Wie wird das Schaffell zur Wolle?

Bis aus dem Fell eines Schafes Wolle wird, sind viele Schritte nötig. In Australien leben rund 160 Millionen Schafe und das Schafscheren ist ein alltägliches Geschäft.

Riesige Schafherden leben auf den immensen australischen Weiden. Oft bleiben die Tiere längere Zeit sich selbst überlassen, doch wenn die Schur ansteht, müssen die Tiere auf die Farm. Also werden sie erst einmal zusammengetrieben.

Bei großen Farmen passiert das auch aus der Luft - Hubschrauber übernehmen die Aufgabe. Sonst sind Autos, Pferde und noch immer die Hütehunde im Einsatz.Die Hunde sind immer noch unersetzbar, wenn die Schafe Richtung Farm getrieben werden sollen. Auf Pfiff bewegen sie sicher eine riesige Herde in die richtige Richtung.

Danach wird aussortiert: je nach Alter, Geschlecht und Qualität werden die Schafe in verschiedene Gruppen aufgeteilt, markiert und geschoren.

Hier kommen die Spezialisten ins Spiel: die Schafscherer. Ein Schaf wird in höchstens zwei bis drei Minuten geschoren - komplett! Das muss man sich vorstellen: einmal Schafscheren dauert so lange wie ein weiches Frühstücksei! Wenn ihr zum Friseur geht, braucht der sicher länger. Aber euer Friseur geht höchstwahrscheinlich auch etwas feinfühliger mit euch um, als die Schafscherer mit den Tieren:

Sie packen das Schaf am Rücken, drehen es mit einem geschickten Griff, halten die Beine zusammen und scheren das gesamte Vlies (oder Fell) als ein großes Stück ab. Auf verletzungen wird dabei keine Rücksicht genommen. Wird das Vlies angerissen oder in Stücke zerteilt ist es kaum noch etwas wert.

Dieses große Stück - das in der Form aussieht wie ein Tigerfell-Bettvorleger - wird auf einen Tisch gespannt und berissen. Das bedeutet je nach Qualität wird die Faser aufgehoben oder fällt durch ein Rost. Generell kann man sagen: die Seitenteile sind sehr gut, der Bauch ist oft schlecht, weil viel Dreck im Fell hängt und die Randteile sind meistens auch von schlechterer Qualität.

Je nach Sauberkeit und Feinheit der Faser werden die Vliese sortiert und je 100 Stück werden zu Ballen gepresst. Diese Ballen kommen auf Auktionen und werden dort in 5 Kilokörbchen zum Kauf angeboten. Auf den Auktionen werden die geprüften Angebote dann meistbietend versteigert. Käufer sind Kämmereien, Spinnereien und Zwischenhändler.

Dann wird die War verschifft. 30% wird in Europa, 40% in China und die restlichen 30% auf dem Rest der Welt verarbeitet.

Zunächst wird das Material in einem Wasserbad mit Seifenpulver und Zusätzen vorsichtig gewaschen und zwar so, dass es nicht verfilzt. Das Fett oder Lanolin wird aus dem Waschwasser zentrifugiert und für Kosmetika (Cremes und Lippenpflege) verkauft.

Danach wird grob gereinigt und dann gekrempelt. Das bedeutet, dass die Faserflocken durch Walzen laufen, die mit kleinen Haken versehen sind. Die bewegen sich gegeneinander und es entsteht so ein grobgereinigtes Faserband.

Als nächstes wird die Faser gekämmt und intensiv ausgereinigt, in Kammstühlen, die im Prinzip wie eure Haarkämme funktionieren. Das Faserband wird gekämmt und in mehreren Schichten übereinander gelegt, das bezeichnet man als Kammzug.

Dann bekommt die Spinnerei den Kammzug. Hier wird eine bestimmte Anzahl von Fasern maschinell gedreht und erhält einen bestimmten Drall. Dieser Drall bestimmt wie hart oder weich ein Garn wird. Hier kann ein Kammzug auch mit anderen Fasern gemischt oder auch gefärbt werden. Aus dem Kammzug kann Wolle oder auch Textilgarn hergestellt werden.

Vom Schaf zur Wolle ist´s also ein ganz beachtlicher und nicht gerade bequemer Weg - obwohl Wolle so weich sein kann!

(11.04.01/ab)

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