Urzeitelefanten in Halle

Elefanten in Deutschland? Vor 200.000 Jahren lebten sie in der Gegend des heutigen Halle in Sachsen-Anhalt. Fast wären ihre Überreste von Baggern zerstört worden. Im Landesmuseum Bonn könnt ihr sie nun bewundern. Das Besondere: Die Altelefanten unterscheiden sich stark von denen, die wir heute aus dem Zoo kennen.

Als die Neandertaler noch auf der Erde lebten, sahen viele Pflanzen- und Tierarten bereits so aus, wie wir sie heute kennen. Die Eiche gab es schon vor tausenden von Jahren. Genau wie die Kiefer und die Feldblumen. Fuchs, Dachs und Reh lebten, genau wie heute, auf Feld und Wiesen. Höhlenbären und Höhlenlöwen glichen ihren heutigen Artgenossen fast aufs Haar. Nur einer stach damals heraus und sprengt mit seiner immensen Körpergröße unsere Vorstellungskraft: Der Altelefant.


Wie sah der Altelefant aus?

Der Elephas antiquus, wie der Eurasische Altelefant in der Fachsprache heißt, gehört zu den größten Rüsseltieren, die je auf unserer Erde gelebt haben. Die Tiere waren während des Pleistozäns, also vor 900.000 bis 33.000 Jahre vor heute, in ganz Europa und im Asiatischen Raum anzutreffen. Die männlichen Altelefanten, die Bullen genannt werden, waren über vier Meter groß. Die Weibchen, die sogenannten Kühe, kamen auf eine Körpergröße von nur drei Meter.

Da ist es nicht verwunderlich, dass die Tiere bis zu 11 Tonnen wogen. Vom äußeren Erscheinungsbild ähnelten die riesigen Säugetiere aber größtenteils den heutigen Asiatischen Elefanten. Nur die bis zu drei Meter langen, ausladenden Stoßzähne können Elefanten heute nicht mehr vorweisen. Auch soll der Altelefant eine stärkere Behaarung gehabt haben. Denn die Tiere lebten zwar zu Warmzeiten, in denen es nicht sonderlich kalt war. Trotzdem mussten sie sich mit einem Fell gegen abfallende Temperaturen schützen.


Das Verschwinden der Eurasischen Altelefanten

Vor ungefähr 100.000 Jahren verschwanden die Elefanten aus Deutschland. In wärmeren Regionen lebten sie noch bis vor 40.000 Jahren. Doch warum starben die Altelefanten aus? Darüber sind sich die Forscher bis heute nicht einig. Man kann nicht mit Sicherheit sagen, ob die Altelefanten einfach ausstarben, oder ob sie wegen ihrer Beliebtheit als Jagdbeute zu Grunde gingen. Denn Elefanten bringen seltener Jungtiere zur Welt, als andere Säugetiere. Eine Massenjagd auf sie kann also schlimme Folgen gehabt haben. Denn unumstritten ist, dass sich die frühen Menschen mit den Elefanten einen Lebensraum teilten.


Auch Neandertaler hatten Adrenalin im Blut

Es gibt eindeutige Spuren, die beweisen, dass die riesigen Säugetiere von den Neandertalern gejagt wurden. So fand man in zahlreichen Elefantenskeletten Holzlanzen zwischen den Rippen der Tiere. Doch wieso hätten die frühen Menschen die riesigen Elefanten jagen sollen, wenn sie auch Hirsche und Pferde erlegen konnten? Wieso setzten sie sich so einer großen Gefahr aus? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage können die Wissenschaftler nicht mehr geben.

Aber heutzutage fahren die Menschen Formel-1 Rennen und springen mit Fallschirmen aus Flugzeugen. Da können wir davon ausgehen, dass auch unsere Vorfahren schon Adrenalin im Blut hatten. Außerdem liegt die Vermutung nahe, dass sich die damaligen Jugendlichen bei der Elefantenjagd beweisen mussten, um in den Kreis der Jäger aufgenommen zu werden. Dennoch halten es zahlreiche Archäologen für unwahrscheinlich, dass das Aussterben dieser starken Rasse allein auf die Menschen zurückgeht. Auch wenn der Mensch zu dieser Zeit in Mitteleuropa mmer dominanter wurde.

 

Die Bergung der Altelefanten

Archäologen retteten 1986 die Skelettreste zahlreicher Elefanten aus einem Braunkohletagebau in Neumarkt in der Nähe von Halle in Sachsen-Anhalt. Die Bergung geschah in letzter Minute. Fast wären die Knochen von den Schaufelradbaggern der Bauarbeiter zerstört worden. Anschließend beförderte das Archäologenteam die sterblichen Überreste der Elefanten mit größter Vorsicht ans Tageslicht. Die Ausgrabungen waren beschwerlich und dauerten über zehn Jahre. Heute gilt die Fundstelle in Neumarkt als die weltweit Bedeutendste in der Elephas antiquus Forschung. Die Wissenschaftler fanden über 1.350 Elefantenreste und konnten damit bis zu 70 Individuen bestimmen.


Bestaunt selbst die riesigen Altelefanten!

In der Ausstellung Elefantenreich Eine Fossilwelt in Europa im LVR-Landesmuseum in Bonn könnt ihr vom 14. April bis zum 6. November 2011 in eine längst vergessene Welt eintauchen. Denn die Ausstellung zeigt nicht nur die 70 Skelette der Eurasischen Altelefanten, sondern auch weitere Zeugnisse der damaligen Tier- und Pflanzenwelt.

Neben Fisch- und Insektenresten gibt es zahlreiche Höhlenlöwen, Hyänen und Waldnashörner zu bestaunen. Der Höhepunkt der Ausstellung ist die über 5 Meter große Rekonstruktion eines Altelefanten. Der Bildhauer benötigte für sein tonnenschweres Model über sieben Monate. Aber es hat sich gelohnt! Denn erst, wenn man sich neben den gigantischen Modellelefanten stellt, weiß man, wie groß ein Säugetier von fünf Metern wirklich ist. Mehr Informationen rund um die Ausstellung und das Landesmuseum Bonn erhaltet ihr auf www.landesmuseum-bonn.lvr.de.


Adresse:

LVR-LandesMuseum Bonn

Rheinisches Landesmuseum für Archäologie, Kunst- und Kulturgeschichte

Colmantstraße 14-16

53115 Bonn

Tel. 0228/2070-351


Öffnungszeiten:

Dienstag - Sonntag 10 - 18 Uhr. Mittwoch 10-21 Uhr.

Karfreitag, Ostermontag, Pfingstmontag geöffnet.


Eintrittspreise:

Erwachsene/ermäßigt/Familien: 8 / 6 / 10 Euro

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt.


Anmeldung:

info@kulturinfo-rheinland.de

Tel.: 02234/9921-0


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