehen auch die Bewohner dieses Unterschlupfes.

Kleinmaschige Zäune und Mauern ohne Möglichkeiten zum Durchschlupfen begrenzen das Gebiet unserer schmatzenden Freunde unnötig. Eine Gefahr für sie stellen Gruben und Kellerschächte dar, die abgedeckt werden sollten. In Teichen mit steilem Ufer sowie Wasserbehältern hilft eine Holzplanke den Tieren, sich selbst zu befreien, wenn sie hineingefallen sind.

Chemikalien im Garten sind im wahrsten Sinne des Wortes Gift für die Stacheltiere. Meist gibt es auch umweltverträgliche Alternativen wie Bierfallen für Schnecken. Ganz problematisch ist Rattengift. Bei Schädlingsbefall hilft ein Fachmann (Schädlingsbekämpfer) zuverlässiger und stellt Gift in Fallen bereit, die für Igel, Katzen, Hunde und Kinder ungefährlich sind.

Füttern ja oder nein?

Frisches und täglich erneuertes Trinkwasser etwa in einer Vogeltränke kommt auch Igeln zu Gute. Füttern ist nur als kleine Unterstützung vor und nach dem Winterschlaf gerechtfertigt. Anbieten kann man Hunde-Trockenfutter, nicht jedoch Milch, Dosenfutter oder Speisereste, denn dies könnte zu Verdauungsstörungen führen. Der Futterplatz muss hygienisch einwandfrei sein, sonst verbreiten sich leicht Infektionskrankheiten, wenn verschiedene Tiere zum Fressen kommen.

Feinde auf vier Reifen

Foto: Igelstacheln. Die 100 Stacheln frisch geborener Igel sind noch weich um die Mutter nicht zu verletzen. Als Erwachsene tragen die Tiere einen Panzer von rund 8000 spitzen Hornstacheln, die fest und gleichzeitig so biegsam sind, dass sie damit sogar kleine Stürze abfedern können.

Marder, Füchse aber auch Steinadler und Uhus werden dem Igel als Fressfeinde gefährlich, da sie in der Lage sind, ihn auszurollen, wenn er sich als Stachelkugel geschützt hat. Die größte Gefahr für Igel stellt jedoch nach wie vor der Straßenverkehr dar. Ihre Methode, sich bei Gefahr zusammen zu rollen und die Stacheln aufzustellen hilft gegen Autoreifen leider nicht. Jedes Jahr sterben 500.000 von ihnen auf deutschen Straßen. In sechs deutschen Bundesländern ist der Igel als gefährdet eingestuft.

Mehr über Igel erfahrt ihr auch bei NABU.

Im WAS IST WAS 68 Band Natur erforschen und schützen lest ihr, wie ihr Fährten lesen könnt und welche Tiere und Pflanzen es ganz in eurer Nähe zu beobachten gibt.

Text: Liane Manseicher; Fotos: Igel im Laub: Jörg Hempel: cc-by-sa; Stacheln: BS Thurner Hof: cc-by-sa; Igel auf Wiese und zusammengerollt: Tessloff Archiv.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt