Wie lebt es sich als Polizeipferd?

Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, so heißt es. Dank der Beamten der berittenen Polizei ist auch Freiheit, Recht und Ordnung nicht weit. Wie es sich als Polizeipferd so lebt erzählen wir euch im folgenden Artikel am Beispiel der Polizeireiterstaffel München.

Als Pferd darf man sich auf jeden Fall geehrt fühlen, in einer traditionsreichen Einheit eingesetzt zu werden. Die Polizeireiterstaffel München gibt es schon seit 1898. Standort für Ross und Reiter ist München-Riem, nahe der Olympiareitanlage.

Auf dem Hof steht den 36 Pferden eine Ovalbahn und eine Pferdewippe zur Verfügung. Auf mehreren Koppeln und in einer Reithalle werden sie auf ihre Einsätze vorbereitet. Entspannen können die Pferde in lichten Stallungen mit großen Boxen.

Gibt es spezielle Polizeipferderassen?

Polizeipferde müssen psychisch stabil sein. Hochgezüchtete, nervöse Rennbahn-Galopper wären fehl am Platz. Die Münchner Pferde sind allesamt Wallache. Anders als Stuten oder Hengste sind Wallache viel ausgeglichener. Sie stammen meist auch aus bayrischen Gestüten und sind mit Hannoveranern verwandte, gutmütige Bayrische Warmblüter.

Wie wird ein Polizeipferd ausgebildet?

Die Pferde kommen im Alter von etwa fünf Jahren mit einer reiterlichen Grundausbildung zur Polizei. Nun müssen sie nur noch auf ihre speziellen Aufgaben vorbereitet werden. Die Ausbildung dauert je nach Talent des Pferdes zwischen einem halben und zwei Jahren. Insbesondere müssen sie sich an Lärm und viel Trubel um sich herum gewöhnen.

So läuft in den Ställen auch oft das Radio. Nicht, damit sich die Pfleger wohl fühlen, sondern damit sich die Pferde an plötzlich auftretende Geräusche wie Pfeifen und Quietschen gewöhnen. Im Einsatz müssen sie das Funkgerät oder quietschende Bremsen ertragen, ohne zu scheuen. In der Reithalle werden die Pferde mit Luftballons und Funkenfontänen, mit flatternden Fahnen und sich plötzlich öffnenden Regenschirmen an die Aufregungen eines Einsatzes, etwa bei einer Demonstration, gewöhnt.

Welche Ausbildung braucht der reitende Polizist?

Eine polizeiliche Grundausbildung mit Streifenerfahrung ist nötig, man muss also schon fertig ausgebildeter Polizist sein. Aber man braucht keine Reiterfahrung. Laut Aussage des Pressesprechers der Polizeireitstaffel ist es leichter, jemandem das Reiten neu beizubringen, als angelernte Fehler wieder auszubügeln.

Auch wenn der Tagesbefehl ab und zu lautet, entlaufene Tiere einzufangen: Beamter bei der Reiterstaffel zu sein, hat nichts mit Cowboyspielen zu tun. Deshalb lernt man auch nicht, im Sattel aus der Hüfte zu schießen oder ähnliche Sperenzchen.

Jedem Reiter ist ein Pferd zugewiesen, um das er sich hauptsächlich kümmert und es reitet. Aber immer mal wieder wird auch gewechselt, damit Pferd und Reiter sich nicht zu sehr aneinander gewöhnen.

Wo werden Reiterstaffeln eingesetzt?

Besonders bewährt hat sich der Einsatz berittener Polizisten bei Großveranstaltungen. Zum einen haben die Beamten zu Pferd einen guten Überblick über die Situation, zum anderen wirken Pferde allein wegen ihrer Größe respekteinflößend. Zwei berittene Polizisten ersetzen leicht fünf bis sechs Fußbeamte.

Reiterstaffeln patrouillieren in Bayern im Englischen Garten und insbesondere auch nachts durch Münchner Wohnviertel, weil die Beamten hoch zu Ross auch über Hecken und Mauern in Grundstücke Einblick nehmen können. Auch bei der Vermisstensuche und Einsätzen in unwegsamem Gelände haben die berittenen Polizisten Vorteile gegenüber ihren Kollegen, die per pedes unterwegs sind.

Pferde können nur dann nicht eingesetzt werden, wenn der Boden nicht tragfähig ist. Für den Winter gibt es aber sogar Hufeisen mit Spikes, so dass die Pferde auch auf glattem Untergrund eingesetzt werden können.

Was passiert mit den Pferden nach ihrem aktiven Dienst?

So lange die Pferde arbeitsfähig sind, werden sie auch eingesetzt, das Dienstälteste in München brachte es auf immerhin 27 Jahre. Die Pferde werden nicht in dem Sinne pensioniert, dass ihnen auch weiterhin Futter und Stall gewährt wird. Aber sie haben die Möglichkeit, auf einem Gnadenhof untergebracht zu werden, oder von ihren ehemaligen Reitern gekauft zu werden.

Erklärungen:

Ein Warmblut ist eine bestimme Art von Pferderasse. Sie gelten als gutmütig und ausgeglichen. Es gibt auch noch Kaltblüter und Vollblutpferde. Letztere gehen auf die Araberpferde zurück. Kalt- und Warmblüter haben natürlich dieselbe Körpertemperatur.

Ein Wallach ist ein kastriertes Pferd. Man hat ihm also die Hoden entfernt, denn ohne diese Hormondrüsen, sind Hengste viel umgänglicher und lassen sich leichter in Herden integrieren. Der Begriff bezeichnete ursprünglich die aus der Walachei (Rumänien) eingeführten kastrierten Pferde.

Ein Infoseite über die Bayerische Berittene Polizei findest du hier

Text: -jj- 16.9.2005 // Bilder mit Unterstützung und freundlicher Genehmigung durch "Hufflüsterer Bernhard" Schormair von http://www.vfd-bayern.de und http://www.hufgefluester.de.

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